Warhammer 40.000: Dawn of War - Soulstorm
Entwickler:
Iron Lore
Publisher:
THQ
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
30 €
Systeme:
PC
Testsystem:
AMD Athlon64 X2 Dual Core 4400+ (2,3 GHz),1024 MB RAM, ATI Radeon HD 2400 PRO, Vista Home Premium, DirectX 9.0c
Anforderungen:
Intel Pentium 4, AMD Athlon XP oder vergleichbar mit 2,0 GHz, 512 MB RAM, 3,5 GB Festplattenspeicherplatz, Windows 2000XP, DirectX 9.0c
Inhalt:
In der tendenziell eher schnelllebigen Welt der PC-Spiele ist es durchaus ungewöhnlich, wenn ein beinahe vier Jahre alter Titel immer noch mit frischen Add-Ons versorgt wird. Bei Warhammer 40.000: Dawn of War ist dieser seltene Fall eingetreten: Mit Soulstorm erscheint nun die dritte Erweiterung für die Echtzeit-Umsetzung des beliebten Science-Fiction-Tabletopschlachten. Das Spiel bietet laut Herstellerangabe die „größte Kampagne“, die es je in einem WH40K-Titel gab. Rein rechnerisch stimmt diese Angabe sogar, letztlich steckt in dieser Aussage aber auch ein wenig Augenwischerei.
Meinung:
Wie schon die zweite Dawn of War-Erweiterung Dark Crusade ist auch Soulstorm völlig ohne das Originalspiel lauffähig. Allerdings müssen die vorigen Spiele auf dem PC installiert sein, um die sieben „alten“ Rassen auch im Online-Mehrspielermodus einsetzen zu können; in der Solo-Kampagne ist hingegen jede der nunmehr neun Armeen spielbar. Den beiden neu hinzugekommenen Fraktionen ist dabei gemein, dass sie in der Anfangsphase des Spiels relativ schwach dastehen und erst zum Ende ihrer technischen Entwicklung hin ihre wahre Macht entfalten können. Speziell die Dark Eldar, die geschicktes Mikro-Management erfordern, eignen sich daher in erster Linie für erfahrenere DoW-Spieler.
Kampfnonnen und Quälgeister Die besagten Dark Eldar, von Orks auch als „Stachelspargelz“ bezeichnet, ziehen plündernd und folternd durchs All, um mit den Seelen ihrer Opfer ihr eigenes Leben zu verlängern und die Chaos-Gottheit Slaanesh zu besänftigen. Wie die „normalen“ Eldar setzen sie vor allem auf Geschwindigkeit, sind dabei aber noch zerbrechlicher als ihre Weltenschiff-Cousins – dafür können ihre Einheiten immerhin etwas härter zuschlagen. Als Besonderheit "ernten" die Baueinheiten dieser Sadomaso-Elfen auch die Seelen Gefallener, die als zusätzliche Ressource dazu dienen, spezielle Fähigkeiten wie etwa einen Säurenebel, der die Rüstung des Gegners zersetzt, auszulösen.
Die andere neue Partei sind die Damen des Adeptus Sororitas, also des kämpfenden Arms der imperialen Ekklesiarchie. Diese religiösen Fanatikerinnen, die allein für den Glauben an den Gott-Imperator leben, fegen Ketzer bevorzugt mit der reinigenden Kraft des Feuers vom Schlachtfeld und brechen so die Moral ihrer Feinde. Zwar sind sie nicht ganz so zäh und langlebig wie etwa die Space Marines, dafür erzeugen die meisten ihrer Einheiten als dritte Ressource automatisch „Glauben“, der in speziell aufgerüsteten Horchposten gespeichert wird und für mächtige Spezialaktionen der Kommandanten eingesetzt wird. Diese „Glaubensakte“ reichen von der Heilung angeschlagener Truppen über temporär wirkende Schutzschilde bis hin zu verheerenden Angriffen mit dem Segen des Imperators höchstpersönlich.
Luftkrieg Wie üblich haben auch die alteingesessenen Völker mit der Erweiterung jeweils eine zusätzliche Einheit spendiert bekommen. Dabei handelt es sich fast durchweg um Flugeinheiten. Diese Flieger können sich schnell und ohne Terrain-Behinderung über die Karte bewegen, sind aber auch ziemlich leicht abzuschießen und richten meist nur wenig Schaden an, was ihren Nutzen deutlich einschränkt. Nur die bevorzugt unterirdisch agierenden Necrons machen beim Luftkrieg nicht mit und haben stattdessen mit der „Essenz des Gauklers“ eine neue Ausbauform für ihren Necronlord erhalten.
Die Welt ist klein … Die Solo-Kampagne in Soulstorm wurde vollmundig als Eroberung des gesamten Kaurava-Sonnensystems angekündigt. Fans, die sich bereits viele Stunden lang in die Kampagne von Dark Crusade vertieft hatten, bei der „nur“ ein Kontinent zu befrieden war, dürften sich daraufhin auf wochenlanges Vergnügen eingestellt haben. In der Praxis ist der Unterschied aber nur minimal: In der Summe gibt es in Soulstorm gerade einmal sechs Provinzen mehr, und die einzelnen Planeten und Monde, die mit Warpportalen verbunden sind, könnten ebenso gut Inseln auf ein und demselben Himmelskörper sein. Richtiges interstellares Feeling kommt hier also nicht auf.
Fabriken futsch! Die Kampagne leidet zudem unter einen weiteren Regeländerung: Erobert man eine Provinz und muss dieses Gebiet später verteidigen, sind alle Gebäude, die man dort zuvor errichtet hatte, verschwunden. Das zieht die im Grunde eher lästigen, früher aber immerhin schön flott zu erledigenden Verteidigungskämpfe unnötig in die Länge, da man jedes Mal die gesamte Infrastruktur neu erschaffen muss.
Außerdem fehlen in der Soulstorm-Kampagne die speziellen Siegbedingungen weitgehend; abgesehen von den Kämpfen um die Festungen, die auch diesmal durch diverse Subquest spannend inszeniert wurden, besteht die Kampagne also nur aus Gefechten mit Standard-Siegbedingungen wie „Vernichtung“ oder „Erobern und Halten“. Klar, insgesamt macht es immer noch Spaß, wie beim Brettspiel Risiko die ganze Karte einzunehmen und dabei neue Ausrüstung für den eigenen Kommandanten zu sammeln, aber gegenüber dem Vorgänger stellt die Kampagne trotzdem eher einen Rückschritt als eine Weiterentwicklung dar.
Schnellschuss Offenbar hat die Entwicklungszeit für Iron Lore Entertainment leider nicht ganz ausgereicht: Eine Reihe von kleineren bis mittelschweren Bugs beeinträchtigt das Spielerlebnis unnötig. Am schwerwiegendsten ist ein Exploit, der es den Adeptus Sororitas erlaubt, sich Ressourcen zu erschummeln – deshalb ist dieses Volk momentan in Online-Kämpfen nicht gern gesehen. Hinzu kommen noch diverse andere Probleme, die von fehlenden Texturen über die Dark-Eldar-KI, die mehrfach das gleiche Gebäude baut und sich damit ggf. sogar den Weg aus der eigenen Basis versperrt, bis hin zu falsch berechneten Einheitenlimits und unterschlagenen Ausrüstungspunkten reichen. Laut Relic (Iron Lore musste Ende Februar schließen!) ist ein Patch allerdings schon in Vorbereitung.
Abgesehen vom eben erwähnten Ressourcen-Bug dürften Multiplayer-Fans aber auch mit Soulstorm ihr Vergnügen haben: Knapp 30 neue Karten, die erneut sehr ausgewogen und spannend gestaltet wurden, bereichern das Angebot. Außerdem sind alle bisher veröffentlichten DoW-Maps in der Erweiterung enthalten, so dass nun deutlich über 100 Gebiete für Partien mit bis zu acht Spielern zur Verfügung stehen.
Große Pause In technischer Hinsicht merkt man dem Spiel das Alter der Engine mittlerweile an: So richtig hässlich sind die Einheiten und Landschaften zwar nicht; die Zinnfiguren der Tabletop-Vorlage sind immer noch gut wiederzuerkennen. Echte Pracht sieht allerdings anders aus, und die mehrminütigen Ladezeiten vor und nach den Missionen sprengen die Grenze des Zumutbaren mühelos. Soundeffekte, Musik und Sprachausgabe entsprechen denen der übrigen DoW-Spiele. Bei den neuen Völkern haben sich allerdings einige etwas krumme Übersetzungen eingeschlichen („Wir befehligen Ehrfurcht!“), die leicht störend wirken.
Fazit:
Nachdem mit Dark Crusade ein hervorragendes Add-On für das actionlastige Strategie-Spektakel erschien, lässt sich beim vollmundig angekündigten Warhammer 40.000: Dawn of War – Soulstorm eine leichte Enttäuschung nicht verhehlen: Die „riesige“ neue Kampagne ist kaum größer als die vorige und bietet zudem weniger Abwechslung sowie lästigere Verteidigungsschlachten. Hinzu kommen unschöne technische Probleme und übermäßig lange Ladezeiten.
Einer der größten Vorzüge der Dawn of War-Serie ist und bleibt jedoch die hohe Anzahl der Fraktionen, die sich recht unterschiedlich spielen, dabei aber trotzdem relativ ausbalanciert sind. Diese Stärke wird mit den Dark Eldar und den Adeptus Sororitas noch weiter ausgebaut, und das allein dürfte für viele Fans der Reihe schon genügen, um den Kauf dieser Erweiterung zu rechtfertigen. Spaß machen die Kriege im Weltall auch heute noch, anstelle eines vierten Add-Ons sollte THQ allerdings als nächstes ein von Grund auf erneuertes Dawn of War 2 mit frischer Engine veröffentlichen.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants
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