Dead Space: Katalysator
Mit Katalysator brachte Panini Books vor kurzem den zweiten offiziellen Roman zum Survival-Horror-Game Dead Space heraus. Der über 400 Seiten dicke Roman, welcher wieder aus der Feder von Brian K. Evenson
(Schriftsteller, Übersetzer und Privatdozent, dessen Roman Last Day
2009 von der American Library Association zum besten Horror-Roman des
Jahres gewählt wurde) stammt, spielt 250 Jahre in der Zukunft, bzw. 80
Jahre nach den Geschehnissen des ersten Romans Märtyrer: Die Erde
steht mal wieder vor ihrem Abgrund. Um die Katastrophe in letzter
Sekunde zu verhindern, experimentiert die Regierung der Erde mit
Technologien des schwarzen Markers - einem antiken Alien-Artefakt, das
80 Jahre zuvor, also während des ersten Romans, auf der Erde entdeckt
wurde. Diese Entscheidung bringt jedoch neue Gefahren mit sich. Der
Einfluss des Markers führt nämlich dazu, dass Leichen in grotesk
anmutende Horrorgestalten verwandelt werden.
Zunächst geht es in Dead Space: Katalysator
allerdings einmal um Istvan und Jensi Sato. Die beiden Brüder wuchsen
unter ärmlichsten Bedingungen auf Vinduaga auf, und sind seit ihrer
Kindheit auf sich selbst angewiesen. Jensi kümmerte sich nämlich schon
immer um Istvan, der ganz offensichtlich etwas geisteskrank ist, und
überall in seiner Umgebung Muster und Zeichen sieht, deren Sinn er zu
entschlüsseln versucht. Zudem neigt er gelegentlich zu paranoiden
Gewaltausbrüchen. Und genau diese bringen ihn einige Jahre später auch
in arge Probleme. Nach einem Attentat auf einen Politiker wird er
nämlich in ein Hochsicherheitsgefängnis gebracht, woraufhin Jensi, der
mittlerweile versucht ein normales Leben zu führen, alles daran setzt
seinen Bruder auch unter diesen Umständen zu beschützen. Allerding gibt
es da ein Problem - das berüchtigte Gefängnis hütet ein schreckliches
Geheimnis...
Auch wenn ich an dieser Stelle natürlich nicht zu
viel von der Story verraten möchte, sei gesagt, dass während der
Geschichte noch einige, ebenfalls gut ausgearbeitete Charaktere
auftauchen und der Horror, der die Dead-Space-Spiele so ausmacht
(zumindest Teil eins und zwei) auch in diesem Roman zur Genüge vorhanden
ist. Vor allem ab der Hälfte des Buchs, wenn die Story endlich an Fahrt
aufnimmt, gibt es einige Stellen, die einen zum Schlottern bringen.
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Leseprobe
Ah, jetzt antwortest du, sagte die Stimme. Jetzt kannst
du mich hören. Ich habe die ganze Zeit mit dir zu reden versucht,
erklärte Istvan. Und ich habe versucht, mit dir zu sprechen. Es hat eine
Weile gedauert, aber jetzt scheinen wir den richtigen Weg gefunden zu
haben. Während sie sich unterhielten, wurde die Stimme kräftiger und
selbstbewusster. Sie streckte sich aus und schabte an den Rändern seines
Bewusstseins entlang. Istvan erkannte, dass er sie jetzt wiederfinden,
wieder hören konnte, wann immer er das wollte. Als in der Nacht des
siebten Tages der nächste Schub kam, stellte er außerdem fest, dass es
diesmal viel weniger wehtat. Es fühlte sich an, als wäre sein Kopf mit
lebendem, denkenden Feuer gefüllt. Der Schleier fiel über die Welt,
zunächst rissig und zerfetzt, dann wurde ein Meer aus blendendem Licht
daraus, so wie immer, und danach verwandelte sich das Glühen schließlich
in eine andere, bunte Welt. Diesmal geschah es allerdings wesentlich
schneller als sonst, sodass er kurz darauf schon in Conns Gesicht mit
den beinahe blauen Lippen und dem blutbeschmierten Hals blickte. Der
Kopf schwebte direkt vor ihm und starrte ihn an. »Hallo, Conn«, grüßte
Istvan. Doch diesmal ließ er nicht zu, dass das Gesicht seine Worte nahm
und sie zu seinen eigenen machte. Stattdessen stellte er sich vor, wie
die andere Stimme aus der Tiefe emporstieg, aus jenem dunklen Winkel, in
dem sie sich trotz ihrer wachsenden Größe und Macht noch immer
zusammengerollt hatte. Er zwang sie in die Kehle des toten Mannes, bis
Conns Mund aufklappte und sie durch seine blauen Lippen sprach. »Hallo«,
sagte Conn. Die Stimme klang noch ein wenig merkwürdig. Die
Mundbewegungen passten nicht recht zu den Worten, die sie sprach.
Außerdem war da dieses nasse Gurgeln, als wäre Conns Hals noch immer
teilweise mit Blut gefüllt, und der Atem zischte leise durch den Riss in
seiner Luftröhre. Endlich, dachte Istvan trotzdem. Jetzt kommen wir der
Sache schon näher.
Fazit:
Anfangs
zieht sich die Geschichte ein wenig in die Länge. Zwar ist es durchaus
interessant, das Leben der Brüder Istvan und Jensi als Kinder
mitzuerleben, manche Stellen sind aber einfach etwas zu lang geraten. Ab
Mitte des Buchs nimmt die Story aber Fahrt auf, und spätestens ab dann
möchte man Dead Space: Katalysator gar nicht mehr aus der Hand
legen. Und das dürfte nicht nur für Fans der Spielereihe gelten. Zwar
sind Vorkenntnisse nicht gerade schädlich, aber auch ohne sie kann man
am Buch viel Freude haben - gruseln kann man sich ja schließlich auch
ohne dass man genau weiß, was die viel besprochenen Marker sind. Und wer
es doch genauer wissen möchte, kann ja vorher noch die Spiele spielen
oder den ersten Roman Dead Space: Märtyrer lesen.
Zu erwerben gibt es Dead Space: Katalysator für 14,95 Euro in jedem gut sortierten Buchhandel, bei Amazon oder direkt bei Panini Comics. |