Ferrari Challenge
Entwickler:
Eutechnyx
Publisher:
Koch Media
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
69,95 €
Systeme:
DS, PlayStation 2, PlayStation 3, Wii
Inhalt:
Den Traum, eines Tages einmal in einem der roten Flitzer aus Modena zu sitzen – geträumt hat ihn sicher schon jeder, der mit Motoren und Motorsport auch nur ein bisschen etwas anfangen kann. Während dieses Privileg früher wie heute nur den finanzkräftigsten Auto-Liebhabern vorenthalten ist, haben die Entwickler von Eutechnyx in den letzten Monaten hartnäckig an einer Alternative gewerkelt, um zumindest das virtuelle Fahrvergnügen im Ferrari möglich zu machen. Nach einigen Verzögerungen und fast einem halben Jahr Aufschub geht nun das Äquivalent zur gleichnamigen Rennserie Ferrari Challenge endich auch auf den Konsolen an den Start.
Meinung:
Rennsport-Fanatiker verbinden mit Ferrari mittlerweile vorrangig den Formel 1-Bolliden, den kürzlich ein gewisser Herr Schumacher für alle Zeiten in die Garage parkte. Womöglich wird man sich auch an die glorreichen Zeiten eines Testarossa oder an die Entwicklung der F-Serie erinnern, die in den späten 80ern und frühen 90ern den Einstieg des roten Flitzers in die Moderne souverän meisterten. Doch nur Insider wissen, dass die wohl beliebteste Kfz-Marke seit nahezu anderthalb Dekaden eine eigene Rennserie hat, in der sich einige getunte rote Tourenwagen mit aktuellster Technik Paroli bieten – und das mittlerweile in drei verschiedenen Ländern. Dort knüpft nun auch das Videogame an und bemüht sich mit aller Kraft, den Mythos aufrechtzuerhalten. Doch dies gestaltet sich nicht nur wegen der starken Konkurrenz, sondern vor allem auch dank vieler kleiner Mängel im Spielbetrieb äußerst schwierig.
Aller Anfang ist… leicht Dabei präsentiert sich die Ferrari Challenge gerade zu Beginn sehr einsteigerfreundlich; ein umfassendes Tutorial und jede Menge praktische Tipps werden bereits vor der ersten Fahrt vorgestellt. Man erfährt ein wenig über das optimale Kurvenverhalten, bekommt Tipps und Infos zu freischaltbaren Autos und erlernt bereits in der Theorie die Vorzüge des progressiven Bremsverhaltens und der manuellen Gangschaltung. Im Anschluss geht es direkt nach Fiorano, wo man auf der Teststrecke seine ersten Gehversuche mit dem brandneuen F430 macht und währenddessen von Privattrainer Tiff Needell weitere Praxistipps um die Ohren geknallt bekommt. Und als sei dies nicht schon genug, kann man sich auch die jeweilige Ideallinie in einer dynamischen Skizze vorzeichnen lassen, die auch vorgibt, an welchen Stellen man mit welcher Intensität abbremsen muss. Ähnlich umfassende Einstiegshilfen sind selbst auf diesem breit gefächerten Gebiet ein echtes Novum und dementsprechend absolut lobenswert.
Schlitterpartie in rot Allerdings ist die Praxis letzten Endes gar nicht mal so einfach zu meistern, was an der gewöhnungsbedürftigen Fahrphysik, aber auch an der manchmal irreführenden Ideallinie festzumachen ist. Der Wagen schlittert ganz gewaltig, das Bremsverhalten ist ebenfalls nicht sonderlich gut abgestimmt, und gerade die Ausflüge ins Kiesbett bedürfen einer kurzen Reinigungsphase, die zu einigen unsteten Bewegungen führt. Insbesondere Kurven avancieren hier in den ersten Testversuchen zu nervtötenden Streckenelementen, die sich kaum sicher, geschweige denn souverän bewältigen lassen. Und wenn Tiff Needell dann auch noch an den unmöglichsten Stellen fordert, man solle doch bitte endlich aufs Gas treten, steigt der Frustpegel enorm.
Aller Anfang ist… dann doch ein bisschen schwerer Trotz der umfangreichen Steuerungs- und Fahrhilfen braucht es also seine Zeit, bis man sich mit dem Fahrwerk vertraut gemacht und es auch mit all seinen leichten Tücken akzeptiert hat, und tatsächlich sollte man sich auch erst dann an die ersten Herausforderungen wagen, wenn man Fiorano im Schlaf beherrscht. Und das ist bei der Gleichförmigkeit der Strecke und besagten unschönen Nebeneffekten keine wirklich reizvolle Aufgabe. Erlaubt Needell schließlich den Einstieg in die Rennserie, wird es mit einem Mal ein ganzes Stück spannender; die ersten Challenges locken, einige Klassiker-Karossen aus dem Museumskatalog von Maranello wollen endlich entdeckt werden, und natürlich will man nun auch endlich sehen, woran man ist – und landet im Qualifying doch nur auf den hinteren Rängen. Ja, die Ferrari Challenge ist während der ersten Erfahrungen doch härter als zunächst geglaubt.
Endlich geht’s richtig los In den Herausforderungen, sprich der echten Ferrari Challenge, darf man sich nun nacheinander in drei verschiedenen Vertretungen der Rennserie austoben und eine oder mehrere Saisons mit seinem F430 absolvieren. Das Reglement wurde vollständig übernommen, was so viel heißt, dass jeder Kurs nach einer Qualifikationsrunde gleich zweimal gefahren und gewertet wird. Dies scheint zunächst interessant, ist jedoch wegen des unveränderten Verlaufs auf Dauer ein wenig ermüdend. Zwar bedankt man sich anfangs noch, dass man aus den Fehlern der ersten Runde lernen kann, doch je weiter man in die Materie eingedrungen ist, desto größer wird der Wunsch, nach einem Rennen bereits zum nächsten Showdown zu reisen. Immerhin: Die einzelnen Rennstrecken bieten auf jeden Fall genügend Abwechslung und Anspruch, sei es nun der Highspeed-Kurs in Monza, oder eben die etwas schwierigeren Strecken in den Staaten.
Kein Risiko Überraschenderweise ertappt man sich dann doch dabei, wie man die ersten Male das Siegerpodest stürmt und sich mit lohnenswerten Preisen (darunter natürlich in erster Linie einen der insgesamt mehr als 50 Ferraris) eindeckt. Die Erklärung hierfür ist ganz einfach: Während das Qualifying an manchen Standorten geradezu unmenschlich hart ist, profitiert man in den Rennen selbst von der simpel gestrickten KI der roten Gegner. Getreu dem Motto einer nationalen Bankgesellschaft wird hier immerzu schön der Weg frei gemacht, so dass man erst gar keine wirklich riskanten Überholmanöver tätigen muss, um sich an die Spitze zu mogeln. Dies geschieht nach einigen Einstiegsrennen nämlich schon fast von selbst, da die Konkurrenz nun wahrlich keine Kerpener Gene hat.
Nette Gimmicks… Wie mittlerweile genreüblich wird die wilde Jagd nach Siegen natürlich auch reichlich belohnt, wobei es vor allem die alten Klassiker sind, über die man sich hier am meisten freut. Je nach Platzierung und Resultat erhält man neue Fahrzeuge, die man später auf ganz bestimmten Rennstrecken testen und an den Rand der Tachonadel treiben darf. Außerdem haben die Designer ein ganz witziges Quartettspiel der Marke Top Trumps eingebaut. Gute Ergebnisse werden mit ganz speziellen Karten belohnt; und sobald man hier genügend gesammelt hat, kann man mit den erworbenen Infokarten dann auch im Mehrspieler- und Online-Modus gegeneinander antreten und auch abseits der Piste neue Wege einschlagen. Nette Idee, zweifelsohne!
...und versäumte Optionen Doch so sympathisch die einzelnen, frischen Inhalte sein mögen, so erschreckend ist gleichzeitig der Verzicht auf einige selbstverständliche Dinge. Was ist beispielsweise mit dem Schadensmodell? Die Ferraris scheinen unzerstörbar und überstehen selbst die härtesten Crashs ohne eine Beule. Und wie wäre es mit ein wenig Taktik? Boxenstopps fallen nämlich komplett weg, und von Ersatzteilen und Fahrmanagement scheinen die Designer auch nicht sonderlich viel zu halten, obschon sie das eigentlich wirklich gute Rennspiel noch einmal ein ganzes Stück aufgewertet hätten. Aber wie so vieles in der Ferrari Challenge bleiben auch diese Wünsche unerfüllt.
Attacke im Netz Die einzelnen Mankos hebt zu einem gewissen Teil jedoch der Mehrspielermodus wieder auf, der sich zwar leider nur auf das Internet beschränkt, dort aber ganzen 16 Fahrern erlaubt, sich in Rennserien und Challenges miteinander zu messen. Momentan finden sich zwar nicht immer genügend Mitspieler, um das Ganze voll auszureizen, aber dies wird sich vermutlich schon in den kommenden Tagen und Wochen ändern. Schließlich bleibt Ferrari auch mit den kleinen Schönheitsfehlern des Games ein ewiges Markensiegel. Die übrigen Spielmodi liefern indes nichts wirklich Neues, bieten aber zumindest schon einmal die Möglichkeit, die Strecken besser kennen zu lernen. Im Arcade-Modus wird zu guter Letzt der Action-Anteil noch einmal gesteigert, dies aber nur unwesentlich. Ein weiteres nettes Gimmick, mehr aber sicherlich nicht.
Fazit:
Ferrari Challenge macht vieles richtig aber leider nicht alles. Mängel in der Fahrphysik, der KI und Rennlänge mindern den Spielspaß. Andererseits ist das Streckendesign, die Grafik und vor allem der eigene Anspruch immer wieder Anreiz, in die vermutlich prominenteste Kiste unter den Straßenwagen einzusteigen und sein Glück ein weiteres Mal zu versuchen. Bis man sich nämlich durch die Trofeo Pirelli gewurschtelt hat, vergeht einige Zeit – Zeit, die man insgesamt sehr gerne mit den getunten Roten verbringt. Schlussendlich ist der Titel zwar bei weitem nicht so stark wie der Prolog zu Gran Turismo, doch wer nach einem ordentlichen Rennspiel und einer Herausforderung im Konsolen-Rennsport sucht, wird mit Ferrari Challenge fraglos ganz gut bedient.
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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