WASD-Magazin – Ausgabe 2
Als im letzten Sommer das erste WASD-Magazin
erschien, habe ich gehofft, dass sich genügend Käufer finden würden,
damit das ungewöhnliche Spielemagazin weiter geht. Und siehe da, meine
Hoffnungen haben sich erfüllt. Nach 1200 verkauften Exemplaren des
Erstlingswerks gibt es seit Dezember 2012 nun die zweite Ausgabe zu
bestellen.
Warum ich mich darüber so freue? Dir Antwort ist ganz einfach, das WASD-Magazin ist einzigartig. Das machte es einen schon durch sein Aussehen klar. Genau wie die erste Ausgabe kommt auch das neue WASD-Magazin
wieder als hochwertiges Bookzine - eine Mischung aus Buch und Magazin -
daher, das ins Bücherregal einsortiert und nicht auf irgendeinen Stapel
gelesener Zeitungen gehört.
Der größte Unterschied zu einem
normalen Spielemagazin besteht aber wieder im Inhalt. Anstatt der x-ten
Vorschau zu Spiel soundso und dem 100. Test zu Tomb Raider, beschäftigt sich das WASD-Magazin
mit einem bestimmten Thema. In der Premieren-Ausgabe war dies "Tasty
Trash - Schlechte Spiele ... und warum wir sie lieben.", die zweite
Ausgabe steht ganz unter dem Motto "Select System - Games und Politik".
Zugegeben, ein nicht ganz einfaches Thema (wie das Magazin im Vorwort
auch selber sagt), aber wie es auch sagt - das WASD-Magazin ist halt nicht irgendein Spielemagazin. Darum finde ich die Themenauswahl für solch ein Magazin auch genau passend.
Auf den folgenden 151 Seiten (insgesamt umfasst das zweite WASD-Magazin
210 Seiten und somit sechs mehr als die erste Ausgabe) befassen sich
insgesamt 25 verschiedene Autoren meist in Essay-Form mit dem Thema,
Tests mit Bewertungskästen sucht man hingegen vergebens. Wie schon in
der ersten Ausgabe konnte der Herausgeber des Magazins, Christian
Schiffer (BR-Radio- und Internetjournalist), für die Texte wieder sowohl
professionelle (Gaming-) Autoren, als auch Blogger und
Feuilleton-Journalisten gewinnen können. Dementsprechend
abwechslungsreich sind die Texte und Essays auch wieder geworden. Dabei
geht es nicht nur um spielmechanische Dinge, auch die psychologische
Seite wird des Öfteren thematisiert.
Christian Schmidt schreibt
in seinem "Kaiser ist Cooler"-Text zum Beispiel warum Politiker (bzw.
Politik) in Computerspielen entweder korrupt oder irrelevant sind. In
"Huhn, Ei oder Republikaner" stellt SpielerZwei hingegen die Frage,
warum in Video- und Computerspielen politische Statements fast immer
eindimensional und platt sind, und warum die politische Aussage eines
Spiels in Tests meist weniger Beachtung findet als beispielsweise die
verfügbaren Waffen oder die Grafik. Die weiteren Texte, für die unter
anderem Jan Bojaryn (schreibt u.a. für die Intro), Christian Hubers
(Kulturwissenschaftler) und Thomas Ruscher (freier Journalist)
verantwortlich waren, beschäftigen sich noch mit vielen weiteren
Aspekten rund um das Thema Politik in Spielen, wie z.B. den Shitstorm
gegen Anita Sarkeesian (die sich ja bekanntermaßen "erdreistet" hat ein
Projekt starten zu wollen, in dem sie die stereotype Darstellung
weiblicher Protagonistinnen in Videospielen aufzeigen wollte, und damit
den Zorn zahlreicher männlicher "Gamer" auf sich zog), das Verhältnis
zwischen Videospielbranche und der Rüstungsindustrie sowie über
Homosexualität in Computerspielen, wofür der Co-Gründer der Gaymercon,
Benjamin Williams interviewt wurde. Ein Highlight ist sicherlich auch
das Interview mit König Bowser, der die Geschehnisse in den
Mario-Spielen endlich mal aus seiner Sicht erklärt.
Neben den
Essays gibt es mit dem Abschnitt "Spiele" auch wieder ein Kapitel, in
dem es ein paar Rezensionen (die nichts mit Politik zu tun haben) gibt.
Allerdings sucht man auch hier vergeblich nach Bewertungen. Vielmehr
geht es darum, dass Leute ihre ganz persönlichen Eindrücke über ein
Spiel schildern. Da diese Leute meist keine Pro-Gamer sind, die
stundenlang vor dem PC/der Konsole sitzen oder normalerweise ein ganz
anderes Genre bevorzugen, erfährt man mal ganz andere Eindrücke als in
normalen Spielemagazinen. Zudem werden hier nicht die üblichen
Verdächtigen rezensiert, sondern vor allem Spiele, von denen man bisher
noch nicht viel gehört hat (was im Fall von "Aufbruch Bayern" vielleicht
auch besser ist), oder die schon längst vergessen wurden.
Im
dritten und letzten Kapitel, der Spielwiese, gibt es zum Abschluss noch
zwei Artikel (wovon einer gar kein richtiger Artikel, sondern ein echtes
WASD-Spiel zum Abtippen in Basic ist) die sich etwas allgemeiner
mit Spielen auseinander setzen und ebenfalls nichts mit dem
übergeordneten Thema Politik zu tun haben. Nichts desto trotz sind auch
diese Artikel sehr lesenswert.
Fazit: Auch die zweite Ausgabe des WASD-Magazins
hat mir wieder außerordentlich gut gefallen, ehrlich sogar noch besser
als die erste Ausgabe. Dort gab es nämlich noch ein paar Fehler, die nun
behoben wurden, wodurch das Magazin noch runder wirkt. Die Texte und
Essays geben zudem einen guten Überblick über das Thema Politik in
Videospielen. Manche Artikel überschneiden sich thematisch zwar,
allerdings empfinde ich das als nicht allzu tragisch, da jeder Autor
eine ganz eigene Sichtweise auf das jeweilige Thema hat. Dass die Texte
nicht so seicht geschrieben sind wie in anderen Spielemagazinen sei aber
auch erwähnt.
Auch diesmal hoffe ich sehr, dass das WASD-Magazin
wieder viele Leser für sich gewinnen kann und wir bald schon über die
dritte Ausgabe schreiben können. Verdient hätte es das außergewöhnliche
Magazin, welches unser liebstes Hobby auf eine ganz eigene Art
darstellt, auf jeden Fall. Die Zeichen dafür stehen zumindest nicht
schlecht. Denn erstens kann man bereits ein Miniabo bestellen und
zweitens werden es ab der dritten Ausgabe wohl auch ein paar
Werbeanzeigen ins Magazin schaffen, wodurch die Kosten für den
Herausgeber ein wenig angenehmer ausfallen dürften.
Zu erwerben gibt es sowohl die erste als auch die zweite Ausgabe des WASD-Magazins ausschließlich über die offizielle Seite für 14,50 Euro
bzw. 19,50 Euro (Förder-Ausgabe). Dort steht einem auch eine
ausführliche Leseprobe zur Verfügung. Zudem steht auf der Site auch die
Möglichkeit offen, sich eins von vier jeweils auf 500 Stück limitierte
Poster zu bestellen. Die vier Motive kosten zwar jeweils 39,00 Euro,
sind dafür aber handgefertigte Siebdrucke und echte Eyecatcher.
|