Doom 3
Entwickler:
id Software
Publisher:
Activision
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
44 €
Systeme:
PC
Testsystem:
Pentium 4 3.06 GHz, 512 MB DDR RAM, GeForce FX 5600
Anforderungen:
P 4 1,5Ghz CPU, 384MB RAM, 8-fach CD ROM bzw. DVD Laufwerk, aktuelle Grafikkarte
Inhalt:
1994 wurde ein Spiel veröffentlicht, das die Welt der Videogames
revolutionierte. Mit Doom begann eine neue Ära, das Genre der
Ego-Shooter war geboren. Der Titel wurde schnell zum Megaseller und so
war es nicht verwunderlich, dass auch Teil zwei ein Erfolg wurde. Dummerweise
wurde eben dieser Teil hierzulande indiziert. Aber was soll’s. Viele Jahre sind
ins Land gegangen, in denen viele gute und miese Games veröffentlicht wurden,
darunter jedoch kein neues Doom. Nach all den Jahren des Wartens, nach all den
Jahren der Angst und des Bangens, ist nun endlich der dritte Teil der
Doom-Reihe zu haben. Bevor wir das Spiel nun auf Herz und Nieren prüfen, sei
vorab eines gesagt: Das Teil rockt! Und zwar richtig!
Meinung:
Kleine Gute-Nacht-Geschichte Die Story an sich ist recht
schnell erzählt. Man begibt sich im Jahre 2045 als Rambo-Super-Elite-Soldat auf
eine Reise zum Mars. Dort angekommen wird man erst einmal durch Mars City
gelotst. Vorbei an Bio-Scans und Passkontrollen wird man zunächst zum Chef
geschickt. Am Marine Hauptquartier angekommen, bekommt man einen Auftrag
erteilt, der da lautet, einen vermissten Wissenschaftler aufzuspüren. Und siehe
da, was passiert, wenn man ihn findet? Richtig. Auf dem Mars bricht die Hölle
aus. Dubiose biologische Experimente des mächtigen Rüstungsunternehmens Union
Aerospace Corporation sind - oh Wunder - schiefgegangen und man findet sich
plötzlich in dunklen Gängen wieder, die vor lauter Zombies und anderem
schleimigen Kriech- und Krabbel-Gesocks nur so sprudeln. Da fühlt man sich doch
gleich viel wohler, nicht wahr? Was nun zu tun ist, ist nicht all zu schwer zu
erahnen. Du und Monster in einer Basis. Du lieb, Monster böse. Und was folgert
man daraus? Richtig. Monster platt machen, dem Geheimnis auf die Schliche kommen
und seinen fetten Hintern von dem roten Felsbrocken bewegen. Klingt leicht?
Tja... Würden da die dummen Viecher nicht nerven. Aber man ist ja nicht allein
unterwegs.
Pack die Kettensäge ein ... Und die
Shotgun obendrein und dann nichts wie raus auf Zombiejagd. Waffenmäßig hat sich
nichts Grundlegendes gerändert. Man startet mit einer gewöhnlichen Pistole,
erhält nach kurzer Zeit eine hübsche Shotgun und so weiter und sofort. Hat man
mal keine Waffe zur Hand, haut ihr den elenden Nervtötern entweder mit euren
Fäusten oder mit der Taschenlampe in die Wabbelfresse. Die Taschenlampe bietet
übrigens die nette Dreingabe, dass man mit ihr auch dunkle Stellen ausleuchten
kann. Das ist auch dringend nötig, denn in den Tiefen der Marskolonie ist es
verdammt finster.
Zu den Utensilien eines Elite-Soldaten zählen aber
nicht nur die hochkarätigen Ballermänner und die Taschenlampe, sondern auch ein
kleiner, aber feiner Wegbegleiter. Die Rede ist von einem PDA, mit dessen
Hilfe man E-Mails, Videos, Soundfiles und Zugangscodes empfangen und abrufen
kann. E-Mails und Videos bringen die Story voran und geben euch eine Menge
Hintergrundinformationen. Bekommt ihr ein neues Ziel, wird euch dies durch euer
PDA angezeigt.
Yummie Während eures Mars-Trips
bekommt ihr ein Fünf-Gänge-Menü der Extraklasse serviert. Zunächst gibt
es da die gewöhnlichen Zombies. Die sehen nicht nur bescheuert aus, sie
sind es auch. Das war wohl ein wenig englisches Rindfleisch zu viel. Wie dem
auch sei. Die Biester grunzen und wollen euch ans Leder. Blöd wie sie sind,
rennen sie einfach auf euch zu. Allein ist so ein Zombie eine nette Vorspeise.
Kritisch wird’s, wenn sie in Scharen kommen. Da steppt der Bär. Dann gibt es da
noch die mutierten Marine-Soldaten. Das sind im Prinzip auch nur Zombies,
nur ist bei ihnen wesentlich mehr Hirnmasse übrig geblieben. Ach ja, bewaffnet
sind die auch noch. Und weil sie ja nicht ganz so doof sind, verstecken sie sich
auch gerne hinter Kisten und suchen Deckung. Gar nicht so einfach, diese
Matschbirnen zu erwischen. Spinnenkrabbeltierchen in Übergröße mussten ja auch
unbedingt mit von der Partie sein. Das Spiel an sich ist schon gruselig, aber
dann auch noch so was?! Spieler, die unter Arachnophobie leiden, seien an
dieser Stelle schon mal gewarnt. Einige der Mutanten erinnern ein wenig an
Giggers Alien. Groß, flink, leise und vor allem extrem tödlich.
Riesengroße Knubbelmonster gibt’s natürlich auch. Hier empfiehlt es sich, die
härteren Sachen auszupacken, da diese Jungs nicht so leicht umfallen. Und
finstere Dämonen konnten natürlich auch nicht nein sagen und mischten
sich ebenfalls unter die fröhliche Bande. Man sieht, die Auswahl ist recht groß.
Sollte also für jeden etwas dabei sein. Die KI ist insgesamt recht
ausgewogen. Die, die am primitivsten aussehen, handeln auch dementsprechend. Die
klügeren weichen aus und sind nicht gerade zimperlich, wenn es ums Austeilen
geht. Passt also.
Ein Button für alle Fälle Die
Steuerung stellt nicht gerade sonderlich hohe Ansprüche an das
menschliche Hirn. Und das ist auch gut so. Je simpler, desto besser. Während man
nämlich damit beschäftigt ist, Zombies in der Dunkelheit auszumachen und nieder
zu holzen, hat man für anderen Schnickschnack keine Zeit. Daher gibt’s auch
keine wirklichen Sekundärfunktionen für die Waffen. Auf supertolle Special-Moves
und dergleichen wurde völlig verzichtet. Was übrig bleibt, sind Laufen, Ballern,
Springen. Und gerade das macht Doom 3 steuerungstechnisch so interessant.
Reduziert auf die simpelsten Bewegungen muss man sich durch die Zombie-Hölle
schlagen. Eine Neuheit gibt es aber dann doch. Einige Situationen erfordern eine
gewisse Schnelligkeit. Mit der Sprinttaste könnt ihr euren Hintern von
Schneckentempo auf Ferrari-Speed katapultieren. Zugegeben, ganz so krass ist es
nicht, aber immerhin etwas. Während man durch Mars City tourt, kann man sich
auch mit verschiedenen Leuten "unterhalten", wobei "ansprechen" eher passen
würde. Das geschieht mit der Feuer-Taste. Ein Aktions-Button fehlt nämlich.
Allerdings sollte man nahe genug an den Leuten dran stehen. Aus fünf Metern
Entfernung die Feuertaste zu drücken hat meist unangenehme Folgen für den
Gesprächspartner. Auch die interaktiven Displays, die sich überall auf der Basis
befinden, werden mit der Feuertaste bedient. Nerviges Tastengefummel entfällt
also völlig. Klasse!
Mann oder Maus? Man kann
allerdings nicht Waffen und Taschenlampe gleichzeitig benutzen. "Entweder -
oder", heißt die Devise. Ihr findet das dumm? Dann seid ihr Mäuse. Echte
Kerle wissen so was zu schätzen. Hat man einen Gegner mit der kleinen
Leuchte ausgemacht, muss man auf gut Glück versuchen, ihn im Dunkeln zu treffen.
Manchmal ist es so finster, dass man wirklich Schiss bekommt. Es will also gut
überlegt sein, wann die Waffe und wann die Lampe zu benutzen ist.
Der
Gruselfaktor von Doom 3 ist definitiv nichts für schwache Nerven.
Einen solchen Horrorshooter hat man nie zuvor erlebt. Da wirkt selbst ein
Silent Hill 3 wie ein Kiddie-Game. Spiele wie Resident Evil sind
im Vergleich zu Doom 3 absolut harmlos. Die Atmosphäre ist so düster, so dunkel,
dass man seinen Kuschelteddy oder sein Schnuffeldeckchen in greifbarer Nähe
halten sollte. Hier lauert das Grauen hinter jeder Ecke. Mal kommen die Mutanten
aus Lüftungsschächten oder brechen plötzlich durch Treppen hindurch. Die Monster
sind überall dort, wo man sie am wenigsten erwartet. Man hört Geräusche, ist
nervös, glaubt etwas gesehen zu haben, der Finger ist bereits am Abzug, ein
Schatten, man schießt. Doch nichts passiert. Erleichterung macht sich breit.
Doch just in solchen Momenten kommen die Biester und wollen euch an die Gurgel.
Nichtsahnend geht man durch Türen, man sieht zunächst keine Gegner und plötzlich
kommen die Zombies aus Nischen vor oder hinter den Türen hervor. Spielt man
dieses Spiels nachts in einem dunklen Raum, wird einem plötzlich ganz anders.
Man ist so angespannt, dass man jeden einzelnen Herzschlag durch den ganzen
Körper hindurch spürt. Ihr findet Silent Hill 3 krass? Spielt Doom 3 und ihr
wisst, was wirklich krass ist.
Oh - mein - Gott! Zu
dieser extrem finsteren Stimmung trägt natürlich in erster Linie die brillante
Grafik bei. Die Leistung der Entwickler ist wirklich lobenswert, das
Resultat einfach nur genial. Anders kann man das nicht bezeichnen. Was hier
geboten wird, ist Grafik-Overkill in seiner absoluten Vollendung. Wer dieses
Spiel genießen möchte, sollte sich in Besitz einer extraflotten Blechkiste
wähnen. Unter 1024 MB sollte der Arbeitsspeicher nicht haben. 512 MB
DDR RAM tun es zwar auch, jedoch gibt’s hier einige Ruckler beim Betreten
neuer Ebenen. Die Grafikkarte sollte wirklich auf dem allerneusten Stand sein.
Unter einer ATI Radeon 9600 XT oder einer GeForce FX 5700 läuft es
nicht gerade superflüssig. Kantenglättung und eine hohe Auflösung kann man
beispielsweise bei einer FX 5600 total vergessen. Viele Optionen in
Sachen Grafik bietet Doom 3 nicht. Lediglich die Auflösung und die Helligkeit
lassen sich in verschiedenen Stufen regeln. Zusatzoptionen wie hochrealistische
Spezialeffekte, Schatten, vertikale Synchronisation etc. lassen sich nur ein-
oder ausschalten. Aber selbst mit einem nicht ganz so leistungsfähigen System
sieht das Spiel immer noch hammermäßig aus.
Bis ins kleinste Detail
ausgearbeitete Umgebungen lassen Gamerherzen höher schlagen. Die Areale sind
keineswegs starr und unbelebt. Hier und dort laufen die verschiedensten Vorgänge
ab. Maschinen arbeiten auf vollen Touren, Zivilisten gehen ihren Geschäften
nach, kleine Roboter wuseln sich durch die Gänge. Absolut genial sind die
Displays, die in der gesamten Anlage zu finden sind. Wie in einem Sci-Fi-Movie
verändern sie bei Berührung die Farbe, zeigen Informationen, Optionen etc. an.
Das nenne ich Interaktion auf einem hohen grafischen Niveau. Raumschiff
Enterprise lässt grüßen. Hier und dort Fernsehbildschirme, auf denen man News
und dergleichen im Tagesschaustil serviert bekommt. Die Monitore flimmern,
während man sich durch die Räume bewegt. Solche Aktionen laufen also nicht
gesondert, sondern mitten im Spielgeschehen ab, was ungemein realistisch wirkt.
Wirklich klasse sind auch Aussehen und Bewegungen der Figuren.
Realistisch ausgearbeitete Menschen mit unglaublich vielen Details sorgen für
richtiges Movie-Feeling. Die Animationen hauen einen wirklich vom Hocker. Die
Lippenbewegungen sind perfekt, Mimik und Gestik treffend. Wahnsinn! Die Monster
stehen dem natürlich in nichts nach.
Eine wahre Augenweide sind die
Licht- und Schatteneffekte, die die Grundlage für den ultimativen Grusel-Kick
bilden. Wenn man die finsteren Stellen mit der Taschenlampe ausleuchtet, sieht
das einfach nur brillant aus. Das Licht flackernder Lampen wird realitätsnah in
Szene gesetzt, Schatten wirken so echt wie noch nie. Hätte man sich nicht
dauernd um das wuselnde Viehzeug zu kümmern, würde es einem glatt die Tränen in
die Augen treiben. Toll gemacht sind auch die Effekte, wenn ihr von den Monstern
auf die Schnauze bekommt. Da verschwimmt das Bild für kurze Zeit und macht es
sehr schwer für euch, die Gegner zu treffen.
Nobody’s
perfect Die Grafik insgesamt als perfekt zu beschreiben, wäre
übertrieben, denn sie hat auch die eine oder andere Schwäche. Zum einen wäre da
das unzerstörbare Inventar. Zwar kann man einige Dinge wie heruntergestürzte
Balken oder kleinere Kartons verschieben, jedoch lassen sich beispielsweise
größere Kisten oder Computer nicht zerstören. Ich weiß ja nicht, wie das bei
euch so aussieht, aber mein PC würde schon den einen oder anderen Kratzer
davontragen, wenn ich mit einer Shotgun oder einer Kettensäge auf ihn losgehen
würde.
Der zweite Kritikpunkt sind die Farben des Spiels. Zwar ist es
aufgrund der düsteren Stimmung logisch, dass man einen bestimmten dunklen
Grundton für die Umgebung benötigt. Jedoch sehen sich die Areale sich ein wenig
zu ähnlich. Ein wenig mehr farbliche Abwechslung wäre schön gewesen.
Ich höre Stimmen War da was? Hab ich da nicht eben
was gehört? Verflucht. Selbst der Sound verursacht Paranoia. Das ist ja
schon nicht mehr schön. Doom 3 bietet einen sensationellen 5.1 Surround-Sound,
perfekte Klangqualität und eine tolle Sprachausgabe. Die Soundeffekte haben es
wirklich in sich. Ob Schläge mit der Taschenlampe gegen die Wand, Schritte,
Schlurfen, Stöhnen der Zombies - hier wird alles auf geniale Art und Weise
umgesetzt. Per Ohrstöpsel ist euer Supersoldat mit dem Rest des Marine Corps
verbunden. Ständig bekommt man quasi live mit, wie Kameraden abgeschlachtet
werden, was dem Spiel eine ungeheure Dramatik verleiht. Daumen hoch!
Fazit:
Doom 3 ist toll, Doom 3 ist schön, Doom 3 hat mein Leben verändert. Klingt wie
die skurrilen Typen in den Home-Shopping-Kanälen, oder? Ist aber wirklich so.
Vorher habe ich nachts ruhig geschlafen. Jetzt nicht mehr. Treppen lauf ich nur
noch mit einem etwas mulmigen Gefühl hoch und runter. Ich weiß erst jetzt zu
schätzen, was es bedeutet, elektrisches Licht zu haben. Taschenlampen besitze
ich mittlerweile drei Stück, alle in XL-Größe. Luftschächte meide ich jetzt in
einem Bogen von mindestens 20 Metern. Ja, Doom hat mein Leben verändert. Ich bin
jetzt nämlich unter die Paranoiden gegangen. Verflucht! Was da abgeht ist in
keiner Weise normal. Bombastische Grafik, Grusel-Horror ohne Ende, klasse Sound
und simple Steuerung machen Doom 3 zur aktuellen Shooter-Referenz. Wer eine
Leistungsfähige Kiste bei sich zu Hause stehen hat und mit einem starken
Nervenkostüm ausgestattet ist, sollte sich dringend mal zum Mars begeben.
Allerdings würde ich mir vorher noch aus den Gelben Seiten einen guten
psychologischen Berater raussuchen. Für den Fall der Fälle. Wir sehn’ uns in der
Hölle.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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