NBA 08
Entwickler:
Sony Computer Entertainment
Publisher:
Sony Computer Entertainment
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
65,95 €
Systeme:
PlayStation 2, PlayStation 3
Inhalt:
Die jährlichen Sportspiele sind ja mittlerweile auf allen Konsolen Tradition, insbesondere bei Electronic Arts, wo abgesehen vom Major League Baseball der ganze American Sports-Zirkus mit jährlichen Updates aufwartet. Seit geraumer Zeit floriert jedoch die Konkurrenz in diesem Bereich. Labels wie 2k Sports und Konami haben längst aufgeschlossen, und auch Sony bemüht sich – bislang vergebens – selbst ein Stück vom großen Kuchen abzubekommen. Der aktuelle Versuch beschäftigt sich mit dem zuletzt gleich doppelt gepflegten Thema NBA-Basketball und orientiert sich in Sachen Gameplay ganz klar an den großen Vorbildern des Konsolen-Korbspiels. Leider jedoch nicht mit derselben Überzeugungskraft!
Meinung:
Zugegeben, mit jeder neuen Serie, die den hart umkämpften Sports-Games-Markt bevölkert, werden die Ansprüche der Spieler ebenso wie das Verlangen nach haufenweise Innovationen größer. Dementsprechend leicht haben es jährlich veröffentlichte Titel wie „NBA Live“, da hier das Grundgerüst schon steht und man sich prinzipiell im regelmäßigen Turnus gezielt nach Verbesserungen umsehen kann. Dennoch sollte ein Neuling wie „NBA 08“ bestimmte Grundvoraussetzungen mitbringen, um sich überhaupt dieser harten Konkurrenz stellen zu können. Und genau dies ist, bis auf wenige Ausnahmen, eben nicht der Fall.
Überraschende Optionsarmut Ein Mannschaftssportspiel zeichnet sich heute vor allem dadurch aus, dass es auch abseits der Action auf dem Court einiges zu bieten hat. Dies hat man in der Entwicklungsphase von „NBA 08“ aber scheinbar geflissentlich übersehen. Elementares wie der Draft bleiben außen vor, und auch die Managing-Funktion, gerade für Strategen ein wichtiger Inhalte, hat man sich geschenkt. Wenigstens besteht die Möglichkeit, während der Saison einige Transfers zu tätigen, so dass man zumindest anteilmäßig in die Trainerrolle hineinwächst. Schaut man sich im Vergleich einen Titel wie „NBA 2k8“ oder das ebenfalls weitaus mehr ausgereifte „NBA Live 2008“ aus dem Hause EA an, wird man hier seine ersten Enttäuschungen erleben.
Reichlich Standardmodi Klar, ein NBA –Spiel hat nicht sonderlich viel Freiraum, sich anhand neuer Spielmodi neu zu erfinden, und dennoch fehlt es der entsprechenden Präsentation ein wenig an Esprit und Frische. Der Season-Modus beispielsweise beschränkt sich auf das Wesentliche und ist zudem überraschend leicht zu bewältigen. So kann man sich problemlos beim Trading-System die besten Spieler der Liga ins Team holen und sich quasi seine eigene All-Star-Mannschaft zusammenstellen, ohne dass einem hier gewisse Grenzen auferlegt werden.
Zunächst reizvoll, auf lange Sicht ausgetreten, sind die einzelnen Mini-Spiele, die man ein wenig modifiziert auch schon in den übrigen Serien finden konnte. Es gibt einen gewöhnlichen Shootout, eine 3er-Challenge, Kopf-an-Kopf-Duelle und einen Hindernisparcours, allesamt nette Ideen, die auch gut umgesetzt sind, ihren Reiz aber wegen der leichten Herausforderung schnell einbüßen. Einzig interessant ist in diesem Zusammenhang das Menü „NBA Replay“. Hier bietet sich die Möglichkeit, verschiedene Stationen der letzten Saison nachzuspielen und für die Authentizität der eigenen Spielzüge Punkte zu sammeln. Dies ist gerade fürs Training der Steuerung eine gute Option und insgeheim auch das Highlight im reichlich standardisierten Alternativmenü des Spiels.
Der eigene Spieler Das besondere Element in „NBA 08“ ist die Entwicklung eines eigenen Charakterspielers, der in der Saison reifen soll, und dessen persönlicher Fortschritt schließlich entscheidet, ob man die versteckten Bonus-Menüs freischalten können wird. Leider jedoch ist dieser innovative Gedanke wenig ausgereift, da man seinen Spieler schon zu Beginn mit allerhand Fertigkeiten ausstatten und seine positive Entwicklung schon hier sehr stark beeinflussen kann. Als Extras winken schließlich spezielle Courts oder auch ganz besondere MVPs, die bei entsprechender Leistung in das Spie eingeflochten werden. Nette Idee, keine Frage, aber aufgrund der dürftigen Umsetzung kein wirklicher Gewinn für den Titel.
Lücken im Gameplay ‚Wichtig ist auf dem Platz’ – diese alte Fußballerbinsenweisheit kann man im Großen und Ganzen natürlich auch auf den Konsolen-Sport übertragen. Allerdings herrscht auf dem hiesigen Platz teilweise ein wenig Chaos und Frustration, da die Abläufe eher steril wirken und die KI der eigenen und gegnerischen NBA-Stars erheblich zu wünschen übrig lässt. Spielzug für Spielzug igelt sich die Offense immer wieder in der direkten Umgebung der Kontrahenten ein, ist somit kaum anspielbar und stets anfällig für Steals.
Dies mag zwar insofern realistisch sein, dass einem leichtfertigen Durchmarsch entgegengewirkt wird, aber ein etwas klügeres Offensivverhalten wäre wohl doch noch eine ganze Spur authentischer gewesen. Dieser Umstand wirkt sich schließlich deutlich auf das Tempo und dadurch auch auf den Fluss des Spiels aus. Rasche Gegenstöße, wie sie in der NBA zum täglich Brot gehören, entfallen aufgrund dieses Makels, trickreiche Assists ebenfalls. Eine solch biedere Dynamik ist für eine Basketballsimulation grenzwertig. Wenn also wirklich auf dem Platz entschieden wird, dann in diesem Fall nicht für „NBA 08“.
Zumindest Optik und Atmosphäre stimmen Während die wirkliche Action wegen ihrer vielen kleinen Kinderkrankheiten doch eher dürftig ausschaut, hat man zumindest im Bereich der Grafik eine saubere Lösung gefunden. Die volle HD-Auflösung verfehlt ihre Wirkung nicht, wenngleich die Animationen der Spieler noch etwas konturenreicher hätten sein können. Ansonsten hält man jedoch ein ordentliches Niveau aufrecht, welches sich recht gut auf die Atmosphäre überträgt. Letztere ist im Übrigen eh ein Pluspunkt, vor allem bedingt durch das lebhafte Publikum, welches die Heimmannschaft mit Inbrunst zum Sieg powert. Warum nicht überall so energisch?
Fazit:
Ihr sucht eine dynamische Basketballfunktion mit Options- und Funktionsreichtum, reichlich Menüs und ansprechendem Gameplay? Nun, in diesem Fall ist „NBA 08“ sicherlich die schlechteste Wahl unter den drei prominenten Basketball-Titeln für die PS3. Die Umsetzung sehr vieler Einzelheiten ist wirklich mäßig, und ausgerechnet dort, wo das Spiel um Akzente bemüht ist und Eigenständiges einbringen will, ist es noch recht unausgereift und der starken Konkurrenz deutlich unterlegen. Wirklich überzeugend sind lediglich Gimmicks wie der Replay-Modus und die zumindest kurzzeitig interessanten Trainingsspielchen. Auch der Multiplayer-Modus ist in Ordnung, jedoch nervt auch hier die grausige KI der passiv gesteuerten Akteure und hemmt den Spielfluss um einige entscheidende Nuancen.
Da derlei Inhalte jedoch stets vom merklich ausbaufähigen Gameplay und dem Mangel essentieller Optionen einer NBA-Simulation überschattet werden, schneidet der Genre-Neuling „NBA 08“ insgesamt eher durchschnittlich bis schlecht ab. Wer dem Sport aber dennoch nicht abgeneigt ist, greift besser zur bisherigen Referenz, und die heißt in dem Fall „NBA 2k8“.
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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