Race Driver: GRID
Entwickler:
Codemasters
Publisher:
Codemasters
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
57,95 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Mit der nunmehr legendären DIRT-Reihe setzten Codemasters vor nicht allzu langer Zeit deutliche Standards im motorisierten Konsolensport, nicht zuletzt wegen des starken Wandels von der reinen Simulation zum Arcade-Game. Race Driver GRID, einst in der DTM Race Driver-Reihe bekannt geworden, soll diesen Trend nun noch effektiver fortsetzen und der großen Sony-Konkurrenz das Wasser abgraben. Dank einer enormen Fülle an Rennserien und unheimlich vielen Variationen sollte dies nun endlich auch gelingen.
Meinung:
Race Driver GRID ist ein überwältigendes Rennspiel, soviel schon einmal vorweg. Insgesamt 60 Boliden aller möglichen Klassen warten darauf, durch die Events in Asien, Europa und den Staaten gejagt zu werden, ganz egal, ob nun im Musclecar, beim japanischen Drift oder eben auf den Highsped-Strecken des alten Kontinents. Nur Masse? Oder auch Klasse? Tja, auch was die Abwechslung betrifft, bietet der neue Race Driver die bislang stärkste Alternative zu Branchenführer Gran Turismo. Und dabei soll eigentlich vor allem die Action an erster Stelle stehen…
Arcade vs. Simulation Mit dem Verzicht auf Lizenzen hat sich im Mechanismus des Spiels eine Menge geändert. Man fungiert zwar weiterhin als Manager seines eigenen Rennstalls und darf ab und an auch in die Karosserie eines Tourenwagens eintauchen, kann sich aber auf den Rennstrecken dieser Welt auch hinsichtlich der Action mal richtig fein austoben. Rempeleien und Crashs sind in allen Rennserien geduldet und Tagesordnungspunkt, und dank des starken Schadensmodells werden die teils heftigen Karambolagen auch ziemlich spektakulär in Szene gesetzt.
Insgesamt hat der neue Race Driver zwar seinen Charakter als Simulation nicht gänzlich eingebüßt, aber durch den teils recht engen Streckenverlauf und die leicht modifizierten Vorgaben mancher Spielmodi ist man dem reinen Arcade-Game näher als je zuvor. Dies darf man zwar kritisch sehen, allerdings werden alle bestehenden Zweifel ganz schnell ausgeräumt. Wenn nämlich zum ersten Mal die abgesplitterten Teile durch die Luft fliegen oder man in einen gerade initiierten Crash hineinrast, bekommt man erst ein Gespür dafür, wie hart es auf den Kursen tatsächlich zugeht. Recht so!
Rund um die Welt Im Karriere-Modus startet man unterdessen in den wichtigsten Rennsport-Nationen auf dem Globus. Besonders die japanischen und amerikanischen Märkte warten mit vielen, wohl nur Insidern bekannten Serien auf, aber auch in Europa darf man bei Klassikern wie den 24 Stunden von Le Mans und beim britischen Destruction Derby hinters Steuer. Allerdings kämpft man sich nicht in einer typischen Story vom Nobody zum Superhelden, sondern übernimmt das Zepter über einen eigenen Rennstall. In den kleinsten Serien der drei Hauptgebiete erkämpft man sich Sponsoren, bessert die Portokasse auf, spart für neue Wagen und erfüllt die unterschiedlichen Erwartungen der Geldgeber, um die stets wechselnden Zielvorgaben zu erfüllen. Schadensfrei ins Ziel zu kommen oder doch als erster – Prioritäten gibt es an dieser Stelle einige.
Je höher die Anforderungen, desto besser die Entlohnung und natürlich auch die Fortschritte in den Serien. Man erntet Respekt und wird zu weiteren Events eingeladen, von denen das Spiel in Amerika, Japan und Europa insgesamt mehr als 50 bietet. Egal ob man nun im bewährten Tourenwagen-Korsett oder am Steuer eines schicken Lamborghinis über die schnellsten Pisten der Welt bügelt, es warten immer neue Herausforderungen, die aufgrund der ebenfalls wechselnden Fahrvoraussetzungen einiges vom Steuermann fordern. Fahrgefühl wird also auf den Rundkursen dieser Welt definitiv auch in Race Driver GRID groß geschrieben, ganz egal welche Priorität dem Arcade-Modus hier zukommt.
Drift oder Speed Wie schon mehrfach erwähnt: Vielschichtigkeit ist im neuesten Codemasters-Racer Trumpf, daher sind die Spielmodi auch absolut verschieden. So darf man sich im asiatischen Teil der Weltkarte auch mal an einem spektakulären Drift-Rennen beteiligen, während gerade bei den Straßenrennen ein enormes Reaktionsvermögen und eine ausgewogene Mischung aus aggressivem Fahrstil und gutem Konterverhalten gefragt sind. Aber auch Speed-Junkies kommen auf ihre Kosten, wenn in Südeuropa die GT-Serien gestartet werden oder die Formel 1-Boliden zu einem Intensivtest einladen. 50 Events in fünf unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und mit jeweils mehreren Abschnitten warten auf den Rennsport-Fanatiker.
Realismus pur Erstaunlich ist bei dieser allgemeinen Flexibilität, dass das Fahrverhalten und überhaupt die Rennverläufe derart authentisch wiedergegeben werden. Anders als bei so vielen Konkurrenztiteln spürt man das Adrenalin hier von der ersten Sekunde am Steuer bis hin zum Zieleinlauf von Ausdauerrennen wie Le Mans. Dies ist nicht nur ein Verdienst der tollen Grafik-Engine, die selbst die hektischsten Szenarien locker und butterweich auf den Bildschirm zaubert, sondern vor allem auch der sehr individuellen Steuerung zu verdanken. Jeder kleine Schlenker wird sehr sensibel umgesetzt, kann aber auch schnell korrigiert werden, damit erst gar keine Frustration entsteht. Dennoch ist der Anspruch stellenweise recht hoch, gerade wenn man erneut den Wagen wechselt oder eben für andere Rennställe auf ungewohntem Terrain Geld einfährt. Es sind viele Kleinigkeiten, die hier Bedeutung gewinnen, weil die Entwickler das Fahrvergnügen sehr realistisch reproduziert haben. Und genau diese Kleinigkeiten machen den Unterschied.
Hauen und stechen Dementsprechend heftig ist auch das Verhalten der gegnerischen Fahrer. Die KI ist enorm stark, was an gegebener Stelle auch zu Vorteilen führen kann. Wenn ein direkter Konkurrent beispielsweise wegen eines leichten Fahrfehlers ins Kiesbett rattert, bekommt man ein Gefühl dafür, wie detailreich die Aufarbeitung ist. Andererseits spürt man dies auch im aggressiven Gedränge auf den engeren Kursen, wo die Kontrahenten wirklich kaum Boden freigeben. Wer seinen Wagen also nicht aus dem Effeff beherrscht und besonders mit Überholmanövern noch nicht wirklich vertraut ist, wird sich an dieser Stelle noch wundern, wie präzise das restliche Feld die Boliden steuert. Aber genau das erwartet man ja auch von einem Spitzentitel!
Bedachtes Management Diesen Ausnahmestatus bestätigt der Titel auch in der Präsentation des Rahmenprogramms. Schließlich muss man nicht nur direkt hinterm Steuer agieren, sondern auch den Managerposten bedacht ausführen, um sich überhaupt für bestimmte Events zu qualifizieren. Die Sponsoren wollen gut gewählt sein, aber auch der zweite Fahrer im Team muss sich kooperativ und teamfähig zeigen, damit die Arbeit reibungslos verläuft. Ansonsten haben auch die Brötchengeber des Stalls kein Interesse an einem weiteren Engagement. Das System bleibt aber dennoch überschaubar und lenkt nicht von der Action ab. Feintuning-Spezialisten werden daher vielleicht lieber zu Gran Turismo greifen. Echte Liebhaber scheinen aber derzeit mit GRID besser bedient.
Fazit:
Race Driver GRID ist in seiner Sparte derzeit die definitiv beste Wahl, ganz gleich wie stark die Eindrücke des konkurrierenden Prologs schon waren. Allein der Umfang und das unbeschreiblich schöne Fahrgefühl in den Race Driver-Boliden scheint momentan kaum schlagbar, zumal es mit der Arcade-Koppelung auch für ein zusätzliches Action-Feuerwerk sorgt. Daher braucht man sich auch nicht sorgen, dass man mit dem Verzicht auf Lizenzen und den Simulationscharakter wesentliche Inhalte der Serie gecancelt hat. Gerade in der aktuellen Verfassung ist das Spiel ein immens reifes Referenzprodukt. Wenn also auf der Konsole die Reifen brennen, dann bitte bei Race Driver GRID.
| |
Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
|