Der Landwirtschafts-Simulator ist der mit Abstand bekannteste und erfolgreichste seiner Zunft, doch Simulator-Spiele im Allgemeinen boomen seit einiger Zeit. Ein Blick auf die monatliche Releaseliste zeigt, dass kein Monat vergeht, ohne dass zumindest ein oder zwei neue Simulatoren erscheinen. Dabei gibt es schon jetzt kaum einen Beruf oder eine Tätigkeit, die noch nicht in einem Simulator für jedermann zugänglich gemacht wurde. Da es bei diesem riesigen Angebot kaum machbar ist, alle Spiele zu testen, möchten wir euch in diesem Special in unregelmäßigen Abständen die neuesten, besten oder auch kuriosesten Simulatoren vorstellen.
Teil 227: TramSim – Console Edition Wer Simulationen mag, der kennt bestimmt Dovetail Games' Train Sim World, in der wir Züge auf zahlreichen berühmten Strecken befahren dürfen. Doch wusstest Du, dass es von Dovetail Games auch eine Straßenbahn-Simulation gibt? Viele wussten das wahrscheinlich nicht, da TramSim bisher leider eher unter dem Radar gefahren ist - und das, obwohl die erste Version bereits im Oktober 2020 für den PC erschienen ist. Nun erschien die Tram Simulation aber auch endlich für die Konsolen und natürlich nutzen wir die Gelegenheit, euch das Spiel einmal etwas genauer vorzustellen - verdient hat es das allemal.
Als TramSim, unter dem Namen TramSim Wien, am 29. Oktober 2020 für den PC veröffentlicht wurde, war der Umfang noch sehr überschaubar. Lediglich die Straßenbahnlinie 1 aus Wien war damals zu fahren. In den folgenden Monaten erschienen Updates, die den Umfang aber durch weitere Wiener Straßenbahnlinien erweiterten. Und im November 2021 folgte schließlich der Release von TramSim München, welches einem die Möglichkeit bot, als Straßenbahnfahrer dreier Linien durch die bayerische Landeshauptstadt zu fahren. Das Problem war, dass man, ähnlich wie Train Sim World, beide Spiel-Versionen haben musste, um in den vollen Tram-Genuss zu kommen. Konsolen-Spieler haben dieses Problem nicht. In der jetzt erschienenen TramSim - Console Edition sind nämlich alle bis dato für den PC erschienenen Inhalte enthalten, also jene aus Wien und aus München.
In Wien dürfen wir wie gesagt unter anderem mit der Straßenbahnlinie 1 vom Stefan-Fadinger-Platz über den Karlsplatz zum Ring und weiter zur Wiener Börse, dem Schwedenplatz bis zur Endstation Prater, Hauptallee fahren dürfen. Wer diese rund 45-minütige Strecke schon einmal im realen Leben gefahren ist, wird wissen, dass am Rand der Strecke zahlreiche Wiener Sehenswürdigkeiten zu sehen sind. In TramSim ist dies natürlich nicht anders. Auch hier dürfen wir etwa das Hundertwasserhaus, die Staatsoper, das Volkstheater, das Parlament oder das Burgtheater bestaunen. Diese Sehenswürdigkeiten sind auch sofort zu erkennen, da sie wirklich nachmodelliert wurden. Leider gilt dies aber nicht für alle Gebäude am Streckenrand. Wenn man sich einmal mit den unterschiedlichen Kameras während der Fahrt ein wenig umschaut, wird man leider feststellen, dass manche Gebäude doch arg Detailarm wirken.
Neben der Linie 1 dürfen wir in der österreichischen Metropole auch noch mit der U2Z und der Linie 71. Während erste in 9 Stationen bzw. rund 14 Minuten vom Schottenring zur Oper, Karlsplatz führt, steuert man die Tram auf der Linie 71 von St. Marx bis zur Börse. Festgelegt sind die jeweiligen Start- und End-Haltestellen allerdings nicht. In TramSim kann der Spieler bzw. die Spielerin nämlich sehr viel einstellen. Neben der Jahreszeit, der Uhrzeit und einem möglichen Covid-Modus (bei dem alle Fahrgäste eine Maske tragen) können so eben auch die jeweilige Start- und End-Haltestelle frei gewählt werden. Wer also eine etwas kürzere Strecke befahren möchte, kann dies hier ganz einfach einstellen. Ebenso kann man hier auch den Spielmodus auswählen, wobei sich diese in Wien und München unterscheiden. In Wien stehen einem das freie Spiel (einfache Fahrt ohne Fahrplan) und der Fahrplanmodus (Fahrt mit Fahrplan um eine Schicht zu simulieren) zur Auswahl. In München hat man hingegen die Wahl zwischen dem einfachen Modus (beschränkte Funktionen, keine Störungen) und dem fortgeschrittenen Modus (der Spieler, die Spielerin muss alles selber betätigen, es können Störungen auftreten). Weshalb sich die Spielmodi in den zwei Städten voneinander Unterscheiden, kann ich leider nicht erklären. Sehr viel nachvollziehbarer ist hingegen, dass sich die zu fahrenden Trams voneinander unterscheiden - schließlich hat jede Stadt ihre eigenen Fahrzeuge. In Wien stehen einem sowohl der moderne Niederflur-Mittelgelenktriebwagen Wagentype D "Flexity", welche seit 2018 durch Wien fährt, als auch der Wiener Klassiker E2 samt dem vierachsigen Beiwagen der Type c5, welche zusammen bereits seit 1978 im Betrieb sind, zur Auswahl. In München kann man hingegen lediglich mit der Baureihe R2.2b, welche so seit 2011 durch München fährt. Alle drei Straßenbahnen haben gemein, das sie ihren realen Vorbildern bis ins kleinste Detail nachempfunden wurden und natürlich auch in der für die jeweilige Stadt typischen Lackierung daherkommen.
Die Steuerung der drei Trams ähneln sich zum Glück, weshalb man sich nicht jedes Mal komplett umstellen muss. Dennoch empfehle ich, unbedingt zunächst das Tutorial zu spielen, da man hier nicht nur lernt, wie man die Bahnen fährt und bedient, sondern auch alles andere Wichtige. Grundsätzlich gilt, dass die Steuerung nicht allzu kompliziert ist und man sehr schnell gekonnt die Haltestellen anfährt. Das einzige, was ein wenig Eingewöhnungszeit benötigt, ist das Anklicken der Schalter und Tasten. Diese muss man vor dem Betätigen nämlich mit dem Cursor bzw. dem Analogstick anvisieren, was sich mitunter als eine echte Herausforderung herausstellt. Nach ein paar Fahrten hat man aber auch dies im Griff und der reibungslosen Fahrt steht nichts mehr im Wege.
Fazit: Wer anstatt eines Zuges mal eine Straßenbahn fahren möchte, für den ist TramSim sicherlich eine interessante Simulation. Dabei überzeugt nicht nur das Gameplay selber, dass das Fahren einer Straßenbahn sehr gut widerspiegelt und dem Spieler*in dabei viele Interaktionsmöglichkeiten bietet. Auch die beiden Metropolen, Wien und München wissen zu gefallen und ähneln ihren realen Vorbildern tatsächlich. Vor allem die zahlreichen Sehenswürdigkeiten wurden sehr gut ins Spiel nachgebaut. Schade ist nur, dass es pro Stadt nur drei Linien gibt, die man befahren darf. Nichtsdestotrotz hat mir TramSim – Console Edition sehr viel Spaß gemacht und da werde ich sicherlich nicht der einzige bleiben.
