Es ist genau 11.58 Uhr, als es an meiner Tür klingelt. Meine Frau kommt mir zuvor und hat die Ehre, dem Paketboten die heiß ersehnte Ware abzunehmen. Der arme Mann habe sich schon sehr gewundert, dass er heute so viele Pakete dieser Größe ausliefern musste, berichtet sie mir später. Nach gut neun Monaten Wartezeit seit der Vorbestellung habe ich es nicht eilig und breite zuerst in aller Ruhe die Zubehörteile vor mir aus. Auffällig:
Das TV-Anschlusskabel gleicht dem der PS2 bis aufs Haar - dass dem Kraftprotz unter den Konsolen trotz des happigen Preises kein HDMI-Kabel beiliegt, ist aber in der Tat ein wenig erbärmlich. Die R2/L2-Tasten des alten Controllers wurden ja für den Sixaxis bekanntlich zu Trigger-Buttons mit längerem Hub umgearbeitet - das ist im Grunde natürlich sinnvoll, fühlt sich im ersten Moment aber auch noch etwas ungewohnt an. Womöglich besteht hier die Gefahr, dass man bei längerem Trigger-Drücken abrutscht - während meiner ersten Stunden ist das allerdings noch nicht passiert.
Also sprach Zarathustra ...
 Dann kommt die Konsole selbst aus dem Karton, und ich verstehe endlich, warum man so oft Parallelen zwischen der PlayStation 3 und dem schwarzen Monolithen aus Stanley Kubricks "2001" zieht: Das Ding ist wirklich sehr groß und sieht in Natura verdammt erhaben aus. Auch der Controller und die Kabel machen allesamt einen ausgesprochen hochwertigen Eindruck - die PS3 gehört eindeutig nicht ins Kinderzimmer, sondern in die schnieke möblierte Multimedia-Lounge eines Vorstandsvorsitzenden. Der kann dann auch gleich seine Reinigungskraft damit betrauen, täglich die schimmernde Oberfläche des Konsolengehäuses zu polieren ...
Das überschaubare Handbuch legt narrensicher dar, welche Kabel in welche Öffnung gehören, und so ist die PS3 in kürzester Zeit betriebsbereit. Nach dem Einschalten hört man übrigens fast nichts - die Konsole ist flüsterleise; lediglich beim Festplattenzugriff gibt sie ein leises, sanftes Knacken von sich. Dank dieser Stille entgeht mir auch nicht das Geraschel, das eine unserer Katzen erzeugt, als sie den noch herumstehenden Versandkarton okkupiert.
Herrlicher Dreck!
Im "XrossMediaBar"-Menü versuche ich kurz, eine Verbindung zum Internet aufzubauen, scheitere aber, da ich nicht daran gedacht habe, mir einen Ethernet-Switch zu besorgen - die Lösung dieses Problems verschiebe ich auf später, jetzt will ich erst einmal spielen! Also lege ich MotorStorm ein. Mein Röhrenfernseher ist natürlich bei weitem nicht in der Lage, die volle Pracht der Grafik darzustellen, aber trotzdem lässt sich natürlich eine sehr deutliche Qualitätssteigerung gegenüber der PS2 feststellen.
Die Bilder sind gestochen scharf, die Umgebungen sehen brillant aus, alle Objekte unterliegen glaubwürdigen Physik-Effekten, und die Framerate kommt auch dann nicht ins Straucheln, wenn ein Dutzend KI-Kontrahenten vor mir durch den Matsch pflügen, dabei großzügig Schlammspritzer über die virtuelle Kameralinse verteilen und mein Gefährt gleichzeitig in einem Feuerball vergeht, weil ich zu lange den Boost betätigt habe. Ich lege bei Spielen zwar allgemein nicht in erster Linie auf die Grafik Wert, aber hier komme ich nicht umhin, von der optischen Pracht schwer beeindruckt zu sein!
 Das Spiel selbst macht in dem Stündchen, das ich mir mit ihm gönne, durchaus eine Menge Spaß. Die unterschiedlichen Fahrzeugklassen erfordern jeweils ganz eigene Herangehensweisen an die Strecken - mir scheinen dabei vor allem die wendigen Motorräder ganz gut zu liegen.
MotorStorm unterstützt auch die Tilt-Sensoren des Sixaxis, und dieses Steuerungskonzept probiere ich bei einem zweiten Testlauf später am Abend aus: Das Lenken über das Neigen des Sixaxis funktioniert dabei überraschend gut, aber ich als Pad-Traditionalist bleibe vorerst doch lieber beim noch etwas präziseren Klassik-Setup. Ich hätte allerdings auf dieser Hochleistungskonsole mit etwas kürzeren Ladepausen gerechnet: Bis das Fahrzeugauswahl-Menü erscheint, verstreichen gut und gerne mal fünfzehn bis zwanzig Sekunden, und auch vor jedem Rennen vergeht noch einmal ungefähr die gleiche Zeitspanne, bis die (zugegebenermaßen recht großen) Strecken geladen sind. Aber so lange das Spiel selbst dann so makellos flüssig läuft, soll's mir recht sein.
Dümmster anzunehmender User
Nach meiner kurzen Spiel-Session eile ich mich in den nächsten Elektromarkt, um mir einen Ethernet-Switch zu besorgen. Hier stehen gegen 16 Uhr übrigens noch acht bis zehn PS3s unverkauft herum, aber der Verkäufer zeigt sich mit den Absätzen des Tages dennoch zufrieden - man sei von Sony mehr als reichlich beliefert worden, so seine Auskunft. Nach meiner Heimkehr komme ich dank Switch in der Konfiguration des Internetzugangs schon ein wenig weiter als noch beim ersten Versuch, doch irgendwann rächt es sich, dass ich absolut keine Ahnung von der LAN-Konfiguration habe. Das Handbuch hält sich in dieser Hinsicht leider auch sehr bedeckt, so dass ich die PS3 zur Stunde immer noch offline betreiben muss. Das lästige Problem wurmt mich momentan etwas - ich hätte mir gerne Gran Turismo HD und Tekken: Dark Resurrection heruntergeladen, aber das wird noch warten müssen, bis ich herausfinde, wo der Fehler genau steckt. Vermutlich - wie so oft - zwischen meinen Ohren ...
War es das wert?
Nach nur vierundzwanzig Stunden mit der neuen Konsole bereits zu einem abschließend gültigen Fazit zu kommen, ist natürlich unmöglich. Unbestreitbar ist aber, dass die PS3 allein schon als Designobjekt im Wohnzimmer eine Menge hermacht. Und das Spiel, das ich bereits testen konnte, wird mich sicher noch eine ganze Weile lang amüsieren. Dass die Online-Anbindung nicht funktioniert, schiebe ich weitgehend auf meine eigene Unfähigkeit (oder auf meinen zu alten PC) - ohne dieses lästige Problem wäre meine Freude über die Sony-Wunderkiste momentan völlig ungetrübt.
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