Tom Clancy's Splinter Cell 3D
Entwickler:
Ubisoft
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40 €
Systeme:
3DS
Inhalt:
Ubi Soft hat sich selbst zum Hauptlieferanten von 3DS-Titeln erklärt, was man am Launch-Lineup des Handhelds schon merken konnte. Doch Qualität und Quantität geben sich nicht oft die Hand, besonders im Spielebereich. Mit den Rabbids hat man schon enormes Potential verschenkt, da wird man doch wenigstens auf die bewährte Schleichkost mit Sam Fisher setzen können, oder? In Tom Clancy's Splinter Cell 3D können wir jedenfalls nochmal den dritten Teil der Reihe, Chaos Theory, diesmal in der dritten Dimension erleben.
Meinung:
Mit China ist es immer so eine Sache. In der Welt der Wirtschaft längst nicht mehr wegzudenken, menschenrechtlich immer noch sehr bedenklich und gerade durch die Verhaftung des Künstlers Ai Weiwei wieder in die Schlagzeilen gekommen. In der fiktiven Spionagewelt von 2005 sieht es da noch einfacher aus. Hier hecken China und Nordkorea mal wieder ein Komplott gegen Japan und den Rest der Welt aus. Sam Fisher, Spitzenspion von Third Echolon, der gerade einen Top-Informatiker aus den Fängen von peruanischen Seperatisten befreien will, findet bald jedoch Hinweise darauf, dass jemand anderes hinter dieser Bedrohung stecken könnte.
Lieber liegen bleiben! Man steuert Fisher mit dem analogen Schiebepad, das Steuerkreuz ist mit Aktionen wie Springen oder an die Wand lehnen belegt. L und R sind für die Waffen gedacht, es gibt jeweils eine primäre und sekundäre Fähigkeit. Schleicht man sich an einen Gegner an, kann man ihn auch mit der L-Taste K.O. schlagen und mit R gleich ganz über den Jordan schicken. Einen spielerischen Unterschied gibt es hier nicht, da bewusstlose Gegner einfach liegen bleiben und nicht mehr aufwachen. Man braucht auch niemanden herumzutragen und in eine dunkle Ecke zu legen, alles völlig überflüssig.
Zwischen Tür und Angel Auf dem Touchscreen kann man nicht nur Waffen und diverse Granaten auswählen, auch der Scanner und das Nachtsichtgerät ist dort zu finden. Zudem kann man im Kontextmenü mit der Umgebung interagieren, um z.B. Türen zu öffnen, PCs zu verwenden, Schlösser zu knacken oder mit einem optischen Kabel unter den Türen durch zu spähen. Beim Schleichen helfen Anzeigen für die Verborgenheit und den Geräuschpegel des Spions.
Zielübungen Die vier Aktionstasten haben dafür eine etwas undankbare Belegung bekommen: Die Kamera. Was schon auf der PSP mehr schlecht als recht funktionierte, sorgt auch auf dem 3DS für etwas Missmut. Ganz so schlimm wie z.B. bei Resistance: Retribution ist es natürlich nicht, schließlich ist Splinter Cell 3D ein viel ruhigeres Spiel. Dennoch ist es ein grober Schnitzer, denn im Gegensatz zur PSP hat der 3DS einen zweiten Analogstick: Den Touchscreen. Die Praxistauglichkeit dessen ist durch zahlreiche DS-Spiele belegt. Man hätte ja einfach die Standardaktionen auf die vier Buttons legen können, und das Steuerkreuz für die Waffenauswahl benutzen können – als Anzeige dafür wäre der Touchscreen trotzdem noch verwendbar gewesen. Und selbst wenn die Entwickler dies nicht hingekriegt hätten, eines wäre wohl drin gewesen: Der Funktionstausch von Schiebepad und Buttons beim Zielen. So in etwas, wenn man in Resident Evil 4 für die Wii das Scharfschützengewehr verwendet und nun mit dem Stick statt der Zeigefunktion zielt. Für die langsamen und minimalen Laufbewegungen hätten die Buttons nämlich gereicht.
Darf's ein bisschen weniger sein? Aber das ist leider noch nicht alles, was einem bei Splinter Cell 3D die Laune verdirbt. Das Original ist jetzt sechs Jahre als und sieht auf dem PC immer noch gut aus, läuft sogar auf sehr günstigen Laptops für um die 400 Euro flüssig und mit höchsten Details. Man könnte meinen, dass es Ubi Soft auf einem brandneuen Handheld, dem man bescheinigt, mindestens dem Gamecube ebenbürtig zu sein, ebenfalls so gut hinbekommt. Zumindest lassen Spiele wie Super Street Fighter IV und Super Monkey Ball 3D durchscheinen, dass Grafikqualität, Geschwindigkeit und eine für die Displaygröße sehr gute Auflösung Dinge sind, mit denen man auch in Zukunft rechnen kann. Schließlich zeigen die Starttitel nie das volle Potential einer Konsole. Aber wenn man sich z.B. an Wii-Launchspiele von Ubi Soft erinnert, Far Cry Vengeance sei da z.B. genannt, weiß man, woher der Wind weht. Splinter Cell 3D sieht einfach nicht besonders gut aus, überall wurden Objekte und Details entfernt, das Ganze läuft trotzdem nicht flüssig.
Chaos, leicht bekömmlich Doch im Grunde bleibt Chaos Theory ein solides Spiel, dessen Missionsaufbau und Handlung alleine schon für Spaß genug sorgen sollt, Grafikschwächen kann man daher noch verzeihen, das vereinfachte Leveldesign und Gameplay jedoch nicht. Ja, die 3DS-Variante basiert weder auf der PC- noch auf irgendeiner Heimkonsolenversion. Ich habe den Klassiker extra nochmals installiert und mir Youtube-Videos des ersten Levels auf Xbox, Gamecube und PS2 angesehen. Zwar war das Spiel auf den letzteren beiden System schon etwas schwächer, eine Umsetzung dieser Versionen wäre aber das mindeste gewesen. Das Leveldesign kann man getrost als "Chaos Theory: Light" bezeichnen.
Wie ein Schatten Das Gameplay kam bei dieser Abmagerungskur leider auch nicht besonders gut weg. Hatte man im Original mehrere Sichtfunktionen, z.B. Nachtsicht, Wärmebild, etc., so beschränkt sich die 3DS-Version auf ein sehr seltsames Nachtsichtgerät. Hier werden lediglich Personen und Objekte mit denen man interagieren kann, in hellem Weiß eingefärbt. Der Einsatz dieses Geräts ist also nicht nur wegen der starken Dunkelheit in den Levels sinnvoll, sondern verrät einem auch ganz leicht, wo das Zeug für die Nebenobjektiven herum liegt.
Der KI hat Ubi Soft auch ganz übel mitgespielt. So schafft man es locker frontal auf die meisten Gegner – ob alarmiert oder nicht - zuzugehen, und sie einfach auszuknocken. So konnte ich eine Munitionskiste von einem Tisch aufheben, während sich der Feind über eine Karte beugte, die auf selbigem lag – es war recht hell. Ablenkungsaktionen wie Pfeifen und Steine werfen gibt es zwar auch, brauchen tut man dies nicht.
3D im Dunkeln Zu guter Letzt ist auch der 3D-Effekt nichts besonderes, was wohl an der dunklen und kargen Gestaltung der Levels liegt. Die Sprachausgabe wurde vom Original übernommen und klingt immer noch gut, besonders Fishers markante Stimme kommt perfekt rüber. Dagegen stören viele weitere Kleinigkeiten den Spielfluss, wenn man z.B. unbedingt den Touchscreen berühren muss, damit es weitergeht, und ein Tastendruck als Alternative nicht vorgesehen ist. Schaut man mit dem optischen Kabel unter einer Tür durch, muss man die Bewegungssteuerung verwenden, um die Sicht nach links und rechts zu bewegen, das Schiebepad kann nicht verwendet werden. Immerhin hat man daran gedacht, den 3D-Effekt nicht zu verwenden, während man den 3DS bewegen muss.
Fazit:
Wer Sam Fishers drittes Abenteuer nochmal (oder zum ersten Mal) erleben möchte, der sollte entweder auf die PS3-HD-Trilogie warten, oder sich gleich die sehr günstige PC-Sammlung der ersten vier Teile - zu finden in der Software-Pyramide – zulegen. Die laufen auf Windows 7 einwandfrei und sind schon längst in HD.
Was Tom Clancy's Splinter Cell 3D angeht, so bleibt es im Kern ein gutes Spiel, das jedoch grafisch, spielerisch und vom Leveldesign her total beschnitten wurde. So bleibt Ubi Soft der Quantitäts-König auf dem neuen Handheld, bei der Qualität muss sich allerdings noch einiges tun.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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