
Die Blödigkeit (eine schöne Wortschöpfung von Oliver Kalkofe) ist kurz vor dem endgültigen Sieg. Das sieht man in allen Belangen unseres Alltags. Mitmenschen regen sich über jede sich ergebende Kleinigkeit auf und werden in rekordverdächtiger Geschwindigkeit zu Wutbürgern, denen die Meinung anderer vollkommen egal sind und jede*n anders bzw. normal denkende*n auch noch beleidigen. Im Fernsehen sieht man in Dauerschleife irgendwelche Typen und Z-Promis, die auf Inseln asoziales Verhalten präsentieren oder sich im Dschungel irgendwelchen seltsamen Aufgaben stellen. Und im Internet lesen Millionen von Menschen lediglich die aufreißerischen Überschriften und liken von irgendwelchen Influencer*innen jedes Wort und Bild, ganz gleich wie stumpfsinnig es auch sein mag.
Seit wann ist das so? Wann war der Zeitpunkt erreicht, an dem man schräg angeschaut wird, wenn man lieber ein gutes Buch liest statt irgendwelche aufgepumpten Typen und überschminkten Frauen bei was auch immer zuschaut? Und gibt es eventuell dennoch einen Funken Hoffnung, dass die Vernunft am Ende doch noch siegt und all dies nur ein (weiteres) schlechtes Kapitel unserer Zeit darstellt? Genau diese Frage hat sich Oliver Kalkofe in seinem neuesten Buch Sieg der Blödigkeit – Ist die Vernunft noch zu retten? gewidmet.
Zu welcher Erkenntnis er dabei schlussendlich gekommen ist, werde ich an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten. Schließlich möchte ich durch einen möglichen Spoiler nicht dafür verantwortlich sein, wenn der ein oder andere deswegen das Buch nicht kauft. Denn das ist wirklich empfehlenswert. Der beliebte Comedian und Satiriker lässt hier nämlich ein wahres Feuerwerk an Wortwitz los und geht der Frage, was es braucht, das lästige Denken wieder in Mode zu bringen, mit seiner gewohnt ironischen Weise nach. Für zart Besaitete ist das Ganze dabei aber nichts. Denn wie man es von ihm kennt, nimmt er hier kein Blatt vor den Mund und spricht die Probleme konsequent an – und das in beiden Richtungen. Es werden nämlich nicht nur die Macher*innen hinterfragt, sondern eben auch die, die den ganzen Bull**** am Ende konsumieren.
So schön (oder sollte ich lieber traurig sagen?) das auch zu lesen ist, hätte ich mir gewünscht, dass Kalkofe ab und an ein Thema noch etwas vertiefen würde. Denn leider springt er doch recht häufig hin und her. Dabei wäre gerade das Thema Fernsehen mit all seiner Kenntnis dafür prädestiniert gewesen, hier noch ein wenig genauer draufzuschauen.
Fazit: Sieg der Blödigkeit – Ist die Vernunft noch zu retten? ist ein interessantes Buch, in dem Oliver Kalkofe gewohnt schonungslos aufzeigt, mit welchem Blödsinn wir Tag für Tag in den Medien, im Internet und auch sonst konfrontiert werden. Ebenso zeigt er aber, dass viele Menschen sich das gerne gefallen lassen und statt etwas dagegen zu unternehmen, sich einfach mit ausgeschaltetem Gehirn berieseln lassen. Man könnte nun natürlich meine, dass dieses Buch eventuell dazu beitragen könnte, dass doch wieder die Vernunft die Oberhand gewinnt. Jedoch gibt es da ein kleines Problem. Denn wer diesen Band kauft, gehört ohnehin nicht zu dem Lager, das sich einfach so berieseln lässt. Und wer das Buch gebrauchen könnte, der wird es wohl kaum kaufen. Doch auch wenn somit vermutlich immer nur die falsche Klientel das Buch kaufen wird, ist es dennoch absolut empfehlenswert und hat vollkommen zu Recht seinen Weg in die Spiegel-Bestseller-Liste gefunden.
Zu erwerben gibt es Sieg der Blödigkeit – Ist die Vernunft noch zu retten? für 22,00 Euro (bzw 18,99 Euro als e-book) bei Amazon, beim herausgebenden Knaur Verlag oder im Buchhandel.
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