Tischfußball 2008
Entwickler:
505 Games
Publisher:
THQ
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
30 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
Kein Platz daheim, aber Bock auf Kickern? Kein Problem! Mit Tischfußball 2008 für die Nintendo Wii wird der Fernseher zur Tischkicker-Arena umfunktioniert. Was den Jungs und Mädels von EA Sports nur als nettes Gimmick zu FIFA 08 einfiel, ist dem Entwicklerstudio 505 Gamestreet eine ganze DVD wert. Bleibt die Frage, ob man die Steilvorlage der innovativen Idee eiskalt verwandelt oder die hochkarätige Chance in bester Gurkenmanier vollends versemmelt…
Meinung:
Das Spielprinzip ist denkbar einfach: auf dem Bildschirm ist der komplette Tisch von oben zu sehen; es gibt vier Stangen, an denen insgesamt 11 Spielerfiguren befestigt sind. Ziel ist es, die Stangen so zu drehen, dass die daran befestigten Spieler den Ball treffen und diesen dann schlussendlich ins gegnerische Tor befördern. Simpler geht’s kaum, weil nicht annähernd so komplex wie Rasenschach.
Kompakt stehen Tischfußball 2008 bietet neben einem Tutorial noch einen Turnier-Modus und die Option für ein Spielchen zwischendurch. Die Regeloptionen sind vielfältig, da man sowohl nach offiziellen als auch nach benutzerdefinierten Regeln spielen kann. Auch gibt es verschiedene (Spezial-)Bälle, die das Spielgeschehen dank unterschiedlicher Geschwindigkeit etwas dynamischer gestalten.
Insgesamt bietet das Spiel aber wenig Abwechslung, da ein Match dem anderen gleicht und sich nach einem gewonnenen Match – von neuen Gegnern und Tischen abgesehen – rein gar nichts tut. Goodies oder gar neue Spielmodi zum Freischalten kann man getrost vergessen.
Daneben! Ein virtuelles Tischkickerspiel steht und fällt mit der Steuerung. Und bei Tischfußball 2008 werden sich wohl alle einig sein: es fällt. Man kann die Empfindlichkeit der Wii-Mote noch so hoch- und runterschrauben – das Drehen der Fernbedienung erzielt nie das gewünschte Ergebnis auf dem Bildschirm. Die Drehsteuerung ist zu wacklig geraten, die Steuerung der Stangen durch Stoßen bzw. Ziehen der Wii-Mote klappt hinten und vorne nicht. Den Ball zu treffen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Man haut ihn sich höchstens mal ins eigene Tor.
Bei einem so unpräzisen Handling werden das Torschuss-Tutorial zur Qual und die Wii-Mote vor lauter Frust in die Ecke gefeuert. Verliert man hier schon den Überblick, kann man sich den Trainer-Lehrgang bezüglich des Stangenwechsels eigentlich schon sparen. Hier werden nämlich noch Knöpfchen gedrückt, was ebenfalls mehr schlecht als recht funktioniert. Zudem ist die Ballphysik mehr als fragwürdig.
Wie soll man da in all der Hektik bitte noch eine gescheite Abwehr aufstellen? An den Ball kommen? Ein Tor schießen? Gewinnen?!
Es gibt eine Lösung! Man stöpselt einfach einen Nunchuck ein und steuert die Stangen per Analog-Stick. Geschossen werden kann dann auch per Knopfdruck. Das ist zwar dann kein Tischkicker-Feeling mehr, ermöglicht einem aber die reelle Chance, ein Spiel zu gewinnen.
Optische Überlegenheit?! Nein! Grafisch befindet sich das Spiel meilenweit im Abseits. Abgesehen von unterschiedlichen Tischen, die übrigens von namhaften Herstellern der Branche stammen, kriegen wir nichts zu sehen. Spektakuläre Effekte bleiben aus. Auch die Menüstruktur ist recht unspannend gehalten und vermittelt nicht gerade das Gefühl, man könne sich hier schnell zurechtfinden.
Stimmung?! In Sachen Sound begeht Tischfußball 2008 ein übles Foul der Kategorie „Blutgrätsche“. Oder, um es noch einen Tick anschaulicher zu machen: der Sound ist wie der Hoeneß’sche Schuss in den Prager Nachthimmel anno 1976. Ständig ist das gleiche grottige Gedudel zu hören. Auch sonst ist die akustische Seite des Spiels mau. Da herrscht selbst bei unspektakulärem Kreisliga-Gekicke bessere Stimmung.
Fazit:
Wäre Tischfußball 2008 ein Spieler, würde er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Mario Gomez heißen. Die Abwehr ist ausgespielt, der Torwart hat keine Chance mehr, an den Ball zu kommen. Die Vorlage ist einfach traumhaft, der Ball 20 cm vor dem leeren Tor. Und der selbsternannte Top-Stürmer tritt über den Ball, blamiert sich bis auf die Knochen. Nun hat ein Mario Gomez das schon mehrfach zustande gebracht und verdient immer noch Millionen. Das sportliche Aus für Tischfußball 2008 dürfte jedoch schon nach einer einzigen vergebenen Chance besiegelt sein. Für mich der Abstiegskandidat der Saison.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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