Im Jahr 2004 starteten die beiden bekannten Hollywood-Schauspieler und Freunde Ewan McGregor (Trainspotting, Star Wars: Episode I – Die Dunkle Bedrohung) und Charley Boorman in Long Way Round auf ihre erste gemeinsame Motorrad-Reise, die sie von London quer durch Europa über Asien bis in die USA führte. Mit Long Way Down und Long Way Up folgten zwei weitere Reisen, die sie von London nach Kapstadt bzw. von der argentinischen Südspitze quer durch Süd- und Mittelamerika bis in die USA führten. Letztes Jahr gingen die beiden Motorrad-Enthusiasten ein weiteres Mal auf Tour. Diesmal ging es von Ewans Heimat Schottland zu Charleys Heimat England. Dabei haben die beiden aber nicht den kürzesten Weg gewählt. Stattdessen fuhren die beiden zunächst nach Skandinavien zum Polarkreis, danach zum Baltikum, quer durch Kontinentaleuropa bis zum Ärmelkanal. Insgesamt führte sie ihre Reise somit über 12.000 Kilometer durch 17 europäische Länder. Was sie während ihres zweimonatigen Roadtrips erlebt haben, ist seit einigen Wochen als Long Way Home bei Apple TV+ zu sehen.
Wie auf ihren vorherigen Roadtrips versuchten die beiden Freunde auch diesmal wieder nicht, möglichst schnell von A nach B zu kommen. Stattdessen wollten sie die Kultur des jeweiligen Landes näher kennenlernen, weshalb sie Einheimische kennenlernten und sich in verschiedenen landestypischen Aktivitäten versuchten. Dazu zählt unter anderem ebenfalls ein Besuch auf einem Schützenfest in der Nähe von Stade, auf das sie stießen, als sie auf dem Weg ins Schleswig-Holsteinische Wesselburen waren, wo der deutsche Teil von Boormans Familie stammt und noch wohnt. Beeindruckt und ebenso etwas irritiert von der Mischung aus Fest und Schießen, kamen sie schnell ins Gespräch mit den Schützen, die sie anschließend dazu einluden, doch auch einmal selbst zum Gewehr zu greifen.
Neben der Kultur geht es im Long Way Home ebenso um die Natur, weshalb uns in allen zehn Episoden immer wieder atemberaubende Landschaftsaufnahmen erwarten. Und was ebenfalls nicht fehlen darf, sind selbstverständlich die Motorräder, auf denen sie ihre Reise begangen haben. Schließlich waren diese diesmal etwas ganz Besonderes. Anstatt auf Reiseenduros oder elektrischen Motorrädern fuhren sie diesmal auf fünfzig Jahre alten, restaurierten Oldtimern. McGregor fuhr eine Moto Guzzi 850 Eldorado von 1974, die früher von der kalifornischen Polizei genutzt worden war und ihre besten Zeiten schon hinter sich hatte. Boorman fuhr hingegen eine umgebaute und umlackierte BMW R 75/5 von 1973. Wie es bei solch alten Motorrädern normal ist, gab es mit ihnen natürlich auch immer wieder Probleme, die ebenfalls in der Serie zu sehen sind.
Ein weiterer Unterschied zu den bisherigen Roadtrips ist die emotionale Seite. Konnten die beiden die Reisen vorher in vollen Zügen genießen, so fiel es McGregor diesmal wesentlich schwerer, von seiner Familie getrennt gewesen zu sein. Der Grund dafür war Laurie, sein zu diesem Zeitpunkt dreijähriger Sohn, den McGregor wahnsinnig vermisste. Um eine Verbindung zu ihm herzustellen, hört er auf dem Motorrad oft dessen Lieblingssong. Doch das reichte nicht aus, die Sehnsucht zu stillen. Daher entschied er sich für eine Maßnahme, die so noch nie dagewesen ist – er legte eine Pause ein und lud seine Familie nach Helsinki ein, wo er mit seiner Frau Mary, seinem Sohn Laurie und seiner Tochter Anouk Zeit verbrachte. Diese Emotionalität gibt dem ansonsten recht bekannten Roadtrip-Ablauf eine neue Tiefe, über die sich vor allem McGregor-Fans sicherlich freuen werden. Schließlich bekommt man hier eine Seite des Obi-Wan Kenobi-Darstellers zu sehen, die man ansonsten nicht zu sehen bekommt.
Fazit: Auch der vierte Roadtrip von Ewan McGregor und Charley Boorman ist wieder ein kurzweiliges Abenteuer, in dem man nicht nur die beiden Stars und Freunde näher kennenlernt, sondern ebenfalls einen Einblick in verschiedene europäische Kulturen sowie eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen erhält. Wer etwas über Europa erfahren will und dabei auch noch gut unterhalten werden möchte, der sollte sich Long Way Home auf Apple TV+ auf keinen Fall entgehen lassen.