Darksiders
Entwickler:
THQ
Publisher:
THQ
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
46 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Das Jahr 2010 fängt ja gut an: Nicht nur, das die Fortsetzungen der Hochkaräter Mass Effect und Bioshock in wenigen Tagen erscheinen, nein, wir bekommen auch noch komplett neue Spielehelden wie beispielsweise die Hexe Bayonetta. Auch in Darksiders debütiert ein Newcomer: Kein Kriegsgott, sondern Krieg persönlich, seines Zeichen der zweite Reiter der Apokalypse. Ob es für ein gepflegtes Weltende reicht, oder ob der Reiter selbst sang- und klanglos untergeht, erfahrt ihr in unserem Test.
Meinung:
Ihr wisst ja sicher, wie so eine Offenbarung abläuft: Die sieben Siegel werden geöffnet, die Reiter folgen dem Ruf, Hölle auf Erden, usw. In Darksiders sollen die Reiter dafür sorgen, dass die Schlacht zwischen Engeln und Dämonen auch korrekt abläuft. Dem Teufel – hier auch Großer Zerstörer genannt - hat das Drehbuch und seine Rolle darin anscheinend aber doch nicht so zugesagt, weswegen er Krieg glauben lässt, der Ruf sei schon erfolgt. Die Apokalypse beginnt also zu früh, keins der Siegel wurde berührt. Der Zerstörer macht sich unseren Planet zu Eigen, und Krieg muss sich vor seinen Meistern verantworten. Als er geschwächt auf die Erde zurückkehrt, wandeln nur noch Dämonen und lebende Tote auf den Straßen der völlig zerstörten Städte.
Hölle auf Erden Darksiders mag zunächst wie ein reinrassiges Hack&Slay-Spiel aussehen, und hat auch definitiv einige Anleihen bei God Of War und Devil May Cry genommen – beim näheren Hinsehen entpuppt es sich aber als Action-Adventure, das sich auch ein bisschen von Zelda und Resident Evil abgeschaut hat. Nun, von den Besten zu lernen, ist definitiv nichts Schlechtes – doch Darksiders, das im Gegensatz zu den meisten seiner Vorbilder nicht von japanischen Entwicklern stammt – hat seinen eigenen Stil, für den größtenteils Comiczeichner Joe Madureira und sein Kollege, der Comicautor Joe Kelly, verantwortlich sind (Leser von Marvel Comics dürften die beiden kennen). So kann Darksiders seine Herkunft nicht leugnen und wirkt tatsächlich wie aus einem US-Comic entsprungen, was man durchaus als positiv werten kann.
Lasse alle Hoffnung fahren Die Kämpfe lassen sich schon im normalen Modus nicht durch das Malträtieren der Buttons absolvieren. Die Kombos und Hilfsgegenstände wollen richtig eingesetzt werden, Ausweichen, Sprinten und Blocken gehört zum guten Ton. Autos und andere Gegenstände kann man nehmen und werfen, eine Lock-On-Funktion erleichtert einem dabei das Leben ein bisschen. Finisher - bei kleineren Gegnern sofort einsetzbar, bei größeren wird es angezeigt - startet man auf der PS3 mit der Kreistaste. Daraufhin wird ordentlich gemetzelt, nicht umsonst gibt es in der Statistik einen Literzähler für vergossenes Dämonenblut. Zum Minigame wie God Of War artet es jedoch nicht aus, es reicht ein einmaliger Druck auf die Kreistaste.
Don't Fear The Reaper Man muss als Krieg also nicht ständig und ununterbrochen das Schwert schwingen, sondern kann durchaus ein wenig die Gegend auskundschaften. Beim erstmaligen Betreten eines Gebietes wird man an einige Dinge nicht herankommen, da die eine oder andere Fähigkeit noch fehlt. Andere Gegenstände wollen erst mal gefunden werden. Die weitläufigen Gebiete laden daher stets aufs Neue zum Suchen von Lebens- und Wutkernsplittern (das gute, alte Herzteil lässt grüßen), legendären Rüstungssteilen, Artefakten zum Tauschen oder auch Seelentruhen ein. Einkaufen kann man mit den gesammelten blauen Seelen (die man auch beim Besiegen von Feinden erhält) beim zwielichten Dämonen Vulgrim, der wie Krieg und einige andere nun zwischen den Fronten steht. Das Angebot reicht von Lebensessenzen bis hin zu neuen Angriffen und Zusatzwaffen wie z.B. der Sense. Kriegs Hauptwaffe, das Schwert Chaosfresser, kann übrigens aufsteigen - und man darf der Waffe eine passive Zusatzfähigkeit zuordnen.
Live And Let Die Bei all den Erledigungen, die man als apokalyptischer Reiter so hat, bewegt man sich durch detaillierte Gegenden, die nicht nur grafisch ansprechend sind, sondern vor allem durch ihre Lebendigkeit glänzen. Da setzt sich beispielsweise eine Krähe auf die Truhe, die man ein Stück weiter erspäht hat, und während des Öffnens kommen Untote den Abgrund hochgeklettert, der dahinter liegt. Ein erweckter Erdwächter, der ein neues Gebiet freigibt, verschwindet nicht einfach so, sondern läuft – die Erde erschütternd davon, bis er in ein Gebiet kommt, in das man ihm aufgrund den Abgründen nicht mehr folgen kann. Dort gerät er dann irgendwo hinter einer Ecke außer Sicht. Ohnehin präsentiert uns das Spiel allerhand schräge Charaktere und fiese Bosse, die einfach typisch für einen US-Comic sind – die meisten haben auch eine hervorragende deutsche Stimme erhalten. Noch am menschlichsten von allen wirkt übrigens Krieg selbst.
Bat Out Of Hell Nicht nur die Synchronisation ist gelungen: Die Musik klingt episch, passend zum Thema. Die Soundeffekte inklusive der Geräuschkulisse sorgen zusammen mit zahlreichen, sehr gut gescripteten Ereignissen dafür, dass man sich fast nie als alleiniger Akteur im Spiel fühlt. So kämpfen während der Apokalypse Engel gegen Dämonen, Hubschrauber werden angegriffen, und auch später treten Gegner und Gegnergruppen oft spektakulär auf – ob es nur ein Rudel Fledermäuse ist, die durch klirrende Scheiben hindurch aus einem Hochhaus auf den Spieler zufliegen, oder gar deren Herrin Tiamat, die sich einen erbitterten Luftkampf mit einem Himmelsgreifen liefert.
Doch auch wenn die Grafik gelungen ist, und auch die Soundkulisse inklusive Musik immer für die richtige Atmosphäre sorgt, gibt es technisch ein paar Mängel. So hätte etwas Kantenglättung dem Spiel gut getan, und ab und zu gibt es auch Slowdowns. Auch das Speichersystem ist nicht perfekt, obwohl das Spiel an einigen Stellen automatisch speichert, und man ausreichend Slots für eigene Speicherungen zur Verfügung hat. Wählt man dann nämlich im Titelmenü den Punkt fortsetzen, so wird immer nur der automatische Speicherstand berücksichtigt, nicht ein möglicherweise neuerer, der vom Spieler erstellt wurde. Immerhin kann man es sich angewöhnen, stattdessen auf „Spiel laden“ zu gehen.
Fazit:
Viel Neues bietet Darksiders ja nicht, dafür wird auf solide Action-Adventure-Kost mit Rollenspiel- und Hack&Slay-Einlagen gebaut. In Szene gesetzt wurde all dies aber äußerst gelungen, der US-Comicstil, der so manchen ein bisschen an World Of Warcraft erinnern wird, kommt sehr gut rüber, und auch die Charaktere wissen zu gefallen. Wer Action-Adventures mit Erkundungsfaktor liebt, und zudem gerne Dämonen mit großen Schwertern zerlegt, der sollte sich Darksiders unbedingt holen! Ein tolles Debüt für einen Videospielhelden und saubere Arbeit von Joe Madureira und seinen Kollegen bei Vigil Games.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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