X3: Terran Conflict
Entwickler:
Koch Media
Publisher:
Koch Media
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
39,95 €
Systeme:
PC
Inhalt:
Seit einer knappen Dekade gehört die X-Reihe zu den konstantesten und wichtigsten Action-meets-Strategie-Serien auf dem Spielemarkt. Damals noch klein in einer fernen Galaxie begonnen, hat sich der Titel in den Folgejahren, unter anderem auch durch die Berücksichtigung von Anregungen in der herstellereigenen Community, stetig weiterentwickelt und zu einem echten Spitzenprodukt gemausert – bis dann mit dem dritten Ableger ein kleiner Einbruch folgte, der erst nach und nach und mit unzähligen Patches behoben werden konnte. Die Ankündigung eines neuen Titels wurde daher erst einmal skeptisch beäugt, da weiterhin die bewährte Engine verwendet werden sollte. Nun ist X3: Terran Conflict auf dem Markt – und soll beweisen, dass die Reunion ein einmaliger Ausrutscher war.
Meinung:
Dabei ist der aktuelle Ableger der prestigereichen Serie im Grunde genommen nur ein Add-on, allerdings ein völlig unabhängiges, welches zudem in einem unerwartet bekannten Setting beheimatet ist. Statt das Terraforming weiter zu forcieren, gilt es nun, den Heimatplaneten vor dem Zugriff der einst von Menschenhand geschaffenen Kreaturen von Xenon zu schützen. Nach all den Jahren kehrt die Handlung wieder zur Basis zurück, wirkt deswegen aber keinesfalls vertrauter. Denn wieder sind die Missionsziele sehr umfangreich und üppig ausgerichtet und machen Terran Conflict von Anfang an zu einer echten Geduldsprobe. Allerdings auch zu einer, die sich auf lange Sicht definitiv lohnt.
Immens harter Einstieg Die Tücke des neuen Serientitels besteht lediglich darin, überhaupt Zugang zum Spielsystem, den Menüs, sämtlichen Mechanismen und nicht zuletzt zur übergeordneten Handlung zu bekommen. Hierfür sollte man sich erst einmal das allgemeine Spielziel vergegenwärtigen, welches prinzipiell leicht nachzuvollziehen ist, bei genauerem Hinschauen aber von einer ungeheuren Komplexität dominiert wird. Der langfristige Plan nämlich, ein eigenes Handelsimperium aufzubauen, zu schützen und zu verteidigen sowie gleichzeitig den Angriff auf die Erde zu stoppen, erfordert nicht nur taktisches Feingefühl, sondern eben auch Hartnäckigkeit beim Kennenlernen der riesigen X-Welt. Mangels ansprechendem Tutorial und unübersichtlicher Menüs kann der Einstieg daher schon mal schnell zu Frustrationen führen – gerade dann, wenn man überhaupt noch nicht mit der Reihe vertraut ist.
Der Geduldsfaden… …er droht so manches Mal zu reißen, während man in den enormen Dimensionen des Weltalls navigiert. Nachdem man sich für einen der vier Startcharaktere entschieden hat, geht es zunächst einmal auf Erkundungsflug. Doch wohin? Nun, zumindest nehmen die Missionsbeschreibungen einen hier freundlich an die Hand. In einem separaten Menü kann der aktuelle Status abgerufen werden, dazu gibt es einzelne Funkkontakte mit unabhängigen Charakteren, und wer sich an den langen Flugzeiten zwischen den Handelsstationen stört, kann auf einen recht anständigen Autopiloten setzen, der einen zielsicher durch die Galaxis schiebt. Dennoch ist Zeit in X3: Terran Conclift ein ungeheuer kostbares Gut, da es teilweise eine halbe Ewigkeit dauert, bis man die einzelnen Eckpunkte der aktuellen Mission angesteuert hat. Hinzu kommt, dass man anfangs nur an Weltraumstationen den Spielstand speichern kann, was natürlich gerade dann ärgerlich ist, wenn man nach langem Flug in ein unlösbares Gefecht gerät. Ohne eine gewisse Frustrationstoleranz läuft hier definitiv nix!
Kostbare Belohnungen Allerdings ist die Belohnung für die anfängliche Geduld immens hoch. Sobald man das nähere Umfeld erkundet hat, entdeckt man die Detailfülle, die das Designerteam in ihren neuen Titel eingebaut hat. Das Wachstum des eigenen Imperiums, das auf so vielen unterschiedlichen Faktoren beruht, ist dabei nur einer von vielen elementaren Inhalten. Dazu gesellt sich eine ungeheure Flottenstärke, die man sich kontinuierlich erwirtschaften kann, ein sehr komplexes, aber nahezu perfekt durchdachtes Aufbausystem, Massen an strategischen Entscheidungsmöglichkeiten und nicht zuletzt die Echtzeit-Action in den vielen Raumschlachten. Knappe zehn Stunden sind zwar das Minimum, welches man aufbringen sollte, um die verschachtelten Mechanismen und vor allem die etwas krude Menüführung in den Griff zu bekommen. Doch danach öffnet sich eine Welt bzw. eine spieltechnische Dimension, die nicht nur alle bisherigen X-Titel locker in den Schatten stellt, sondern wirklich für Monate an den Bildschirm fesselt.
Und es bleibt hart… Trotzdem sollte man den Schwierigkeitsgrad von X3: Terran Conflict nicht unterschätzen. Obschon man manchmal über mehrere Minuten seelenruhig durch das All tingelt und den Eindruck hat, man könne bei seinem jetzigen Erkundungsflug mal die Beine hochlegen, lauern überall Gefahren. Immer wieder greifen Raumpiraten oder die Vertretung generischer Völker rücksichtslos aus dem Hinterhalt an und verzetteln einen in eine Laser-Schlacht, bei der man oftmals schlechte Karten hat. Nicht selten ist man bereits ins Hintertreffen geraten, bevor man sich überhaupt richtig positionieren und aufstellen konnte. Sollte dann der eigene Raumer explodieren, muss man sich wieder eine halbe Ewigkeit bemühen vom letzten Speicherpunkt zum aktuellen Standort zu gelangen. Spätestens dann weiß man, was die Stunde geschlagen hat. Terran Conflict ist nicht nur ungeheuer umfangreich, sondern auch wahnsinnig knifflig.
Das Auge fliegt mit Die anspruchsvollen Missionen werden durch eine starke Präsentation eine Spur komfortabler gestaltet. Die detailreichen Animationen der Raumstationen beispielsweise sind Streicheleinheiten für die Linsen. Hinzu kommt das lebendige Treiben im Weltraum, das nicht nur herrlich authentisch wirkt, sondern auch die langen Reisen angenehm versüßt. Aber auch an der Menüführung haben die Entwickler gebastelt und wenigstens eine minimale Übersicht geschaffen. Optimal ist das Ganze zwar noch nicht, aber im direkten Vergleich zur hauseigenen Reunion muss man von deutlichen Fortschritten reden. Der einzige Umstand, der die technische Seite trübt, besteht in den recht langen Ladezeiten. Vor dem Hintergrund der spitzenmäßigen Grafik geht das sicher in Ordnung. Aber wenn man bedenkt, wie viel Zeit man in die einzelnen Abläufe investieren muss, kann so manche Überbrückung schon mal anstrengend werden.
KI – kompletter, intelligenter Der letzte, wirklich erwähnenswerte Faktor ist die künstliche Intelligenz, der Terran Conflict unterliegt. Jedes noch so unbedeutende Ereignis hat einen sofortigen Einfluss auf das Gesamtgeschehen. Ein Rohstofflieferant wird zerfetzt? Also steigen auch umgehend die Preise für die entsprechende Handelsware. Teile einer Mission erden nicht ganz so chronologisch wie erwartet? Also ändert sich für die restlichen Aufgaben die komplette Ausgangssituation. Das Spiel reagiert auf wirklich alle Eventualitäten, gibt Versäumnisse konsequent weiter, bietet dem Spieler aber im Gegenzug die Möglichkeit, sowohl aus Affekthandlungen, wie auch nach strategischem Vorgehen ordentlichen Profit zu schlagen. Das sind schließlich die Momente, die das Herz von Taktik-Fans und vermeintlichen Wirtschaftssimulatoren höher schlagen lassen.
Fazit:
X3: Terran Conflict ist letztendlich wohl genau das, was man eine Rundumverbesserung nennt. Auch wenn der Schwierigkeitsgrad und die einsteigerunfreundlichen Mechanismen zu einem echten Frustfaktor werden können, so sind das System, das Gameplay und vor allem die Präsentation innerhalb dieser Serie nie stärker gewesen als in diesem selbständigen Add-on. Das Wirtschaftssystem ist in wohl keiner derzeitigen Weltraumsimulation besser ausgereift und auch die Action hat es in sich und verdrängt jeden Gedanken an dröge Strategie-Schlachten. Kurzum: Bernd Lehan und sein Team haben sich die Problemzonen von X3: Reunion vorgeköpft, beseitigt und verbessert, um so den bestmöglichen Serientitel zu schaffen. Dies ist ihnen trotz des empfindlichen Härtegrads sehr gut gelungen!
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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