Spore
Entwickler:
Electronic Arts
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
49,95 €
Systeme:
PC
Testsystem:
E6600, 2048 RAM, 512 MB GeForce 8800 GTS
Anforderungen:
2 GHz Prozessor, 768 RAM, 128 MB-Grafikkarte mit Pixel Shader 2.0
Inhalt:
Spore: schon ein Massenphänomenen
vor Release, wie der vorab downloadbare Kreaturen Editor gezeigt hat.
Ob Casual Gamer oder Hardcore Zocker, hunderttausende bastelten glubschäugige Monster. Will Wright neuste Spielentwicklung
steckte alle mit dem Spore Fieber an. Der Hype war stellenweise so
extrem, dass er manche schon wieder nervte. Doch was steckt an
Spielspaß hinter der Idee seine eigene Spezies zu erschaffen?
Will Wrights Aussage vor dem Start des Spiels, dass ihm Verkaufszahlen
wichtiger seien, als gute Wertungen der Presse, lässt einmal
mehr Böses erahnen.
Meinung:
Volle Kraft voraus düse ich mit
meinem glänzend silbermetallischen Raumschiff gen Planeten
Oberfläche. Ich empfange keine Funksignale hoch entwickelter
Aliens, per Rundflug checke ich die rote Einöde.
Ich werfe den Scan an und entdecke kleinste Pflanzen und
Getier, das ich schnell katalogisiere, bis ich nach einer halben
Umrundung des Planeten eine kleine Stadt entdecke. Äußerst
merkwürdige vierbeinige Kreaturen hausen dort auf ziemlich
primitive Art und Weise. Ich, der Welteneroberer, lache nur über
solch unterentwickeltes Volk! Ich zünde meine teuer erstandenen
Lasermodule und hinterlasse nichts als Kleinholz. Nun noch schnell
den Terraformer angeworfen, ein paar Pflanzen und Tiere ausgesetzt
und schon wandelt sich die unwirtliche Gegend in ein blühendes
Paradies. Ich erstelle mit zufriedenem Lächeln per
Kolonisierungstool noch schnell eine Stadt, um mich dann einen
Planeten reicher, gen Heimatbasis aufzumachen.
Millionen Jahre Ingame und viele
Spielstunden zurückgespult, schwimme ich in einer merkwürdigen
vor Einzellern wimmelnden Ursuppe als Spore. Mit Glubschaugen und vor
allem panisch fliehend, erkämpfe ich mir
kleinste Fleisch und Pflanzenbrocken. Wie gut passt das zusammen?
Casual Minispiel trifft komplexe Weltraumsimulation, alles
vernichtende Fleischfresser oder doch tanzender Vegetarier?
Einfachste Spielmechanismen stoßen auf stellenweise hektisches
Strategiegefummel und dazwischen immer wieder kreatives Basteln. Es
ist ein Spagat, die Frage ist, macht dieser er auch Spaß?
Nichts als Suppe Nach
der Startplanetenwahl und kurzem Intro befindet man sich als kleine
Spore im Wasser eines Planeten. Das Ziel ist denkbar einfach:
wachsen, indem man entweder Fleichklumpen oder
kleinste Pflanzenteile frisst. Zusätzlich darf man nach einem
Partner suchen. Ist dieser gefunden, kann man in den Sporeneditor
wechseln. Hier lässt sich erahnen, was in Spore alles möglich ist, wenn man seiner Kreativität freien Raum lässt. Man kann die Spore ziehen, zerren,
aufblähen und ihr Teile wie Münder,
Flossen etc. hinzufügen. Das ist nicht nur kosmetischer Natur,
so erhöhen Schwänze z. B. die Geschwindigkeit und Flossen
die Agilität. Grundsätzlich ist die erste Phase nicht mehr
als ein unterhaltsames Minispiel, das hauptsächlich darüber
entscheidet, ob man als Fleisch-, Pflanzen- oder Allesfresser die Ursuppe
verlässt.
Die ersten Schritte Die Spore erhält Stück für
Stück neben einer fülligeren Körpergröße
vor allem Bewusstsein. Und so reicht Suppe irgendwann nicht mehr!
Bevor man allerdings an Land geht, definiert man nun im erweiterten
Kreatureneditor seine ehemalige Spore. Enorm große Vielfalt an
Teilen, absolute frei definierbare Größenverhältnisse
mit einem kinderleichten Drag & Drop System machen aus dem Editor
einen absolut grandiosen Spaß!
An Land erhält man durch soziale
oder kämpferische Aktionen Belohnung in Form von
Erfahrungspunkten und neuen Kreaturteilen für den Editor. Je
nach Verhalten entwickelt man seine Fähigkeiten und somit
sein weiteres Vorgehen an Land.
Weiteres Ziel der fleißigen Ex-Spore ist die Stammesbildung. Je nach Erfahrungsstufe erhält man so
zusätzliche Begleiter, die einem helfen andere Kreaturen durch
schlagen, spucken und rammen auszulöschen oder durch tanzen,
flirten, singen und posieren als Freunde zu gewinnen. Die
Kreaturenphase ist leider schnell erledigt, was besonders schade ist,
da hier der Editor, wenn nicht sogar das gesamte Spiel, definitiv den
meisten Charme versprüht.
Ich bin der Stamm Das Bewusstsein
wächst weiter und die animalische Kreaturenzeit ist vorbei.
Willkommen in der Stammesphase. Am besten zu vergleichen mit einem
äußerst einfach gestrickten Standard-Strategietitel,
sammelt man für seinen Stamm Fleisch oder Fisch, um so weitere
Stammesmitglieder zu zeugen. Zusätzlich können auf fest
definierten Plätzen Gebäude errichtet werden,
die entweder aus den Mitgliedern Krieger, Musikanten oder Fischer
machen. Letztere erbeuten mehr Nahrung, Nah und Fernkämper sorgen für die Vernichtung
anderer Stämme, Musiker sind das soziale Gegenkonzept. Durch
das Spielen der richtigen Musikinstrumente steigt man im Ansehen bis
hin zur Freundschaft. Die Stammesphase ist in jeglicher Hinsicht der
schwächste Abschnitt des Spiels, denn der Editor taugt nur noch zum Verzieren der
Kreatur mit Rüstungen und Helmen und auch die Spielmechanik ist
extrem eintönig.
Der Planet ist meiner! Auch die Zivilisationsphase ist vom Konzept ein
typischer Strategietitel. Doch hier präsentiert sich Spore mit
wesentlich mehr Tiefgang und einem überraschenden Editor! Zwar
kann man nach wie vor nicht mehr an seiner Kreatur feilen, dafür
erstellt man Gebäude und Fahrzeuge selbst
her. Hier sind die Möglichkeiten nochmals um ein Vielfaches
größer als beim Basteln der Kreaturen.
Durch das Ernten
von Rohstoffen erhält man Geld, welches man in Fahrzeuge und/oder
Gebäude investiert. Natürlich ist man nicht alleine auf dem
Planeten und muss sich gegen andere Stämme seiner
Sporespezies durchsetzen. Hierbei gibt es neben der kriegerischen,
eine religöse und wirtschaftliche Methode. Geprägt durch
die anderen Phasen, ist man hier schon recht
spezialisiert. So hat man als reiner Fleischfresser und
Aggressor in der Stammesphase schon zu Anfang die besten Waffen zur Verfügung. Wer bisher ein Kind
der Freundschaft war, wird mächtige religöse Artefakte
auffahren, mit deren Hilfe sich andere Stämme schnell bekehren lassen.
Der Planetensammler Der Planet ist
deiner? Reicht nicht? Mit dem Editor ein Raumschiff gebastelt und ab
geht es ins Universum. Es ist nicht übertrieben, wenn man
behauptet, dass das Spiel eigentlich erst jetzt anfängt! Das
Universum ist gigantisch! Unzählige Sonnensystem mit
unterschiedlichsten Planeten, Fauna und Flora sowie vielen anderen Sporevölkern, die einen unterschiedlichen Entwicklungsgrad besitzen. Heißt im Detail, ich treffe
nun als Weltraumreisender auf Kreaturen, die auf anderen Planeten noch
in der Stammesphase hängen oder weit mächtiger sind als man selbst!
Hatte ich schon
erwähnt, dass das Universum verdammt groß ist? Das bietet enorm viele Möglichkeiten. Ziel
ist es durch Diplomatie und Handel, Erforschung und Besiedelung von
Planeten samt Terraforming, dem Bekämpfen von Völkern und
Piraten sein Imperium weiter auszubauen bis man ins Zentrum der
Galaxie vordringt.
Glubschauge trifft Matschtextur Spore ist für
den Massenmarkt entwickelt worden, klar, dass man für moderate Hardwareanforderungen
gesorgt hat. Der Stil des Spiels an sich ist sehr
stimmig. Die Kreaturen sind putzig, die Welt zwar detailarm dafür
wie aus einem Guss gestaltet. Aufgrund der
unzähligen Möglichkeiten der Kreaturengestaltung ist es
besonders beeindruckend wie gut die Figuren animiert sind.
Musikalisch reißt Spore keine Bäume aus, allerdings passt
sie zum Geschehen und ordnet sich dezent unter.
Fazit:
Spore bietet auf
den ersten Blick enorm viel für unterschiedlichste Spieler.
Dauerhafter Spaß also garantiert? Jein! Casual Gamer könnten
besonders zum Ende hin die Lust verlieren, Hardcore Zockern dürfte
das ganze oft zu oberflächlich sein. Größtes
Problem ist aber das Thema Spore an sich. Viel Zeit verschlingt die komplexe Weltraumphase, auf die die vorherigen Phasen allerdings keinen Einfluss haben. Wozu also Evolution,
wenn die am Ende für die Katz war? Warum darf man ab Ende der
Kreaturenphase, das nebenbei viel zu schnell kommt, nicht mehr an der
Kreatur basteln? Eine ausgeglichenere Zeitaufteilung der
Phasen mit mehr Tiefgang und einer kürzeren
Weltraumphase hätten dem Spiel gut getan. So bleibt ein
grandioser Editor für Kreaturen, Gebäude und Fahrzeuge und ein seichtes Strategiespiel mit Funfaktor, bei
dem die kleine Spore leider ein wenig auf der Strecke bleibt.
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Autor der Besprechung:
Christian Jacob

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