Geheimakte 2: Puritas Cordis
Entwickler:
Deep Silver
Publisher:
dtp entertainment
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
37 €
Systeme:
PC
Testsystem:
CPU: AMD Athlon64X2 2,2GHz; 2GB RAM; Grafikkarte: nVidia GeForce 7300GT, Windows XP
Anforderungen:
CPU: Pentium III/800MHz oder besser, 256MB RAM, DirectX 9-kompatible Grafikkarte mit 32MB VRAM, DVD-Laufwerk, 2GB Festplattenplatz, Windows 2000/XP/Vista
Inhalt:
Deutsche Produktionen haben oft einen faden Beigeschmack - zumindest wenn man ans Fernsehen denkt. Bei Computerspielen sieht es meist besser aus. Zumindest konnte im Rollenspielbereich DSA: Drakensang beweisen, dass wir uns vor der internationalen Konkurrenz nicht zu verstecken brauchen. Um die ganze Welt geht es auch in Geheimakte 2: Puritas Cordis, der Fortsetzung von Geheimakte Tunguska. Schafft es Deep Silver, die Adventure-Fackel hochzuhalten, oder wird die Heldin Nina Kalenkow baden gehen?
Meinung:
Schon im Prolog geht es spannend zu: Mit Waffen und Nachtsichtgeräten ausgestattete Söldner bedrängen einen Bischof, der mit unserer Hilfe vor seinem Tod noch dafür sorgen kann, dass ein geheimnisvolles Pergament in die richtigen Hände gelangen wird. Wenn wir jedoch im nächsten Abschnitt die Kontrolle über Nina übernehmen, die an Bord eines Kreuzfahrtschiffes geht, ahnen wir schon, dass da nicht alles glatt gehen wird: Der Empfänger des Pergaments stirbt noch bevor das Schiff ablegt, und sein Koffer landet im Quartier der Protagonistin. Damit fängt der ganze Ärger erst an, denn kurz darauf gibt es noch weitere Tote zu beklagen. Das erste Kapitel der Geschichte endet mit einem Cliffhanger und wir wechseln zu Ninas Exfreund Max, der seiner Studienkollegin Sam (Der Adventurefan darf an dieser Stelle schmunzeln) auf einer indonesischen Insel aushelfen will.
Zwei Protagonisten - zwei Handlungsebenen Von da an wechselt man öfter den Charakter, spielt mal eine Episode mit Max, dann wieder ein Kapitel mit Nina. Ab und zu darf man auch einen Nebencharakter steuern. Beide Protagonisten bekommen es mit der gefährlichen Sekte „Puritas Cordis“ zu tun, deren Prediger den Weltuntergang prophezeien. Schnell ahnt man, dass an dieser Gruppe mehr dran ist als nur bloßes Psychogelaber. Kennen diese Leute tatsächlich die Zukunft oder sind sie gar selbst für die ganzen Naturkatastrophen verantwortlich, welche die Erde in letzter Zeit heimsuchen?
Gespielt wird im klassischen Adventure-Stil. Jedes Szenario hat mehrere Räume, der Mauszeiger verändert sich sobald man über einen Menschen oder einen Gegenstand fährt, mit dem man interagieren (linke Maustaste) oder den man einfach nur betrachten (rechte Maustaste) kann. Am unteren Rand des Bildschirms befindet sich die Inventar- bzw. Menüleiste, die sich bei Breitbildauflösungen erst zeigt, wenn man die Maus dorthin bewegt. Gesammelte Objekte kann man hier kombinieren, verwenden und betrachten. Neben dem Systemmenü gibt es auch eine Lupe und ein Tagebuch. In letzterem lässt sich nachlesen, was gerade zu tun ist, oder was bereits geschah. Mittels Lupe oder Leertaste werden für einige Momente alle Objekte und Ausgänge gekennzeichnet, falls man doch mal etwas übersehen hat.
Die Logik machts. Und die Story, die Dramaturgie,... Die Rätsel sind fast immer logisch und glaubwürdig, nur Dinge wie die Abschussrampenkonstruktion der ohnehin schon nervigen Sam wirken etwas seltsam. Der Schwierigkeitsgrad zieht langsam aber stetig an, Einsteiger können eine Rätselhilfe aktivieren, um zusätzliche Hinweise zu erhalten.
Die Stimmen und Sprechweisen der Charaktere sind gelungen, den einen oder anderen Synchronsprecher erkennt man bestimmt wieder. Insgesamt kann man die Vertonung als hervorragend bezeichnen, die Soundeffekte sind toll, und die Musik ist ebenfalls sehr atmosphärisch. Die Schauplätze sehen prima aus, sind detailreich und werden durch zahlreiche Animationen wie Wasserfälle oder Tiere aufgewertet. Egal, ob man sich auf dem Kreuzfahrtschiff, in Indonesien oder in Paris befindet, Langeweile kommt weder für die Augen, noch für das Köpfchen auf. Die Videosequenzen fügen sich gut ins Spielgeschehen ein und können ebenfalls überzeugen.
Ohnehin wurde das Spiel packend inszeniert, man will ständig wissen, wie es weitergeht. Von solch einer Dramaturgie und Handlung kann man bei deutschen Fernsehproduktionen nur träumen. Die Charaktere sind lebendig und haben alle ihre Eigenheiten. Nina lässt keinen Kalauer aus, trifft mit ihren Pointen aber meist ins Schwarze. Bei der Anspielung auf den „Toter Papagei“-Sketch der Monty Pythons habe ich mich vor Lachen fast weggeschmissen. Derartige Easter Eggs gibt es zuhauf, negativ fällt da nur wieder einmal Sam auf. Sie gibt ihr Alter als Anfang 20 an, und kann sich dennoch sehr gut an die Show „Tutti Frutti“ erinnern, deren letzte Folgen liefen, als Sam noch nicht mal zehn gewesen sein durfte.
Schon ab 6 Geheimakte 2: Puritas Cordis erhielt eine USK-Freigabe ab sechs Jahren, was mich erneut dazu bewegt, dieses ganze System in Frage zu stellen. Natürlich agiert man nicht wie in einem Action-Adventure, oder einem Ego-Shooter, aber als Film hätte dieser Krimi-Mystery-Verschwörungs-Katastrophen-Mix sicher eine Freigabe ab zwölf erhalten. In Deutschland meint man anscheinend jedoch die ultimative Jugendschutzformel zu besitzen, und dass man das USK-Symbol einfach nur groß genug auf das Cover drucken muss, während Spiele wie Resident Evil 5 einfach gar nicht bei uns erscheinen. Aber heben wir uns das Gemecker für eine Kolumne auf.
Fazit:
Geheimakte 2: Puritas Cordis bietet genau das, was Adventurefans so lieben: Gepflegte Rätselkost mit einer packenden Story und einer tollen Präsentation. Genau das richtige für die nasskalten Tage, die nun auf uns zukommen, auch wenn der Spaß - je nach Spieler - vielleicht schon nach etwas mehr als zehn Stunden Spielzeit wieder vorbei ist. Dennoch eine eindeutige Kaufempfehlung - schon Verpackung und Anleitung lassen erahnen, wie viel Mühe und Liebe in das Spiel gesteckt wurden.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch

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