Pro Evolution Soccer 2009
Entwickler:
Konami
Publisher:
Konami
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
63,95 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Für Fans des virtuellen Fußballspiels findet die Bescherung alljährlich bereits im Oktober statt. Hier geben sich die
beiden großen Fußballsimulationen die Ehre und blasen zum Sturmangriff
auf die Festung des Gegners. Bisher bevorzugten Grafikfreunde und
Lizenzfetischisten die EA Konkurrenz, Ballvirtuosen und
Simulationsliebhaber schoben Konamis Flagschiff in den Konsolenschacht.
Während zu Beginn des ewigen Duells Fifa meist schon in den
ersten Runden zu Boden ging, pirschte sich der Herausforderer in den
letzten Jahren immer näher an den Genreprimus heran. Was haben also
Konamis Tüftler, allen voran Chefentwickler Seabass, in der aktuellen Version verbessert, um die Konkurrenz aus dem Hause EA in die Schranken zu weisen?
Meinung:
Natürlich hat Konami wieder an der Lizenzschraube gedreht. Umfangreich beworben wird der neue Champions League Modus, der aber bei genauerer Betrachtung nur 13 der 32 Topmannschaften beherbergt. Vor allem für deutsche Fans ist der Kampf um den europäischen Fußballthron eine herbe Enttäuschung. War Bayern München im Vorgänger noch mit einer Lizenz vertreten, muss der Vorzeigeclub der Bundesliga in der aktuellen Ausgabe auf der Bank Platz nehmen. Auch andere deutsche Vereine sind in der Königsklasse Fehlanzeige. Fans aus Italien und Freunde des aktuellen Europameisters dürfen sich auf die komplette Serie A und Premiera Divison freuen. Von den übrigen Ligen sind zumindest ein paar Top Vereine wie Manchester United, FC Porto und Liverpool vertreten.
Zähe Karriere
Die zweite Neuerung ist der Become a Legend - Modus, der bei EA schon in der 08er Ausgabe für Furore sorgte. Hier steuerst du einen einzelnen Spieler, darfst Dich als Nobody nach oben arbeiten und vom Provinzclubspieler zum Elitekicker mutieren. Im aufgebohrten Editiermodus kannst Du Gesicht, Figur und Trikot deines Spielers auf jede erdenkliche Art und Weise gestalten. Per Live Vision-Kamera darfst du sogar dein eigenes, engelsgleiches Antlitz verewigen.
Zu Beginn deiner Karriere musst du dich in Trainingsmatches beweisen und durch gute Leistung einen Platz in der Stammelf erobern. Leider spielt sich Become a Legend sehr zäh, da man jeden Ball mühsam erkämpfen muss und Torchancen selten sind.
Abzüge gibt es auch für die spärliche Präsentation. PES 2009 enthält sich jeglicher Kommentare zu deiner Leistung und deinen Erfolgen, weshalb man schnell die Lust an seiner Profi Karriere verliert.
Verschlimmbesserungen
Leider erlahmt damit auch schon die Innovationswut der aktuellen ProEvo Ausgabe. Natürlich haben die Mannen um Seabass wieder an der Ballphysik gewerkelt und Parameter wie den Windwiederstand und die Beschaffenheit des Untergrunds in das Gameplay miteinbezogen. Dieser Umstand fällt allerdings kaum ins Gewicht, was zwar nichts an der hervorragenden Spielbarkeit des Titels ändert aber das große Manko der Serie offenbart. Die letzten Jahre wurde immer wieder versucht, die Ballphysik und die KI der Spieler zu optimieren. Leider ging der Schuss in der letztjährigen Ausgabe nach hinten los, da die Geschwindigkeit des Spiels eher an längst vergessen geglaubte Arcadezeiten erinnerte und die Stürmer nach Belieben den Ball im Netz versenken konnten. Man hat zwar aus diesen Fehlern gelernt und das Tempo aus dem Spiel genommen, dafür sind Torchancen in ProEvo 2009 Mangelware. Diese Verschlimmbesserungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die letzten Ausgaben.
Trotz der Kritikpunkte hat man nach wie vor seine Freude an Pro Evolution Soccer.
Im Gegensatz zur Vorversion bietet die KI eine clevere Raumdeckung und
grätscht selbst einem Ronaldo geschickt den Ball vom Fuß. Um ein Tor
zur erzielen, ist eine kluge abwartende Spielweise gefordert. Wer den
Ball einfach per Steilpass in die Spitze spielt, wird sich an den
Verteidigern die Zähne ausbeißen.
Atmosphäre für die Tonne
Wie in jedem Jahr sehen die Spieler einen Tick besser aus. Natürlich wurde auch an den Animationen gefeilt. Trotzdem zieht Pro Evo in Sachen Optik gegenüber der Konkurrenz klar den Kürzeren, was mittlerweile sogar dazu führt, dass Mastermind Seabass darüber nachdenkt, die FIFA-Engine zu lizenzieren. Denn während die Spieler ihren realen Vorbilder immer ähnlich sehen, tritt die Stadionatmosphäre seit Jahren auf der Stelle. Pappkartonzuschauer und sterile Fangesänge würgen das Livefeeling gnadenlos ab.
Verpasst
Auch an die Steuerung hat man Hand angelegt und Tricks und Finten besser in den Spielfluss integriert. Leider offenbart PES 2009 ungewohnte Schwächen im Passspiel. Es kommt immer wieder vor, dass ein Pass, der eigentlich einen Kollegen in der Mitte des Feldes erreichen sollte, nach Links gespielt und somit vom Gegner abgefangen wird. Das provoziert brenzlige Situationen und verunsichert den Spieler.
Auch am Handling wurde gearbeitet und die Special Moves vom rechten auf den linken Analogstick übertragen, was deren Ausführung allerdings nur bei bestimmten Richtungskombinationen zulässt.
Optimiertes Onlinespiel
Sorgenkind der Vorjahresversion war neben der Spielgeschwindigkeit vor allem das Onlinespiel. Viele Matches hatten mit einer schlechten Verbindung zu kämpfen, die Aussetzer und Abbrüche zur Folge hatte. In PES 2009 hat man das Problem etwas besser in den Griff bekommen. Hagelte es in der 08er Ausgabe bei einem Abbruch noch Punktabzüge, kappt das Spiel jetzt selbst die Leitung und enthält sich einer Wertung
Konami hat außerdem verschiedene Server zur Verfügung gestellt, die jeweils 1000 Spielern Platz bieten, wobei sehr viel Wert auf Übersichtlichkeit, Information und Kommunikation gelegt wurde. Man sieht sofort alle Teilnehmer und kann sich problemlos über deren Fähigkeiten und Spielverhalten informieren. Die Matches selbst laufen bisher ohne große Geschwindigkeitseinbrüche ab. Allerdings sind mir häufig verspätete Reaktionen der KI Spieler aufgefallen, die es teils unmöglich machen einen Stürmer rechtzeitig abzufangen.
Fazit:
 Pro Evolution Soccer ist auch 2009 ein hervorragendes Fußballspiel. Trotzdem hält sich die Feierlaune in Grenzen. Das Entwicklerteam um seinen Vordenker Seabass hat sich die letzten Jahre zu sehr auf seinen Lorbeeren ausgeruht und das Spiel an den entscheidenden Stellen nicht konsequent verbessert. Statt an der ohnehin schon wegweisenden Ballphysik herumzudocktern, hätte man sich um eine bessere Präsentation und Atmosphäre bemühen müssen. Die Konkurrenz hat an seinen Schwächen gearbeitet und ist inzwischen auf Augenhöhe herangekommen. Das sollte Konami zu denken geben! Trotzdem ein knapper Hitstern für den ehemaligen Einserschüler.
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Autor der Besprechung:
Thomas Digel
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Grafik: 8.00
(5 Stimmen)