Das typische Spielemagazin beinhaltet bunte Bilder, Previews, Tests zu
den neuesten Games, eine Retroecke und natürlich auf mindestens jeder
zweiten Seite reichlich Werbung. Nach diesen Schemata erscheinen
monatliche etliche Gamingzeitschriften und kämpfen um die Gunst der
Leser (was leider des öfteren schief geht). Dass es aber auch ganz
anders geht, hat nun BR-Radio- und Internetjournalist Christian Schiffer
bewiesen. Mehr als sein nagelneues WASD-Magazin kann sich ein Spielemagazin kaum von der breiten Masse unterscheiden. Das
fängt schon beim Verkaufsweg an. Anstatt schön aufgereiht neben den
anderen Spielezeitschriften im Regal zu liegen, kann man die WASD ausschließlich über die dazugehörige Website
bestellen. Auch der Preis ist alles andere als genreüblich. Stolze
14,50 Euro (bzw. 19,90 € für die sogenannte Förderausgabe) müssen auf
den virtuellen Tisch gelegt werden. Dafür bekommt man aber auch nicht
nur ein 100 Seiten „dickes“ Heftchen, sondern ein 204 Seiten starkes
Bookzine - eine Mischung aus Buch und Magazin, welches sich im Gegensatz
zu den herkömmlichen Magazinen auch sehr gut im Bücherregal macht.
Auch dessen Inhalt geht ganz eigene Wege. Zunächst einmal findet sich im
gesamten Magazin keine einzige Werbeanzeige. Desweiteren sind die Texte
gänzlich anders als man es von herkömmlichen Spielemagazinen kennt. Im
ersten der insgesamt drei Kapitel, das sich voll und ganz mit dem
Titelthema „Tasty Trash – Schlechte Spiele… und warum wir sie lieben.“
befasst, sind auf insgesamt 114 Seiten 19 Essays über mehr oder weniger
schlechte Spiele zu finden. Die Texte sind dabei genauso
abwechslungsreich wie die Autoren, die für sie verantwortlich waren.
Christian Schiffer hat nämlich nicht nur professionelle oder
Gaming-affine Autoren für sein Werk angeheuert, sondern auch Blogger und
Journalisten, die sonst fürs Feuilleton schreiben.
Der erste Text von Christian Schmidt der die Überschrift „Der Mist geht
gar nicht“ trägt, befasst sich zum Beispiel mit der Frage warum
missglückte Filme als Trash gefeiert werden, schlechte Spiele hingegen
nicht. Das Beispiel mit Macho Man, einem absolut miesen Film mit dem
früheren Boxweltmeister Rene Weller und Deutschlands bekanntesten
Bodyguard Peter Althof, und der Idee wie eine Spieleumsetzung davon
aussehen könnte, ist sehr amüsant.
Auch der Artikel von SpielerZwei „Nicht die schlechten Spiele ärgern
mich, sondern ihr!“, in dem der Autor zu erklären versucht, dass es
heutzutage im Grunde genommen gar keine richtig schlechten Spiele mehr
gibt, ist sehr gut zu lesen. Das gilt übrigens für die meisten Artikel,
die man in der ersten WASD vorfindet. Ab und zu fragt man sich
allerdings doch, warum der eine oder andere Artikel bzw. das darin
thematisierte Spiel unter der großen Überschrift „Tasty Trash“ läuft.
Der schön zu lesende Einblick in das Leben eines Spielers, der alles um
sich herum vergisst, und nur noch vor dem PC sitzt um sein
Lieblingsspiel Civilization zu spielen, ist solch ein Fall. Nicht nur meiner Meinung nach hat das großartige Civilization nämlich nichts Trash zu tun. Aber sei es drum, ein paar Kinderkrankheiten darf jedes neue Magazin haben.
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