Afro Samurai
Publisher:
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
44,99 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Afro Samurai ist eine japanische Manga-Serie von Takashi Okazaki, die auch als Anime verfilmt wurde. Die
durchaus teure Produktion glänzt mit stylischen Charakteren,
großem Schnetzelfaktor und vor allem mit einer gelungenden
Synchro, bei der kein geringerer als Samuel L. Jackson sich die Ehre
gab und Afro seine Stimme lieh. Nun gibt es Afro Samurai auch in
Pixelform für PS3 und Xbox360, bleibt die Frage ob es die
typische Filmversoftungsgurke wird, oder ob das Game neben dem Anime als
gelungene Erwachsenenunterhaltung bestehen kann.
Meinung:
Die Geschichte um Afro Samurai ist
geprägt von Leid, Rache und dem ewigen Kampf um Erlösung.
Alles beginnt damit, dass der junge Afro mit ansehen muss, wie sein
Vater - Träger des Stirnbandes Nummer Eins - von Justice (er besitzt Stirnband Nummer Zwei) getötet wird. Warum man
für Stirnbänder tötet, liegt in der Geschichte
begründet: Der Träger des Stirnbandes Nummer Eins
erhält gottgleiche Kräfte, allerdings darf er vom Träger
des Stirnbandes Nummer Zwei
herausgefordert werden. Nach dem Tod seines Vaters gibt es für Afro nur einen Gedanken: blutige Rache an Justice, dem neuen Träger des Stirnbandes Nummer Eins.
Wem das jetzt schon zu viele Stirnbänder waren, wird bei Afro Samurai schnell ins Schwimmen kommen. Ohne
die Kenntnis des Anime sorgen die Storyhäppchen im Spiel für
viele Fragezeichen, Hintergründe zu bestimmten Personen
bleiben stellenweise leider völlig verborgen. Wer die Story
genießen will, greift also lieber zum genialen Anime! Wozu also
die Konsolen mit Afro Samurai füttern?
Die ersten Spielstunden Fette wummernde Bässe, Scratch- und
Cutmanöver verzerren fernöstliche Klänge, dazu
fluchende Schimpfwörter aus dem Mund von Samuel L. Jackson und
einer Action die ein God of War in seiner Inszenierung und seinem
Gameplaystyle locker übertrifft. Das beste Cel Shading, das mir
bisher unter die Augen gekommen ist, garniert mit geschmeidigen
Animationen - ein rotes Schnetzelfest par excellence. Meine
animalische Seite jauchzt vergnügt auf, wenn das Katana wie das
heiße Messer durch die Butter, je nach Combo und
Schlagrichtung, den Gegner tranchiert.
Durch die übertriebene (in Japan durchaus nicht unübliche)
Darstellung und dem Comiccharme bleibt die gezeigte Gewalt dabei
stets noch im vertretbaren Rahmen. Es geht in erster Linie auch nicht um die Gewalt,
sondern um den Style. Gegnerische Figuren betreten nicht einfach die
Bühne, sie werden in passenden Cut-Szenen in die Action
eingebunden. Ich konnte mich in den ersten
Spielminuten kaum satt sehen, wollte den Regler ständig höher drehen, um
den Hip Hop-Sound, der aus der Feder von RZA stammt, angemessen zu genießen.
Afro Samurai spielt sich anfangs so lässig und genial, wie es ein Schwarzer
mit Afrofrisur und Kippe im Mund nur sein kann. Leider bleibt das nicht
so...
Die Ernüchterung Ein paar Spielstunden später macht
sich Ernüchterung breit. Klar, Afro ist immer noch stylisch, die
Musik immer noch das Sahnehäubchen, das Gameplay bietet allerdings nichts neues. Im Gegenteil: Frustrierende Sprungpassagen zehren am
Nervenkostüm. Wie war das noch mit God Of War übertreffen?
Was ist schief gelaufen?
Zum einen wäre da der
unausgegorene Schwierigkeitsgrad! Einige Bosskämpfe sind unfaire
Brocken, dagegen kann man die meisten anderen Kämpfe einzig und
alleine mit dem Hämmern einer Taste meistern. Hier wird
enormes Potential verschenkt, denn Afro Samurai bietet eine Fülle
an verschiedenen freischaltbaren Combomoves - nur sind diese nicht
zwingend erforderlich! Warum gibt es keine Gegner, ähnlich wie
in Hack`n Slay Spielen wie Ninja Gaiden oder God of War, die
bestimmte Combos voraussetzen, um sie zu besiegen? So ist die
Existenzberechtigung der Combos nur das stylischere Katanagefuchtel, keineswegs relevant fürs Gameplay.
Und auch die technische Seite lässt
Federn. Während nach wie vor alle storyrelevanten Charaktere von
ihrer besten Seite gezeigt werden, und auch die Schauplätze
grafisch meist verzaubern, sind die vielen Klongegner eher lieblos
gestaltet. Dazu gesellen sich einige Slowdowns und die typischen
Kameraprobleme in engen Räumen und Gängen, die heutzutage wohl leider zum Hack'n'Slay-Genre dazugehören. Zum Haare
raufen ist leider auch das Checkpunktesystem, das besonders durch
eine Vielzahl von Unzulänglichkeiten zum reinen Frust verkommen
kann.
Wenn man nach einer nervigen Sprungpassage in einer nicht überspringbaren Storysequenz landet, um
danach direkt einem äußerst fiesen (um nicht zu sagen
unfairen) Bosskampf gegenübersteht, werden hitzköpfige
Gemüter beim mehrmaligen Sterben wohl Controller gen Konsole
schmettern. Zudem lassen sich Combo-Moves, Fokus Mode-Manöver und Afro selbst sich nicht - wie sonst in dieser Gattung üblich - individuell verbessern. Stattdessen kontrolliert ein im Hintergrund agierendes, nicht einsehbares, ominöses Levelsystem, wann was freigeschaltet wird. Schade, denn etwas mehr Spielerfreiheit bei der Ausgestaltung von Afro hätte dem Gameplay gut getan!
Fokus Mode Der Spielspaß
wird dabei aber immer wieder vom Gebrauch des Fokus Mode in die Höhe
getrieben. Durch das Töten von Gegnern mit Hilfe von Combos lädt
man seinen Fokus - ein am Katana befindlichen Stein - auf. Drückt
man nun im Spielgeschehen die linken Schultertaste, färbt sich
das Bild schwarz-weiß, einzig die Farbe Rot für
Körperflüssigkeiten wird noch dargestellt. Zusätzlich
läuft das Spiel in Zeitlupe. Während des Fokus Modes kann
Afro Salti über Gegner schlagen, durch Hechtrollen ausweichen, mit
Tritten die Gegner in die Luft bugsieren und diese zu guter Letzt in
Zeitlupe fachgerecht zerlegen. Schwertkunst-Ballett wie es besser
nicht sein könnte!
Fazit:
Von der Story und
deren Präsentation kann Afro Samurai der Serie nicht gerecht
werden, da inhaltlich einfach zu viel unbeantwortet bleibt.
Spielerisch hingegen ist Afro Samurai als Snack für
zwischendurch ein äußerst stylisches, cooles und für
Schnetzelfans gut präsentiertes Stück Katana-Kunst! Leider
eben nur für Zwischendurch. Schnell nutzen sich gewisse
Gameplay Elemente ab, die zahlreichen und schön anzusehenden
Combomoves haben taktisch aufgrund des niedrigen Schwierigkeitsgrades
keine Bedeutung - sie sind somit nur etwas fürs Auge. Bossgegner und
manche Sprungpassagen inklusive unglücklichen
Checkpunkten treiben dabei den Frust unnötig
nach oben. Der Sound ist von der Hip Hop-Musik bis hin zur
Synchronisation allerdings vom Allerfeinsten und sorgt, neben dem
wirklich außergewöhnlichem Stil, dafür, dass man
immer wieder in die Welt von Afro Samurai abtauchen möchte. Für
Liebhaber der Serie ist Afro Samurai ein Pflichtkauf, alle anderen
sollten Probespielen.
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Autor der Besprechung:
Christian Jacob
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