Legend Of The River King
Entwickler:
Marvelous
Publisher:
Natsume Inc.
Genre:
Download
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
4,99 €
Systeme:
3DS
Inhalt:
Während viele den Gameboy nur als Daddelkiste für Tetris und Super Mario Land kennen, sorgte der erfolgreiche Handheld bei so manchem heutigen Core-Gamer für die erste Begegnung mit komplexeren Spielegenres. Zu Zeiten, als das Rollenspiel hierzulande hauptsächlich dem PC zugerechnet wurde, und sich nur wenige JRPGs nach Europa verirrten, gab es auch auf dem Gameboy echte Highlights, die man dem kleinen grauen Kästchen kaum zugetraut hätte. Marvelous, die zuvor schon mit Harvest Moon eine bis heute erfolgreiche Spielereihe etablierten, versuchten sich ebenfalls an einem – etwas ungewöhnlichen – Handheld-RPG: Legend Of The River King, welches nun für die Virtual Console im 3DS-eShop erhältlich ist.
Meinung:
Legend Of The River King (in Europa auf dem DS und der PS2 auch als Harvest Fishing bekannt) ist deswegen ungewöhnlich, weil dem Spiel fast völlig die Fantasy-Elemente fehlen. Man spielt einen Jungen, dessen Schwester an einer seltenen und tödlichen Krankheit leidet, und die daher dringend eine spezielle Medizin braucht. Die kann man nur aus dem Wächterfisch gewinnen, der magische Kräfte besitzt. Das war es dann auch schon mit der Fantasy, denn die sonstigen Fische und Kreaturen, die im Spiel vorkommen, gibt es auch in echt.
Man zieht also los, um den Wächterfisch zu fangen, muss dabei aber erstmal kleinere Brötchen backen, schließlich ist man anfangs noch kein Profi-Angler. Es gilt also, sich mit dem Fangen von Fischen Geld zu verdienen, und anderen Leuten Gefälligkeiten zu erweisen, um dafür wiederum Informationen, Gegenstände und Dienstleitungen im Austausch zu erhalten. So kommt man an ein Floß, eine Axt, bessere Angelruten, usw., um sich schließlich dahin durchschlagen zu können, wo die Wächterfische zu finden sind, bzw. erstmal erfahren, wo das überhaupt ist.
Geduldsspiel Und obwohl Legend Of The River King im Gegensatz zu anderen Gameboy-Rollenspielen nicht sehr groß bzw. lang ist, kann es doch lange dauern, bis man es soweit schafft. Denn wie beim echten Angeln braucht man auch in der virtuellen Version viel Geduld. Über vierzig verschiedene Fische gibt es, und für manche braucht man eine bestimmte Kombination aus Rute, Haken und Köder, um erfolgreich zu sein. Es gibt nämlich nicht nur kleine, mittlere und große Haken, eine Rute speziell für Kunstköder, sondern auch zahlreiche Lebend- und Fliegenköder. Geduldig sein, Erfahrung sammeln, und Informationen von den NPCs (oft nicht ohne Gegenleistung) helfen dabei sehr. Doch nicht nur für die Vorbereitung, sondern auch für das eigentliche Angeln braucht man Zeit.
Virtueller Fischfang Man sucht sich zuerst eine gute Stelle am Fluss bzw. See aus, wählt dann einen Köder, wirft die Angel mit B aus (je länger man den Knopf gedrückt hält, desto weiter), und kann dann die Schemen der Fische im Wasser erkennen. Hat man die richtige Stelle erwischt, und die Angel passend ausgeworfen, treibt die Strömung den Schwimmer inklusive Haken und Köder zu den Fischen. Mit etwas Glück beißt dann einer an, und umkreist den Schwimmer. Wird dieser nach unten gezogen, sollte man A drücken. Das Spiel wechselt dann von der typischen Draufsicht in eine Unterwasser-Seitenansicht. Hier möchte der Fisch Reißaus nehmen – wir lassen ihn zunächst gewähren, bis er müde wird. Dann halten wir A gedrückt, damit die Schnur eingezogen wird. Sobald das langsamer vonstatten geht, wiegen wir den Fisch wieder etwas in Sicherheit, bis er erneut „stehen“ bleibt. Hat alles geklappt, zieht man den Fisch schließlich heraus, und man sieht dann auch schriftlich, was man gefangen hat, und wie groß der Fang ist. Im Eimer haben zwar einige Fische Platz, aber nicht allzu viele, weswegen man immer mal wieder verkaufen bzw. an die NPCs abliefern sollte. Größere Eimer gibt es natürlich aus.
Angriffslustige Fauna Mit den Kunstködern angelt es sich etwas anders, denn hier muss man mit Druck auf A und B den Ködern etwas zappeln lassen, damit die Fische überhaupt auf ihn aufmerksam werden. Bei all den Angeltouren kann es übrigens auch sein, dass man von wilden Tieren angegriffen wird. Das sind anfangs Spinnen, Krähen und Schlangen, die recht realistisch aussehen, und nicht wie Comic- oder Fantasygegner. Später kommen größere Tiere wie Bären oder auch giftigere Schlangenarten hinzu. Bei den Kämpfen geht es darum, wer wen verjagt. Schaffen wir es, die Trefferpunkte des Gegners auf Null zu setzen, haben wir gewonnen und bekommen Erfahrung. Umgekehrt landet der Charakter im Gasthaus. Kommt es zu einem Kampf, hat man drei Optionen: Kämpfen, Flüchten und Mahlzeit. Für letzteren Punkt braucht man natürlich auch Proviant im Inventar, und kann dann damit seine Gesundheit wiederherstellen. Flüchten klappt nicht immer, und beim Kämpfen erfolgt nicht etwa ein automatischer Angriff wie bei anderen rundenbasierten RPGs. Man sieht den Gegner vor sich und die eigene Faust, die als kleiner Cursor an einer bestimmten Stelle des Bildschirms auftaucht und nach einer Weile wieder verschwindet. Man muss dann also nochmals A betätigen, und zwar wenn die Faust auf dem Gegner erscheint und nicht irgendwo daneben. Es gibt sogar Schwachstellen, aber man sollte dem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen, wenn man den Gegner treffen kann.
Regenbogenforellen statt Graubarsche Neben dem Hauptspiel kann man in einem separaten Modus auf Tamagotchi-Art einen Fisch züchten, der sich in mehreren Stufen zu stärkeren Fischen entwickelt. Das ist mehr eine kleine Dreingabe, immerhin passt diese Art der Evolution vielleicht zu Pokémon, aber nicht zum ansonsten ziemlich realistischen Setting dieses Spiels.
Legend Of The River King erschien 1997 zunächst für den Gameboy, in Europa aber erst 2000 als farbige Version für den Gameboy Color. In dieser Fassung wurde es auch für die Virtual Console umgesetzt, wobei die Farben gut und kräftig rüberkommen, das Spiel aber natürlich anders aussieht als auf dem originalen GBC-Bildschirm ohne Hintergrundbeleuchtung. Am besten sehen die Fische Unterwasser und die Tiere im Kampf aus. Der Sound kann nicht so sehr glänzen. Die Musik während des „Kampfes“ mit dem Fisch auf dem Unterwasserbildschirm, weiß wie einige andere Stücke zu gefallen. Die Geräusche sind manchmal aber nervig, auch wenn viele als Hilfestellung dienen, wenn z.B. ein Fisch angebissen hat.
Fazit:
In Wahrheit ist Marvelous' Fischfang-RPG übrigens schon älter als Harvest Moon. In Japan heißt Legend Of The River King nämlich Kawa no Nushi Tsuri, und die Gameboy-Version war nach denen für NES und SNES schon der dritte Teil der Reihe. In Europa gab es dann noch den zweiten bzw. vierten Teil für den Gameboy Color und die als Harvest Fishing bekannten Ableger für PS2 und DS. In Japan sind jedoch noch viel mehr Teile für zahlreiche Konsolen erschienen, vom N64, dem GBA und der PS1 bis zur PSP und zur Wii, wobei ab und zu auch mehr Fantasy-Elemente hinzukamen und der Grafikstil „japanischer“ wurde.
Warum die Spielereihe im Westen nie so recht Fuß fassen konnte, liegt wohl am eher gemächlichen Gameplay, für das man viel Geduld braucht. Wer aber gerne ein ungewöhnliches Gameboy-RPG spielen möchte, kann gerne im eShop des 3DS zugreifen. Am besten ist es natürlich, wenn man Harvest Moon kennt, und somit vielleicht auch eher einen Draht zu Marvelous-Spielen hat, auch wenn das Gameplay natürlich sehr unterschiedlich ist.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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