Was macht man, wenn man einen Film an frei zugänglichen aber dennoch in Privatbesitz befindlichen Orten drehen will? Man holt sich eine Drehgenehmigung. Dies gilt zum Beispiel für U-Bahnstationen, für Supermärkte, für Restaurants und auch alle anderen erdenklichen Orte. Es gibt jedoch auch Produktionen, die bewusst auf solche Drehgenehmigungen verzichten – das ganze heißt dann Guerilla-Filmmaking und ist nicht ganz unproblematisch. Wenn der Dreh dann doch einmal funktioniert, und am Ende sogar noch ein guter Film heraus kommt, sorgt dieser meist für Furore, so wie 2013 beim berühmten Sundance Film Festival. Damals wurde nämlich Randy Moores Regiedebüt gezeigt, welches genau ein solcher Guerilla-Fim war. Doch das war noch nicht der einzige Grund, warum Escape From Tomorrow so viel Aufsehen erregt hat. Randy Moore hat nämlich nicht nur ohne Drehgenehmigung an einem ganz besonderen Ort gedreht – Disneyland – sondern obendrein auch noch eine ganz spezielle Geschichte und Aufmachung gewählt.

Escape From Tomorrow ist nämlich alles andere als ein heiterer Film – auch wenn man das anhand der Location zunächst einmal vermuten könnte. In dem Film geht es um Jim Ross (gespielt von Roy Abrahamson, der u.a. schon in „Weeds“ und „Groucho: A Life in Revue“ mitgespielt hat) und seiner Familie, bestehend aus Ehefrau Emily (Elena Schuber, „American Horror Story“, „Grey's Anatomy“) und seinen Kindern Sara (Katelynn Rodriguez) und Elliot (Jack Dalton), die gerade Urlaub im beliebten Freizeitpark machen. Einen Tag vor Ende des Trips erhält Jim allerdings ein wenig erfreuliches Telefonat, bei dem ihm mitgeteilt wird, dass ihm soeben fristlos gekündigt wurde. Ganz der Familienvater möchte er seiner Familie den letzten Urlaubstag nicht versauen und tut so als ob nichts wäre. Zur "Ablenkung" folgt er zwei jungen französischen Teenagern (Danielle Safady & Annet Mahendru) durch den ganzen Park und stellt sich vor, was alles mit ihnen geschehen könnte. Doch dabei bleibt es nicht. Nach und nach plagen ihn nämlich immer schlimmer werdende Visionen, die den letzten Tag zu einem wahren Albtraum werden lassen...

Dieser Wandel vom ruhigen Familientrip zu einem schon fast David-Lynchesken Psycho-Thriller ist hervorragend gelungen und fesselt den Zuschauer von der ersten Sekunde an. Doch damit nicht genug. Zusätzlich wurde der Film nämlich auch noch komplett in schwarz-weiß gedreht, was die heile und kunterbunte Disneywelt in ein ganz neues Licht rückt. So wird aus dem "glücklichsten Platz auf Erden" plötzlich ein schauriger Ort. Wenn die Familie zum Beispiel mit einem Bötchen durch die Winnie-Puuh-Welt schippert wirkt die ansonst süße Welt in schwarz-weiß plötzlich ganz anders, ja, schon beinahe bedrohlich. Und so verhält es sich den ganzen Film über, doch genau das macht den Film auch zu etwas besonderem.

Technisch darf man von Escape From Tomorrow natürlich keine Wunder erwarten. Damit die kleine Crew beim Dreh im Vergnügungspark nicht auffällt, wurden die Szenen im Disneyland (aufwendigere Szenen wurden im Studio vor einer Greenbox gedreht) mit kleinen Handycams gedreht. Das merkt man bei der Filmqualität und an den teilweise verwackelten Aufnahmen natürlich. Doch auch dies unterstützt die Bedrohlichkeit des ansonst so fröhlichen Ortes nur noch einmal extra und passt deswegen perfekt zum Film..

Fazit:
Wer auf David-Lynch-Filme steht, wird auch Randy Moores Regiedebüt Escape From Tomorrow lieben. In Sachen Surrealismus, Verworrenheit und Gnadenlosigkeit steht es Filmen des großen Regisseurs nämlich in nichts nach. Doch Escape From Tomorrow ist viel mehr als nur eine Lynch-Kopie. Durch die Dreistigkeit, den Film ohne Genehmigung im beliebtesten Freizeitpark der Welt zu drehen und die heile, ach so bunte Welt von Disney so düster und verschreckend rüberzubringen wie noch kein Film zuvor, wird Escape From Tomorrow zu einem ganz besonderen und eigenen Film, den man, einmal gesehen, so schnell nicht mehr vergisst.

Wer jetzt Interesse daran bekommen hat, sich Escape From Tomorrow zu kaufen, kann dies z.B. bei Amazon machen. Den Film gibt es wahlweise auf Blu-ray oder auf DVD.