Mit Ready Player One hat Ernest Cline 2011 einen echten Bestseller gelandet, der wenig später sogar von Steven Spielberg verfilmt wurde. Mit dem darauffolgenden Roman Armada konnte er Leser und Kritiker leider nicht mehr so überzeugen. Nun hoffen Fans natürlich, dass dies nur eine Ausnahme war und Ready Player Two an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen kann.
Ready Player One begeisterte seine Leserschaft seinerzeit durch einen gekonnten Mix aus 80er-Jahre Flair (samt zahlreichen Anspielungen und Anekdoten), einer beinahe greifbar beschriebenen virtuellen Welt, spannenden Quests, die sich so mancher auch in seinem Lieblings-Videospiel wünschen würde und einem Helden, mit dem sich viele Gamer*innen ein Stück weit identifizieren konnten. All dies sorgte dafür, dass Ready Player One zu einem weltweiten Bestseller avancierte und heute schon Kultstatus erreicht hat. Wenn ein Autor eine so gute Formel gefunden hat, könnte man meine, dass er für den Nachfolger diese einfach wiederholen würde, um einen gleichen Erfolg zu garantieren. Viele würden dies wohl auch genau so machen, Ernest Cline aber nicht. Zwar bleiben die Grundsäulen des ersten Bandes bestehen, allerdings hinterfragt Cline diesmal sehr viel mehr die reale sowie die virtuelle Welt. Ohne zu viel spoilern zu wollen, möchte ich nur so viel sagen, dass Cline einen unter anderem überlegen lässt, ob Ruhm und Reichtum einem tatsächlich immer so guttut oder doch verändert.
Dieser Aspekt des Buches, dass man hier und da selbst zum Grübeln angeregt wird, hat mir persönlich auch sehr gut gefallen. Was mir weniger gefallen hat, sind hingegen gerade die Abschnitte, die Ready Player One so erfolgreich gemacht haben. Die Reminiszenzen an die 80er und 90er wirken hier zu gewollt und werden weniger gut in die Geschichte und Quests eingebunden. Wenn zum Beispiel auf einem Purple Rain-Planeten ein Luftgitarren-Duell gegen eine virtuelle Reinkarnation von Prince angetreten wird, wirkt dies nicht nur aufgesetzt, sondern ist auch schrecklich ausufernd. Waren die Quests im ersten Band noch spannend geschrieben und beinhalteten eine Handvoll 80er- und 90er-Anleihen, so muss man nun schon beinahe Experte im jeweiligen Gebiet sein. Die Prince-Quest erstreckt sich zum Beispiel über 50 Seiten, in denen Fakten und Fragen zu Prince aufgeworfen werden, die man als Otto-Normal-Musik-Fan einfach nicht wissen kann. So ist es bei so gut wie jeder Quest. Manchmal kam bei mir das Gefühl auf, als ob Cline zuerst die Quests geschrieben hätte und diese dann einfach nur noch mit Füllmaterial verbunden hat, so ausufernd wirken diese. Ebenso anstrengend ist, dass selbst Kleinigkeiten, die man in einem oder zwei Sätzen hätte verarbeiten können, teilweise ebenso elendig lang gestreckt oder Dinge oftmals wiederholt werden.
Fazit: Beim Lesen von Ready Player Two fühlt man sich ein wenig wie beim Schauen einer Fortsetzung eines Blockbusters oder dem zweiten Teil eines Lieblingsspiels. Es ist schön, die alten Helden wiederzusehen und auch die neuen Ansätze sind toll, doch die Dinge, die dafür sorgten, dass der erste Teil ein solch großer Erfolg wurde und deshalb auch im zweiten Teil nicht fehlen dürfen, wurden so weit aufgeblasen, dass sie nun kaum noch Spaß bereiten. Im Fall von Ready Player Two betrifft dies ganz konkret die Quests und die 80er/90er-Jahre Reminiszenzen, die nun nicht mehr nur punktuell, sondern sich teilweise über 50 und mehr Seiten erstrecken und dabei so tief in die jeweilige Thematik gehen, dass einem, wenn man mit diesem Thema nicht vertraut ist, sehr schnell langweilig wird. Es interessiert sich eben nicht jeder für Prince oder Tolkiens Silmarillion, weshalb man dann auch hier wenig Freude haben wird, seitenlang etwas darüber lesen zu müssen. Weniger wäre hier also mehr gewesen, weshalb ich Ready Player Two auch leider nicht uneingeschränkt empfehlen kann – und das ist wirklich schade. Denn die neuen Ansätze, die Cline ins Spiel bringt, sind wirklich interessant und hinterfragen Dinge, die einen auch selbst betreffen und so manches Mal sogar zum Grübeln bringen.
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