Der Heidelberger Spieleverlag war so nett, uns das Grundspiel von Star Wars: X-Wing zukommen zu lassen. An dieser Stelle schon ein herzlichen Dankeschön, denn es gibt nun auf diesem Planeten einen glücklichen Star-Wars-Fan mit Faible für Table Tops und Brettspiele mehr. Und das liegt nicht nur an den tollen Miniaturen...
Wenn erwachsene Männer mit Raumschiffen spielen und komische
Geräusche von sich geben, die zwischen Krächzen und Laserfeuer
schwanken, dann ist keine private Star Wars Party ausgebrochen, sondern die Damen und Herren spielen das neue Brettspiel Star Wars: X-Wing.
Das Brettspiel ist dann eigentlich auch eher ein ein Miniaturspiel ohne
Spielbrett, also ein klassisches Table-Top-Spiel. Doch keine Angst, es
ist weit weniger komplex als bekannte Größen des Genres wie Warhammer oder Warmachine, sondern spielt sich eher schnell, einfach und ist trotzdem etwas für Taktikfüchse. Warum, klärt der Test!
Sind sie nicht schön? Das erste was einem beim Auspacken
ins Auge sticht, sind die drei Miniaturen der beiden TIE-Fighter und des
X-Wings. Detailliert genug für die Größe, sind sie vorab angemalt und
das sogar in guter Qualität. Hier hat der Heidelberger Spieleverlag
alles richtig gemacht! Denn wenn bei einem Miniaturen-Spiel diese nicht
gefallen, sinkt der Spielspaß schnell in den Keller. So sind
Star-Wars-Fans ganz sicher begeistert, alle anderen müssen zumindest die
gute Qualität anerkennen.
Des weiteren sind in der kleinen rechteckigen Spielebox unzählige
Marker, Bewegungsschablonen und Karten. Alles aus stabilem Karton, die
Ausrüstungskarten versprühen zudem einen angenehmen Star-Wars-Flair.
Beigelegt ist eine Spielanleitung und für absolute Anfänger
Schnellstartregeln, bei der einem die Grundzüge des Spiels in
vereinfachter Form erklärt werden. Eine nette Sache! Wer sich aber
halbwegs mit Brettspielen auskennt, kann gleich mit den richtigen Regeln
einsteigen.
Dogfights auf dem Tisch Die
Ausgangssituation ist relativ einfach. Zwei Spieler – einer übernimmt
die Rebellen, angeführt im Basisspiel von Luke Skywalker, der andere
Spieler spielt das finstere Imperium. So fern man keine Missionen
spielt, gewinnt der Spieler, der dem anderen alle Raumjäger aus dem All
geballert hat.
Die erste Phase im Spiel, Manöverphase genannt, ist auch gleich
die spannendste und auch taktisch herausforderndste. Jedes Raumschiff
hat eine eigene separate Manöver-Scheibe, auf der die Spieler verdeckt
einstellen, wie weit jeder Raumjäger fliegt, in welche Richtung und in
welchem Winkel. Hinzu kommt, dass jeder Raumschifftyp andere Schablonen
hat. Ein wendiger TIE-Fighter kann enge 90°-Kurven auf kleinsten Raum
fliegen, oder eine Rolle vollführen, hat aber Abstriche bei langgezogen
Kurven und hoher Geschwindigkeit. Ein X-Wing hingegen ist weniger
wendig, hat aber mehr Manöver im Kurvenbereich bei mittlerer
Geschwindigkeit.
Das Bewegen der Raumschiffe erfolgt dann mit Schablonen. Hat
jeder Spieler verdeckt für seine Raumschiffe die Manöverscheibe
eingestellt, werden sie nacheinander offen gelegt und ausgeführt. Der
schlechteste Pilot fliegt zuerst. Hierbei gibt es für jedes einstellbare
Flugmanöver auf der Manöverscheibe eine feste Schablone, die die
endgültige Bewegung des Raumschiffs simuliert.
Der Kniff dabei ist, dass jeder Spieler abschätzen muss, wie weit
mit welchem Manöver die eigenen Schiffe fliegen – vorheriges Abmessen
ist nämlich nicht erlaubt – und wohin der Gegner seine Kampfjäger
fliegen lässt. Spielt man dann noch mit Hindernissen wie Asteroiden, die
über das Spielfeld verteilt werden, werden die Flugmanöver noch
schwerer einzuschätzen. Denn am Ende ist es wichtig, dass man sich so
positioniert hat, dass man in der Kampfphase den Gegner vor seiner
Schnauze hat, um ihn unter Beschuss zu nehmen. Hört sich in der Theorie
einfach an, in der Praxis sorgt diese Phase aber für enorme Spannung.
Denn da keiner weiß, wie der andere fliegt, man aber versuchen muss,
möglichst mit der Schnauze der Flieger vorm Gegner aufzutauchen, bzw. zu
vermeiden, dass einem die Feinde am Arsch kleben, geht hier das
Taktieren und Pokern los. Selten hat eine Bewegungsphase in einem Spiel
für soviel Aufregung gesorgt!
Nach der Bewegung darf jeder Pilot je nach Raumschiff,
Ausrüstungskarten oder Sonderfähigkeiten eine Aktion ausführen. Dies
sind entweder kleine Extrabewegungen, Reparaturen am Raumschiff oder
meistens Verstärkungen für die dann folgende Kampfphase, wie z.B.
besseres Ausweichen wenn man Luke Skywalker steuert. Oder man kann als
X-Wing-Pilot Feinde in die Zielvorrichtung laden. Tie Fighter können
dafür Ausweichmanöver einleiten oder eine Fassrolle ausführen. Für die
unterschiedlichen Aktionen gibt es schön gestaltete Plättchen die neben
das Raumschiff aufs Spielfeld gelegt werden.
Laserfeuer in den Weiten des Universums
Die Kampfphase ist relativ schlicht und schnell ausgeführt.
Befinden sich feindliche Raumschiffe in dem 90°-Sichtbereich des Piloten
und in Reichweite der Waffen, kann er mit seinem primären oder
sekundären Beschuss angreifen. Dazu wird die Angriffskraft der Waffe,
eventuelle Boni aus der vorherigen Aktionsphase und
Reichweitenmodifikationen verrechnet, und so ermittelt wie viele
Angriffswürfel zur Verfügung stehen. Der angegriffene Spieler checkt die
Verteidigung seines Raumschiffes und verrechnet auch diese mit evtl.
Boni, um die Anzahl seiner Verteidigungswürfel zu ermitteln. Beide Würfe
werden verrechnet und entweder erleidet das Schiff Schaden oder weicht
allen Schüssen aus. Eine nette Idee ist die Möglichkeit kritischen
Schaden zu verursachen, der neben Hüllenpunkten des Raumschiffes noch
zusätzliche negative Effekte bewirkt, die auf zufällig gezogenen Karten
stehen.
Sammelspaß und individuelle Piloten
Wie in jedem Miniaturspiel baut auch Star Wars: X-Wing auf
dem Prinzip auf, dass Spieler sich eine ganze Flotte an Schiffen
zulegen und so eben auch die Miniaturen sammeln. Denn auch wenn die zwei
TIE-Fighter und der X-Wing aus dem Basisspiel für nette Spielrunden
taugen, und für das Kennenlernen des Spiels definitiv reichen,
Schlachtenfeeling wie man sie aus den Filmen kennt, kommt so nicht auf. Und
so kann man sich mittlerweile einige weitere bekannte Raumschiffe
kaufen und die Seite der Rebellen oder Imperialen verstärken. Ob A-, X-
oder Y-Wing, TIE-Bomber und Abfangjäger, das Schiff von Boba Fett oder
gar der Millennium-Falcon, das Star-Wars-Herz kann sich so richtig
austoben beim Sammeln der Raumschiffe. Nachteil des Ganzen: Der
Geldbeutel wird auch nach dem Basispiel geschröpft, da ein kleines
Raumschiff um die zwölf Euro kostet, größere Schiffe sogar stolze 25
Euro. Der Vorteil ist das günstige Basisspiel, das sich perfekt zum
Reinschnuppern eignet.
Äußerst nett ist die Idee, dass man jeden Raumjäger mit
unterschiedlichen Piloten besetzen kann. Dies wird über ein
austauschbares Plättchen an der Oberseite der Basis des Raumschiffs
ermöglicht. Heißt, ich habe am Anfang nur ein X-Wing-Modell, aber vier
Piloten und somit vier verschiedene Möglichkeiten den X-Wing ins Spiel
zu bringen.
Rettet den Senator Wem die normale Raumschlacht auf
Dauer zu langweilig ist, kann auch Missionen spielen. Hierbei gewinnt
man nicht durch das Zerstören der feindliche Flieger, sondern in dem man
spezifische Missionsziele erfüllt. Hierzu sind dem Basisspiel ein
Senatorschiff aus Pappe und verschiedene Missionsmarker in Form von
Satelliten beigelegt. Leider gibt es nur vier Missionen, die allerdings
alle recht spannend inszeniert worden sind. Es ist aber ein leichtes,
sich schnell eigene Missionen zu überlegen und so lange Zeit für
abwechslungsreichen Spielspaß zu sorgen.
Fazit:
Ich
bin ein absoluter Miniatur-/Wargaming-Veteran und spiele seit über 15
Jahren Spiele dieser Art. Vor diesem Hintergrund kamen mir die dünnen,
eher übersichtlichen Regeln von Star Wars: X-Wing etwas seicht
vor, doch schnell wurde ich eines besseren belehrt. Das Spiel braucht
keine aufgeblasenen Regeln oder unzählige taktische Optionen und
verfolgt einen ganz anderen Ansatz.Es geht eher um schnelle und
unkomplizierte Raumschlachten, die durch die Flugmanöver erstens den
Flair der aus den Filmen bekannten Raumschlachten gut einfangen und
zweitens für Bewegungsschach sorgen. Optional zu erwerbende Raumschiffe
machen das Spiel dann noch eine Ecke abwechslungsreicher und natürlich
durch die tollen Miniaturen auch imposanter.
Ich bin wirklich positiv überrascht und kann jedem raten, der auch nur entfernt für Star Wars
etwas übrig hat, sich dieses Spiel zu zulegen. Für Veteranen ein
schneller, wohlschmeckender Happen für Zwischendurch, für Anfänger der
perfekte Einstieg in die großartige und komplexe Welt der
Miniaturspiele.
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