Brothers in Arms: Hell's Highway
Entwickler:
Gearbox Software
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Sergeant Matthew Baker und seine Mannen sind mal wieder unterwegs. Schossen zuvor noch Nazis aus der Normandie, machen sie sich nun im nächsten Kapitel der Brothers in Arms-Reihe auf nach Holland, wo sie während der Operation „Market Garden“ ein letztes Mal entscheidend in den Verlauf des Zweiten Weltkriegs eingreifen, um die Deutschen noch vor Weihnachten 1944 zu besiegen.
Dies soll mittels eines Korridors geschehen, der von Fallschirmtruppen gebildet werden und sich durch ganz Holland ziehen soll, sodass sich die Alliierten Truppen bequem ihren Weg nach Deutschland bahnen können. Dummerweise wehren sich die Deutschen verbissener als gedacht und sorgen dafür, dass dieser Korridor den Namen Hell’s Highway trägt.
Meinung:
Zugegeben, der Zweite Weltkrieg ist – gerade im Segment der Ego-Shooter – ein ziemlich ausgelutschtes Thema. Die Entscheidung, ein Spiel in dieses Setting zu legen, ist mittlerweile schon zu einer Art Glaubensfrage ausgeartet. Dass wir ständig die gleichen Waffen, Gegner und Schauplätze erleben dürfen, finden die einen ziemlich langweilig, die anderen können gar nicht genug davon bekommen. Die ersten Entwickler scheinen aus diesem Dilemma bereits Konsequenzen zu ziehen und verabschieden sich aus dem WWII-Szenario. So geschehen bei der Call of Duty-Reihe, die vier von fünf Titeln zwischen 1939 und 1945 hat spielen lassen.
Mutig oder verrückt? Ubisoft hat sich mit Brothers in Arms Hell’s Highway nun für einen weiteren solchen Shooter entschieden – und das mit gutem Grund. Bisher gab es kein Spiel der Reihe auf der aktuellen Konsolengeneration. Das letzte Brothers in Arms stammt aus dem Jahre 2005 und ist somit etwas betagt. Dass es zudem gang und gäbe ist, einem zweiten einen dritten (und letzten?) Teil folgen zu lassen, mag natürlich auch eine Rolle gespielt haben.
Sinnloses Geballer – nein danke! Brothers in Arms unterscheidet sich seit jeher vor allem spielerisch vom Einheitsbrei der Weltkriegs-Shooter. Statt in vollkommen unrealistischer Manier alle Nazi-Schergen im Alleingang niederzumetzeln, muss man hier auf Team-Ebene denken und Angriffe wohl überlegt koordinieren, was dem Spiel, gepaart mit der Möglichkeit, überall in Deckung gehen zu können, für enormen taktischen Tiefgang verleiht.
Dem Spieler alias Matt Baker sind Teams zugeteilt, die man nach Belieben durch die Areale bewegen kann. Das geschieht standardmäßig mittels Analogstick und gehaltenem linken Trigger, den man an der gewünschten Stelle wieder loslässt, um die Einheiten dort zu platzieren. Neben Bewegungskommandos lassen sich so auch spielend leicht Angriffsbefehle erteilen.
Gegnerische Soldaten lassen sich von euren Kampfgefährten mit Sperrfeuer belegen, sodass man sich an ihnen vorbei schleichen und sie hinterrücks erledigen kann. Auch eröffnen die Steuerungsbefehle die Möglichkeit, einem Hinterhalt nahezu unbeschadet zu entkommen – wenn man sich denn auch geschickt anstellt. Die gegnerische KI ist nicht gerade zimperlich, schießt ziemlich genau und ist keinesfalls nur dummes Kanonenfutter, was man von den eigenen Kameraden nicht gerade behaupten kann.
Marionetten Diese interpretieren ab und an die Befehle ein wenig zu frei und sitzen daher öfter auf dem Präsentierteller, als einem lieb sein kann. Glücklicherweise folgt an jedem Kontrollpunkt eine Wiederauferstehung der gefallenen Soldaten, denn ansonsten wäre jede Mission gnadenlos zum Scheitern verurteilt. Die Möglichkeit, einem Team Befehle zu erteilen, verleiht dem Spiel zwar spielerischen Tiefgang, gestaltet sich auf Dauer aber doch etwas monoton, weil die allgemeinen Abläufe ziemlich redundant werden. Immer wieder stößt man auf feindliche Truppen, die sich irgendwo verschanzt haben und einem an die Gurgel wollen, gibt dem Angriffs-, MG-, Bazooka- oder Mörserteam brav die Befehle, beseitigt die Hindernisse und macht sich anschließend auf zum nächsten Problem, das auf Deutsch flucht, sich versteckt und alles wegholzt, was nicht niet- und nagelfest ist. Immer und immer wieder das gleiche. Zwar werden die Herausforderungen knackiger, aber es fehlt – gerade im Vergleich zu den Vorgängern – an wirklichen Innovationen. Nichtsdestotrotz ist das Gameplay im Konkurrenzvergleich eine Klasse für sich.
Durchschnitt Im Prinzip ist Hell’s Highway ein optisch aufpoliertes Brothers in Arms der alten Schule, kann aber trotz der aktuellen Unreal 3-Engine technisch nicht mit einem Call of Duty mithalten. Dafür sind beispielsweise die Texturen stellenweise viel zu verwaschen. Auch die Charaktere bzw. deren Animationen sind nicht ganz so gelungen, was gerade in den Zwischensequenzen etwas nervt. Die Umgebung ist recht stimmig gestaltet, wirkt aber insgesamt etwas starr, wenngleich man diverse Dinge wie Zäune zerstören kann. Auf Sessel und Sofas haben aber selbst Granaten nicht die Spur einer Wirkung, was für den Realismus nicht gerade förderlich ist.
Der Sound ist insgesamt gut geraten. Musik und Geräuschkulisse sorgen für die genre-typische Stimmung, reißen aber auch nicht wirklich vom Hocker. Die Sprachausgabe ist ebenfalls gehobener Durchschnitt, aber auch nicht mehr. Manche Phrasen wiederholen sich einfach zu oft oder wirken zu aufgesetzt.
Auch multiplayermäßig ist Hell's Highway recht solide Kost, jedoch kommt man nur online in den Genuss, sich mit anderen Spielern zu messen. Einen Splitscreen-Modus gibt es leider nicht.
Fazit:
Keine Frage, spielerisch ist Hell’s Highway ziemlich cool. Durch historisch akkurates Storytelling und taktische Finessen weiß der Titel zu begeistern. Dennoch reicht es aber bei weitem nicht für einen Hit-Stempel. Dafür gibt es im Vergleich zu den Vorgängern einfach nicht genügend Innovationen. Es fehlt eben das gewisse Etwas. Für eine höhere Wertung hätte auch die technische Seite voll überzeugen müssen – tut sie aber dank grafischer Armut und durchschnittlichem Sound nicht wirklich. Wer mit der Thematik etwas anzufangen weiß, sollte aber unbedingt zugreifen. Wer WWII-Shooter eh nicht mehr sehen kann, darf getrost einen großen Bogen um dieses Spiel machen.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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