Indiana Jones und der Stab der Könige
Entwickler:
LucasArts
Publisher:
LucasArts
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
DS, PlayStation 2, PSP, Wii
Inhalt:
Vor einem Jahr und einem Monat sahen viele Fans den Film Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels – und waren enttäuscht. Jedenfalls war das der Tenor, den man den zahlreichen Reaktionen entnehmen konnte. Der Film zeigte einen alternden Harrison Ford in den Fünfzigern und ginge gut als Hommage an diese Zeit durch – es war allerdings nicht das, was man vom Mann mit dem Hut erwartet hatte. War früher alles besser? Das überlegten sich vielleicht einige Leute bei Lucas Arts, denn nun liegt mit Indiana Jones und der Stab der Könige ein Spiel vor, welches nicht nur die aktuellen High-End-Konsolen Xbox 360 und PS3 völlig ausschließt, sondern auch an längst vergangene Indy-Abenteuer erinnert.
Meinung:
Tatsächlich beginnt das wieder in den Dreißigern angesiedelte Indiana Jones und der Stab der Könige sehr klassisch: Indy sucht einen zweiten Eingang zu einem Tempel, der von Nazis (im Spiel werden die einfach nur „Deutsche“ oder Faschisten genannt) erforscht wird. Schon kurz nach den ersten Schritten stellt sich das typische Indyfeeling ein: Man bewegt sich gerade über eine Hängebrücke in einer Höhle, als sich eine fette Spinne vor unserem Helden abseilt. Jones jr. zündet das Viech mit seiner Fackel an, worauf die kleineren, aber zahlreicheren Kumpels herbeieilen. Wedelt man nun mit der Fackel, kriegt man die Biester zwar los, die brennende Brücke kündigt jedoch schon die nächste Mini-Zwischensequenz an. Gegen Ende dieses Tutorial-Levels schnappt sich Nazi-Archäologe Magnus Völler die von Indy gefundene Beute, dieser prügelt sich durch die Soldaten und flieht schließlich mit einem Flugzeug. Das beschränkt sich dann nicht nur auf eine Cutscene – um das Flugzeug zu steuern, hält man die Wii-Fernbedienung wie einen Steuerknüppel.
Rund um die Welt Im weiteren Verlauf des Spieles erhält Indy die Botschaft eines alten Freundes, und kommt dem Stab der Könige auf die Spur – der Stab, mit dem Moses einst das rote Meer geteilt haben soll. Die Jagd führt ihn unter anderem nach San Francisco, Panama, Istanbul und Nepal – Magnus Völler und die seine Nazischergen dürfen dabei natürlich nicht fehlen.
Das Gameplay lässt sich in etwa drei Typen unterteilen: Erkundung, Schlägereien und Schießereien, wobei solche Einlagen wie mit dem Flugzeug eher als schmückendes Beiwerk betrachtet werden können. Erkundet man einen Tempel, wird man auf zahlreiche Fallen, einige Puzzles und ein paar sehr einfallsreiche Mechanismen stoßen. Das Leveldesign kann man durchaus als gelungen bezeichnen: Ob kleine Überraschungen, witzige Zwischensequenzen oder versteckte Artefakte, die Abwechslung ist definitiv da, die Nähe zu den alten Filmen wurde gut umgesetzt.
"Pre-defined waggle controls" Über die Prügeleien lässt sich leider genau so viel Negatives wie Positives sagen. Indys Grundbewegungen sind schlichtweg überladen und obendrein auch ziemlich nervig auszuführen. Da gibt es jeweils links (Nunchuck) und rechts (Wii-Remote) den schnellen Schlag, den Haken und den Uppercut, je nachdem wohin man „waggelt“. Da hätte man durchaus sparen können, da es noch zahlreiche weitere Moves gibt. Mit B und einem simulierten Peitschenhieb holt sich Indy Gegner heran, je nach Bewegung am Nacken, an der Hüfte oder an den Beinen. Im letzteren Fall liegt der Feind am Boden und Indy kann ein bisschen auf ihn einschlagen – ist dabei allerdings selbst angreifbar. Die anderen beiden Varianten sind etwas nützlicher, da Indy so einen harten Schlag ausführt und danach wieder frei bewegbar ist.
Nutz die Umgebung Indy kann einen Gegner auch packen und dabei die Umgebung ausnutzen, ihn z.B. auf einen Tisch oder gegen einen Gong knallen, bzw. in ein Aquarium werfen. Mit der Peitsche lässt er Regale auf mehrere Gegner fallen oder entwaffnet einen Feind, um dann selbst diesen Gegenstand aufzunehmen. Auch sonst liegen genug Flaschen, Latten, Billardkugeln, Tintenfische und Mülldeckel herum, die Indy nicht nur als Nahkampfwaffe, sondern auch als Wurfgeschosse verwenden kann. Für besonders gelungene Aktionen kann man Glanztaten bzw. Erfolge ernten, mit denen sich auch diverse Dinge freischalten lassen.
Bei besonders harten Brocken sollte man mit A+B ausweichen, um einen starken Konter zu landen. Das alles macht die weiter oben beschriebenen Schläge ziemlich überflüssig. Da hätte es gereicht, wen Indy abwechselnd links und rechts schlägt, und sich die Kraftstufe des Schlages an der Stärke des Schüttelns der Fernbedienung misst. Denn auch wenn die Kämpfe recht behäbig vonstatten gehen, sorgt die überladene Steuerung für einen erhöhten Schwierigkeitsgrad – spielt man auf „Schwer“ (leicht gibt es nicht), können einem die Prügeleien den letzten Nerv rauben, aber auch auf Normal kann man ins Straucheln geraten, wenn mehrere Gegner auf einmal auftauchen.
Dein Freund, der Revolver Die Schießereien sind dafür wieder etwas spaßiger. Auch hier entledigt man sich seiner Feinde oft auf originelle Art und Weise. Beispielsweise in dem man Lampen, Fässer, Wassertanks oder sonstiges trifft. Zum Schießen muss sich Indy zuerst mit dem Analogstick aus der Deckung wagen – das war bei Disaster: Day Of Crisis etwas besser gelöst, funktioniert aber trotzdem ziemlich gut. Besonders das Schießen auf die Autos, während Indy in Frisco mit einem Cable Car flieht, hat mir da gut gefallen, auch wenn die Szene nicht sehr lange dauert.
Das war noch längst nicht alles Neben dem Hauptspiel gibt es noch einiges mehr auf der Disc, allem voran natürlich der Adventureklassiker Indiana Jones und das Schicksal von Atlantis, welches sich nur mit einem gefundenen Artefakt freischalten lässt. Das Spiel lässt sich per Wii-Remote sehr gut bedienen und hat von seinem Charme nichts eingebüßt. Achtung: Diese Zugabe gibt es nur in der Wii-Version.
Auch lokale Multiplayer-Modi gibt es, so können bis zu vier Spieler mit Flugzeugen und Panzern in einer Art Deathmatch gegeneinander antreten, die einzelnen Arenen werden durch im Hauptspiel erlangte Glanztaten freigeschaltet. Der Überleben-Modus ist gar nicht mal schlecht, um das Kämpfen mit Indy zu üben. Auch hier können bis zu vier Spieler mitmachen, sie kommen jedoch nacheinander dran. Wer hier die meisten Computergegner besiegt, gewinnt.
Nenn mich nicht Junior! Den spaßigsten Multiplayermodus muss man gar nicht erst freischalten, nämlich den Coop-Modus. Eingebettet in Comicszenen begeben sich hier zwei Spieler als Indy und Henry Jones Sr. auf ein neues Abenteuer. Da rudert man z.B. zusammen, löst Schalterrätsel und fährt mit einem Panzer – einer steuert, der andere schießt. Dieser Modus ist bei weitem kein spielerisches Meisterwerk, macht aber gerade in geselliger Runde ziemlich viel Spaß.
Grafisch gehört Indiana Jones und der Stab der Könige auch nicht gerade zum Besten, was die Wii zu bieten hat, da hat man gegenüber den PS2- und PSP-Versionen wohl kaum große Unterschiede gemacht. Auch der Sound hat Stärken und Schwächen: So konnte man Harrison Fords Synchronsprecher gewinnen, der auch sehr gute Arbeit geleistet hat. Bei Henry Jones sieht es leider anders aus, da hat man nicht einmal versucht, der deutschen Stimme von Sean Connery nahe zu kommen. Auch sind manche Sounds eher nervig, andere wiederum ziemlich gelungen. In das Spiel haben sich auch zahlreiche Rechtschreibfehler eingeschlichen, und wenn ein echter Indy-Kenner an der Übersetzung beteiligt gewesen wäre, so hätte er das Untermenü für die Artefakte korrekterweise mit „Reichtum" und nicht mit "Vermögen" übersetzt.
Fazit:
Indiana Jones und der Stab der Könige ist ein gutes Beispiel dafür, dass man manche Spiele nicht zu früh veröffentlichen sollte. Denn im Grunde wird hier ein Abenteuer geboten, dass den Flair der ersten drei Filme gut einfängt. Die ziemlich misslungene Steuerung, die sich besonders beim überladenen Kampfsystem negativ auswirkt, wird so manchen kapitulieren lassen, ein echter Indyfan lässt sich davon aber nicht abschrecken. Auch sollte man honorieren, dass man sich bei den Extras – besonders wenn es um Fate Of Atlantis geht, sehr viel Mühe gegeben hat. Wer sich unsicher ist, sollte das Spiel zunächst einmal anspielen, denn der Preis ist meiner Meinung nach viel zu hoch angesiedelt.
| |
Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
|