
Borderlands: Psycho-Terror
Mit Borderlands: Psycho-Terror fängt der Panini-Verlag eine weitere
Buchreihe zu interessanten Videospielen an. Die Borderlands-Reihe genießt inzwischen ja zurecht Kultstatus, so dass die diversen
Comics und Romane dazu nicht weiter verwundern. Verfasst wurde der Band
von SciFi-Roman- und Drehbuchautor John Shirley, der auch schon für Bioshock einen Roman verfasst hat.
Pandora ist eine durch und durch lebensfeindliche Welt. Die gesamte
Flora und Fauna scheint es darauf angelegt zu haben, sämtliche nicht
einheimische Lebensformen anzugreifen und zu töten. Trotzdem gibt es
Menschen auf der Welt. Denn auf ihr sollen sich sagenumwobene Schätze
verbergen, Überbleibsel einer uralten Rasse. Doch nicht alle Bewohner
sind noch bei klarem Verstand und wer keinen festen Willen hat, der wird
schnell durchdrehen.
Die Familie Finn hat keine Wahl, was ihr Überleben angeht. Nachdem
ihr Raumschiff bei einer Explosion zerstört wurde, sind sie über den
gesamten Planeten verstreut. Zac Finn gerät an einen kauzigen
Einheimischen, seine Frau Marla in die Hände von Psychopathen und sein
Sohn Cal in die Hände von Roland. Letzter ist ein ehemaliges Mitglied
der Crimson Lances, einer Elitesöldnereinheit, und so ziemlich einer der
wenigen auf Pandora, den diese Welt noch nicht in den Wahnsinn
getrieben hat. Womit er der die einzige Hoffnung für die Familie ist.
Das Szenario von "Borderlands" erinnert an einen Western. Es ist
eine wilde Welt, in der das Überleben einen herausfordert. Und in dieser
durch und durch verrückten Realität gibt es nur ganz wenige, die sich
weigern, nachzugeben und die man als letzte Revolvermänner bezeichnen
kann, als solche, die einem eigenen Ehrenkodex folgen und für das Recht
anderer Menschen eintreten. Auch Roland ist so eine Person. Und doch ist er nicht der Held. Wer
also das Buch mit der Erwartung gekauft hat, ihn im Mittelpunkt der
Geschichte zu sehen, der wird enttäuscht sein. Denn stattdessen ist er
nur eine, wenn auch äußerst wichtige, Nebenfigur. Was auch keine schlechte Idee ist. Denn so gerät John Shirley nicht
in Bedrängnis, noch etwas zu der bereits ausführlichen Vorgeschichte
des Charakters hinzuzufügen. Stattdessen konzentriert er sich auf die
Familie Finn und schildert ihr Überleben auf Pandora. Dabei ist es interessant zu beobachten, wie weit sich die einzelnen
Mitglieder verändern müssen, um zu überleben. Marla beispielsweise muss
bald auf ihre Eigenschaft als Frau in einer von Männern dominierten
Welt zurückgreifen. Während hingegen Zac sich entscheiden muss, ob er
lieber zu seiner Familie möchte, oder ob er auf eine große Entdeckung
hofft, die ihm vielleicht ein Leben in Wohlstand ermöglichen könnte.
Kenner der Videospielvorlage werden natürlich genau darauf achten,
ob und in wie weit der Autor sich an die Gegebenheiten hält. Doch sollte
man sich darüber keine Gedanken machen, da es schließlich nicht die
erste Arbeit des Autors für fremde Franchises ist. Und so schafft er es
problemlos, diese wilde und gefährliche Welt zum Leben zu erwecken.
Dabei liefert er auch logische Erklärungen für die Badass-Feinde, denen
man im Spiel wiederholt begegnet. Um nochmal auf die Familie Finn zurückzukommen. So ganz stimmig
sind die Veränderungen der einzelnen Mitglieder nicht. Bei Marla stört,
dass sie zu schnell mit anderen schläft, um zurück zu ihrer Familie zu
kommen, Cal beweist Potential zur Nervensäge und Zacs Pläne werden
langweilig dargestellt.
Dennoch ist Psycho-Terror ein guter Roman. Und in den USA sind
bereits weitere Bände erschienen, ebenfalls alle von John Shirley
geschrieben. Deshalb: "Reinschauen".
Leseprobe
"Ist doch nicht meine Schuld, dass der Skag direkt unter dem Scorpio aus dem Boden gekrabbelt kam. Ich werde das Baby bei der nächstbesten Gelegenheit reparieren lassen. Sieht aus, als hört es auf zu regnen. Aber wo wir gerade beim Thema Skags sind, McNee, du hast die Höhle doch bis ganz nach hinten überprüft, oder? Hier drinnen stinkt's nämlich nach den Biestern." "Ich hab da hinten ne ganze Horde von den Viechern plattgemacht, während du den Outrunner versteckt hast. Wenn du Skagfleisch willst, geh rüber und bedien dich. Die Mistviecher sind noch keine zwölf Stunden tot." "Ich passe. Komm, wir verplempern Tageslicht. Sehen wir mal nach dem Outrunner, ob er noch fahrtauglich ist. Möglich, dass sich Psycho-Zwerge dran zu schaffen gemacht haben." Roland schnappte sich seinen Tediore-Verteidiger, eine bis ans Limit aufgepeppte Schrotflinte, zog den Kopf ein und übernahm die Führung aus dem niedrigen Höhleneingang hinaus in den dampfenden Nachmittag. Die Wolken teilten sich, die Sonne brannte herab, um Dunstschlangen aus dem feuchten Boden zu saugen. Die Rotsteinwände des Canyons troffen vor Wasser, doch die sandige Erde hatte den Großteil des Regens aufgenommen. Über dem ausladenden, schrägen Felsturm zeichnete sich sogar ein Regenbogen ab. "Und wieder ein wun-der-schö-ner Tag!", spöttelte McNee. "Auf dem gefährlichsten Planeten der Galaxis." Automatisch suchte Roland das uralte Bett des Canyons nach irgendwelchen Bewegungen ab. Ein kleiner Bach floss durch die Schlucht, hier und dort räkelten sich blühende Sträucher und lila Dachsstroh. Von der örtlichen Fauna war nichts zu entdecken. Nahezu alle Tiere auf Pandora waren ihnen feindlich gesonnen. Alles, was einem in die Quere kam, konnte einen angreifen. Die Nahrungskette auf dem Planeten war eine besondere, denn sie bestand ausschließlich aus Raubtieren. Raubtiere, die Raubtiere fraßen, die Raubtiere fraßen. Doch soweit es Roland anging, waren die Menschen und deren Nachfahren, eigentlich eher Mutanten, die Geschöpfe auf dem Planeten, vor denen man sich am meisten vorsehen musste.
Fazit: Borderlands: Psycho-Terror ist ein gelungener Videospielroman. Das
Szenario erinnert an einen Western, wobei Roland nicht die Hauptrolle
innehat sondern "nur" eine Nebenrolle. Hauptsächlich konzentriert sich
der Autor John Shirley auf die Familie Finn und wie die Mitglieder von dem Planeten
verändert werden. Shirley schafft es dabei problemlos, die Vorlage in
die Geschichte rüberzutransportieren. Er liefert sogar logische
Erklärungen für bestimmte Gegner. Nur schade, dass die Veränderungen,
die die Familie Finn durchmacht, forciert wirken.
Zu erwerben gibt es Borderlands: Psycho-Terror für 12,99 Euro in jedem gut sortierten Buchhandel, bei Amazon oder direkt bei Panini. |