Omerta - City of Gangsters
Entwickler:
Haemimont Games
Publisher:
Kalypso Media
Genre:
Simulationen
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
ca. 40 bis 43 €
Systeme:
PC
Testsystem:
CPU: AMD Athlon64X2 mit 3 GHz; Grafikkarte: Radeon HD4850 mit 512MB VRAM; 4GB RAM; Windows 7
Anforderungen:
Ab Windows XP SP3 32Bit, empfohlen Windows 7 64Bit; 2GHz Dualcore, empfohlen 3GHz Quadcore; 2GB RAM, empfohlen 4GB RAM; ab GeForce 8800 bzw. Radeon HD2000 256MB, empfohlen GeForce 400 bzw. Radeon HD5000 512MB
Inhalt:
Bald hundert Jahre ist es her, als in den USA zeitweilig die Prohibition eingeführt wurde. Das Alkoholverbot sollte für sinkende Verbrechensraten sorgen, doch das Gegenteil war der Fall. Es wurde illegal gebrannt und gebraut, der Alkohol wurde geschmuggelt und in Flüsterkneipen (sogenannte Speakeasys) ausgeschenkt. Der bekannteste Verbrecher dieser Ära ist wohl Al Capone, der auch in der aktuellen TV-Serie Boardwalk Empire (unter Mitwirkung von Martin Scorsese und mit Steve Buscemi in der Hauptrolle) eine Rolle spielt. Keine Frage, Kalypso Media und Haemimont Games waren ganz sicher von dieser Serie inspiriert, als die Idee zu Omerta: City of Gangsters aufkam.
Meinung:
Von der Karibik nach Atlantic City: Die Entwickler von Tropico 3 und 4 haben definitiv Erfahrung mit Wirtschaftssimulationen, und in Omerta: City of Gangsters wurde das ganze noch um einen rundenbasierten Taktikteil ähnlich Jagged Alliance und Konsorten erweitert. Als mittelloser Kleinkrimineller kommt man in die Küstenstadt und merkt schnell, dass man den Leuten nur das zu geben braucht, wonach sie verlangen, um Erfolg zu haben. So spielt man Mission um Mission in der Kampagne, in immer wieder anderen Stadtteilen von Atlantic City, um schließlich zum Verbrecherkönig der Stadt aufzusteigen.
Schnaps ist Geld Diese Stadtteile sind recht übersichtlich, also nicht sehr groß ausgefallen. Und in diesen Stadtteilen findet man eine Menge Häuser, die so ziemlich das wichtigste Element im Gameplay des Spiels überhaupt darstellen. Da gibt es z.B. den Unterschlupf, dann gibt es Brauereien, Lagerhallen, Flüsterkneipen, aber auch Residenzen von Politikern, Berühmtheiten und Deputys. Das zweite, enorm wichtige Element sind die verschiedenen Währungen. Denn zusätzlich zum schmutzigen und sauberen Geld kann man Bier, Schnaps und Schusswaffen als auch nichts anderes bezeichnen, wenn man das Spiel in Aktion erlebt. So schickt man den Boss oder einen seiner Handlanger (am Anfang ist man zu zweit, später kann man mehr Helfer anwerben, und daher auch mehr Dinge gleichzeitig tun) los, um in einem Gebäude etwas zu erledigen. Zuerst mal ist das in einem neuen Stadtteil das Befragen der Informanten - das sind die Häuser mit den Fragezeichen über dem Dach. Ein paar Bier, etwas Geld, oder auch auf die harte Tour: Das Ergebnis ist das gleiche. Dann bekommt man anhand von weiteren Symbolen zu sehen, was sich hinter anderen Häusern verbirgt und kann in Aktion treten. Etwa Bier und Schnaps kaufen oder gar klauen, ein Drive-by-Shooting anordnen, eine Flüsterkneipe beliefern, mit Schnaps als Währung einer Berühmtheit einen Auftritt verschaffen, und, und, und.
Vitamin B bekommt nicht jedem Dabei ändert sich sich das Verhältnis zum Bewohner/Besitzer des Gebäudes, wobei es drei Stufen gibt: kalt, neutral und warm. Am Anfang sind alle neutral, die Aktionen bestimmen, wie sich das Verhältnis entwickelt. Hat man ein warmes Verhältnis zu einem Politiker, kann man ihn schließlich erpressen, eine Berühmtheit kann man übers Ohr hauen. In beiden Fällen verschwindet die Person aus der Stadt, man kann das also nur als einmalige Geldquelle sehen, aber als sehr lukrative. Im Prinzip geht es nämlich meistens darum, eine bestimmte Menge Geld zusammen zu bekommen, allerdings gibt es auch weitere Zwischenziele, die man in einer Mission erreichen muss. Schwer ist das nie, aber natürlich steigt der Fahndungslevel immer mehr, so dass man hin und wieder einen Gefallen bei einem zuvor bestochenen Deputy einfordern muss. Oder man kann die Schuld jemand anderem in die Schuhe schieben. Die Möglichkeiten sind zahlreich, einen großen Unterschied macht es jedoch nie. Zusätzliche Jobs kann man auf der Hauptkarte von Atlantic City finden, da gibt es oft zeitlich begrenzte Angebote, wie etwa Geldwäsche gegen Gebühr, Waffen oder An- und Verkauf von Alkohol an bestimmte Personen.
Wohltäter oder Gangster? Mit der Zeit kann man dann eigene Geschäfte eröffnen, sogar legale. Eine Suppenküche erhöht die Beliebtheit, ein Pizzarestaurant die Berüchtigkeit, weil niemand so recht glauben mag, dass nicht doch etwas Illegales darin vorgeht. Die eigenen Buchmacher profitieren dann von beiden. Das Hauptquartier, die Läden, Brauereien und Flüsterkneipen lassen sich auch noch ausbauen, man kann Werbung betreiben, etc., und wird schließlich immer mehr verdienen. Das Problem an dem Ganzen: Sobald man eine Mission geschafft hat, und in einen anderen Stadtteil kommt, ist alles wieder weg. Zwar muss man nicht bei Null anfangen, hat immer ein angemessenes Startkapital, und die freigeschalteten und angeworbenen Handlanger behält man ebenfalls, dennoch hat man das Gefühl, dass man sich einfach keine große Mühe geben muss, um eine Mission zu schaffen, und es egal ist, wie man ans Ziel kommt.
Auftritt Don Cerebro Neben dem Wirtschaftsteil hat Omerta: City of Gangsters noch einen rundenbasierten Taktikteil. Hin und wieder gibt es nämlich Missionen, bei denen man gegen andere Gangster kämpfen muss. Das funktioniert wie in einigen Taktik- und Strategiespielen, etwa wie in Jagged Alliance. Dabei gibt es eine Zugreihenfolge oben zu sehen, und per Mausklick bewegt sich der aktive Charakter dann dahin, wo man ihn haben will. Allerdings kostet das Bewegungspunkte. Man kann auch hinter Gegenständen oder an einer Wand Deckung beziehen, und dann Schüsse, gezielte Schüsse, Bauchschüsse (die Blutungen verursachen), Bandagen, oder auch allerhand Spezialtechniken verwenden. Der Taktikteil ist etwas anspruchsvoller als der WiSim-Teil, und man kann auch ganz schön in die Bredouille kommen, wenn man etwa eine Brauerei überfällt, und dann dort in einen Hinterhalt der Polizei gerät (die ja eigentlich gar nicht gerufen werden dürfte, wie uns das Spiel anfangs erklärte, denn die Bierbrauer sind ja auch illegal tätig), die dann Maschinenpistolen haben, und man etwa in fünf Runden den Kampf gewonnen haben muss.
Sowas war aber eher selten, zumal man solche Überfällt nicht oft machen muss. Es gibt eigentlich immer genug Einnahmequellen. Die normalen Taktik-Missonen waren dann fairer, wenn nicht sogar teils richtig leicht. Hier kann es dann aber doch noch Konsequenzen für den weiteren Spielverlauf geben, denn wer außer Gefecht gesetzt wird, kommt nur mit bleibenden Wunden davon, und die sorgen etwa für einen dauerhaften Malus auf die Statuswerte. Albern wirkt es dagegen, wenn drei Gangster aus zwei Fraktionen an drei Seiten ein- und derselben Säule Deckung beziehen.
Der Regen spült den Abschaum auch nicht weg Grafisch ist Omerta recht ansehnlich. Die Küste sieht schön aus, die Häuser sind sich aber überwiegend zu ähnlich. Es gibt einen Tag- und Nachtwechsel, Fußgänger laufen herum, und Autos fahren auf den Straßen. Regenwetter sieht ebenfalls sehr schön aus, und ist auch vom Sound her passend untermalt. Die Fußgänger haben diesem Fall sogar Regenschirme dabei. Die Ansicht des Stadtteils kann man übrigens auch heranzoomen. Die ganzen Details sind nett, aber für das Spiel sind ja nur die Gebäude relevant. Da hätte man es auch sein lassen können, dass der Boss und seine Handlanger zu jeder Tageszeit vom Hauptquartier aus zur Stelle des Auftrages rennen. Das sieht recht albern aus und hat mehr was von Panzerknackern als Prohibitions-Gangstern.
Auch die Musik passt zwar richtig in die Zeit, erinnert mich aber eher ein wenig an die Musikuntermalung von Laurel & Hardy oder ähnlichen Stummfilmklassikern. Klar, die stammen ebenfalls aus dieser Zeit, und vielleicht habe ich einfach schon zu viel davon gesehen, es fiel mir eben auf. Die Sprüche, welche die Gangster immer wieder mal loslassen, wiederholen sich schnell, und gehen einem ebenso schnell auf den Geist.
Online? Im Multiplayer kann man nur den Taktikteil spielen, und im Endlosspiel (auch hier kann man nicht die ganze Stadt auf einmal spielen) merkt man so richtig, wie wenig im virtuellen Atlantic City los ist. Nervig ist auch noch, dass man einen Kalypso-Account braucht, wenn man das Spiel starten will, während der Rechner online ist. Hat man keine aktive Internetverbindung, startet das Spiel auch so.
Fazit:
Omerta: City of Gangsters bietet echten WiSim- und Taktikfans viel zu wenig. Vor allem haben die unterschiedlichen Vorgehensweisen kaum dauerhafte Auswirkungen, es gibt keine ausführlichen Statistiken, und man muss auch nicht viel im Auge behalten. Um den Fahndungslevel kann man sich z.B. locker kümmern, wenn schon längst die Luft brennt, und um Bandenkriege muss man sich auch nicht fürchten. Wer bisher aber einen großen Bogen um solche Spiele gemacht hat, könnte aber tatsächlich Spaß daran finden, weil man eben kaum Fehler machen kann, und ein Einsteiger daher sehr experimentierfreudig ans Werk gehen darf, ohne große Konsequenzen fürchten zu müssen.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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