Smackdown vs. Raw 2009
Entwickler:
Sonic Team
Publisher:
THQ
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
39,95 €
Systeme:
Keine Untertitel vorhanden.
Inhalt:
Spricht man einen Erwachsenen auf seine Jugend an, gerät er (oder sie) mit großer Wahrscheinlichkeit ins Schwärmen. Fröhlich, frei und schlichtweg rundherum zufrieden sei man gewesen, habe diese glückliche Zeit aber leider überhaupt gar nicht zu würdigen gewusst. Doch wirklich stimmen tut das nur eingeschränkt. Denn gerade die letzte Aussage resultiert oft aus der Tatsache, dass die Jugend neben allen ihren schönen Seiten auch einiges an Problemen mit sich bringt. Mal ganz abgesehen von immensen körperlichen Veränderungen und den sich daraus ergebenden neuen Herausforderungen, konfrontiert das Erwachsen-Werden vor allem das Weltbild eines jungen Menschen mit kolossalen Veränderungen.
Den Weihnachtsmann gibt es nicht, die Ostereier verstecken auch nur die Eltern und die eigene Herkunft hat auch nur eingeschränkt mit dem „Sich-lieb-Haben“ der Eltern zu tun. Damit nicht genug, wird vielen, meist männlichen Kinder in diesem Kontext von Älteren eine Erkenntnis präsentiert, die es in sich hat: Catchen bzw. Wrestling ist nicht echt.
Meinung:
Wow, diese Tatsache will erst einmal verdaut werden. Denn hat man sie erst akzeptiert, führt kein Weg zurück. Wo Kinderaugen früher jeder Bewegung der großen Helden und Schurken im Ring folgten, bekommen dieselben Personen nun nur noch desillusionierte Blicke zu spüren. Die Erkenntnis, dass es sich bei den kostümierten Kämpfern eher um Schauspieler als Athleten handelt, führt so dazu, dass es ab der Pubertät meist nur Außenseiter wagen, sich als Wrestling-Fans zu bezeichnen. Sie sind in der glücklichen Lage, weiter Spaß am munteren Ring-Treiben zu haben und sich auch noch darüber zu unterhalten, ohne so ihre Ansehen unwiederbringlich zu beschädigen.
Großer Sport Allen anderen bleibt da nur die Welt der Wrestling-Videospiele. Denn die inszenieren Catchen konsequent als das, was es real nicht ist: als sportlichen Wettkampf. Der hat zwar seltsame Regeln, dazu später mehr, aber trotzdem hängt im virtuellen Ring Sieg oder Niederlage eben nur von der richtigen Technik und der überlegenen Konstitution ab. Abgesprochen wird hier nichts. Um an dieser Tatsache keinen Zweifel aufkommen zu lassen, sieht in THQs aktuellem Spartentitel Smackdown vs. Raw 2009 sogar das Interface des Spiels anderen Sporttiteln zum Verwechseln ähnlich. Das hat den Vorteil, dass jeder, der schon mal FIFA und Konsorten zu sehen bekommen hat, sich sofort im Spiel zurecht findet. Aber auch alle anderen benötigen nur sehr wenig Zeit, um sich in den Menüs von Smackdown vs. Raw 2009 zu orientieren.
Käfig oder Feuer gefällig? Das ist aber auch bitter nötig. Denn ganz traditionell fährt Smackdown vs. Raw 2009 wieder einiges an Spielmodi auf, um den Spieler bei Laune zu halten. Unabhängig davon, wo, wann, mit wie vielen Gegnern oder ob man im Team kämpfen will, das Spiel bietet in jeder Konstellation Möglichkeiten genug. Der Pool der Match-Varianten wurde im Vergleich zum Vorgänger dabei leicht verändert. Während die vom Undertaker inspirierten Buried Alive-Matches im wahrsten Sinne des Wortes eingesargt wurden, dürfen sich die virtuellen Prügler nun in einem Ring mit brennenden Seilen vergnügen. Die entsprechend hitzigen Kämpfe heißen dann Inferno-Matches. Klingt komisch, ist aber so. Die Kehrseite der ganzen Auswahlmöglichkeiten ist das nötige Vorwissen, um unter diesen die richtige auswählen zu können. Zwar weisen Kategorien wie „2 on 2“ etc. grob den Weg, der genaue Unterschied zwischen z.B. „Tornado Tag“ und „TLC Tornado Tag“ will aber erst erarbeitet werden.
Jeder haut anders Ähnlich viele Möglichkeiten wie bei der Wahl des Matches bietet Smackdown vs. Raw 2009 dem Spieler auch bei der des Kämpfers. Über 60 männliche wie weibliche Wrestler warten darauf, im Ring ihren Job machen zu dürfen. Egal ob Topstar oder Underdog, in der Legion der zur Verfügung stehenden Athleten findet wirklich jeder seinen Liebling. Diese Entscheidung ist im Falle von Smackdown vs. Raw 2009 allerdings bedeutend folgenreicher als in den Vorgängern. Während sich die Akteure innerhalb bestimmter Kategorien früher nur anhand ihrer Namen und eben nicht mittels ihres individuellen Verhaltens im Ring unterscheiden ließen, schwingen nun wirkliche Charaktere die Fäuste. Manöver, Bewegungen und spezielle Stärken wie Schwächen wurden sehr detailliert aus der TV-Realität ins Spiel übernommen und entsprechend spielt sich kein Catcher wie der andere.
Seifenoper für Kerle Besonders deutlich werden diese Unterschiede im „Road to Wrestlemania“-Modus. In diesem steuert der Spieler einen von sechs Stars der Szene durch die Wochen vor DEM Großevent der Szene. Je mehr sich der Höhepunkt des Catch-Jahres dabei nähert, umso komplexer entwickeln sich die Ereignisse um und im Ring. Die individuellen Geschichten, die sich dabei abhängig vom Protagonisten entfalten, verkörpern allesamt das, was Catchen so unterhaltsamen macht. Da werden ewige Freundschaften gebrochen oder neue Allianzen geschlossen, Attentäter gesucht und Zombies geschaffen. Jeweils wenige Stunden lang, sind diese Geschichten, in deren Verlauf es auch verschiedene optionale Ziele zu erreichen gilt, durch die Bank gelungen. Gut inszeniert und im richtigen Maße over-the-top geschrieben, ist die steinige Road to Wrestlemania das pure Vergnügen.
Unfreiwilliger Slapstick Gleiches lässt sich über die grafische Umsetzung des Spiels insgesamt leider nicht sagen, denn generell liegen hier in Smackdown vs. Raw 2009 Freud' und Leid leider sehr nahe beieinander. So lange sich die Athleten noch auf dem Weg zum Ring befinden, ist noch alles in Butter. In der Arena regiert dann aber guter Durchschnitt, die Kämpfer sind gut animiert und die Ähnlichkeit mit ihren realen Vorbildern ist meist gut zu erkennen. Was THQ aber zum Thema Clipping zu sagen hat (bzw. nicht), ist peinlich. Regelmäßig laufen die Kämpfer durcheinander durch, blockieren aber auch mal ohne wirklichen Kontakt. Das führt teilweise zu grotesken Situationen, die aus den Helden im Spandexanzug leider oftmals Lachfiguren machen.
Tunnelblick Richtig abenteuerlich wird es aber außerhalb des Rings. Denn blickt man zwischen zwei Schlägen mal in Richtung Publikum, packt selbst härteste Schläger das Grauen. Zu sehen ist nämlich, abgesehen von der ersten Reihe, keine Fahnen schwenkende Menge und auch ausflippende Mädels sucht man vergebens. Hinter den Barrieren eines Wrestling-Events stehen, glaubt man Smackdown vs. Raw 2009, genau zwei Personen, beide kaum zu erkennen, und das in jeweils tausendfacher Ausführung. Für Atmosphäre sorgt das nicht.
Das Schweigen im Walde Da passt es gut, dass auch die Geräuschkulisse des Spiels unverändert bei einem Bingoabend im Altersheim eingespielt werden könnte. Passiert irgendwas im Ring, ist auch das Publikum zu hören. Wenn nicht, haben die Zuschauer Sendepause. Würden die dadurch entstehenden, unangenehmen Pausen wenigstens durch die Kommentatoren gefüllt, wäre das halb so schlimm. Da aber auch die sich nur am Ende des Kampfes und in den Zwischensequenzen melden, gerät das eigentlich ohrenbetäubende Wrestling-Spektakel in Smackdown vs. Raw 2009 soundtechnisch zu einer Parodie seiner selbst.
Und jetzt: die Werbung Besonders ärgerlich ist die zumindest teilweise unbefriedigende Inszenierung in Anbetracht der ausgeprägten Ladezeiten des Spiels. Zwar haben die Entwickler an deren Länge gearbeitet und sie deutlich verkürzt, aber noch immer machen Phasen, in denen außer einem schicken Balken und einigen Statistiken nichts zu sehen ist, gut ein Drittel der Spielzeit aus. Das ist bitter. Vor allem, weil man sich fragt, was zum Teufel da überhaupt geladen wird, wenn Grafik und Sound schon so konsequent auf das Handheldformat eingedampft wurden.
Wrestling à la carte Zwar gehört der Editor zu einem Sportspiel irgendwie dazu, da aber fast alle wichtigen Wrestler schon im Spiel vorhanden sind, gerät das Programm zu sinnlosem Luxus. Einzige Daseinsberichtigung stellt die Möglichkeit dar, sich einen eigenen Kämpfer samt eigenem Finisher zusammen zu stellen. Das klingt auf dem Papier zwar interessant, ist tatsächlich wohl aber nur für absolute Fanatiker oder kleine Jungen mit Minderwertigkeitskomplexen von Interesse.
Das Beste kommt zum Schluß... Und das ist die Nachricht, dass sich Smackdown vs. Raw 2009 einfach gut spielt. Die Steuerung funktioniert, ist leicht lernbar und bietet gerade im Hinblick auf die Konter trotzdem noch Platz zur Verbesserung der eigenen Fähigkeiten. Diese lassen sich gegen und zusammen mit der KI konstant verbessern, um sich irgendwann auch per Wireless-Funktion von Smackdown vs. Raw 2009 mit seinen Freunden zu messen. Gerade die neuen Tag-Team-Funktionen bieten in dieser Hinsicht Möglichkeiten genug.
Fazit:
Auch wenn die in diesem Artikel angesprochenen Probleme des Titels relativ zahlreich sind, muss klar sein, dass es sich dabei um Jammern auf ganz hohem Niveau handelt. Smackdown vs. Raw 2009 macht Neulingen wie Profis gleichermaßen Spaß und sieht dabei auch noch gut aus. Da außerdem der Story-Modus für kurzweilige Unterhaltung sorgt und freispielbare Boni und zahllose Wrestler die Langzeitmotivation sichern, macht es das Spiel auch Nicht-Außenseitern leicht zu sagen: Ja, ich mag Wrestling. Auch, wenn noch Platz nach oben ist.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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