Baphomets Fluch - Director's Cut
Entwickler:
Revolution Software
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
50 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
Alte Adventure-Hasen werden sich bestimmt noch an Baphomets Fluch erinnern. Als frisch gebackener Jura-Absolvent George Stobbart schlidderte der Spieler von einem explodierenden Café über irische Burgmauern mitten in unterirdische Kerker. Hilfe bekam man dabei sporadisch von der Journalistin Nico Collard. Scheinbar hatten die Entwickler ursprünglich eine komplett andere Vision von dem Spiel, weswegen nun ein Director's Cut für die Wii und das Nintendo DS herausgebracht wird.
Meinung:
Wenn man an das Original zurückdenkt, saß Nico die meiste Zeit in ihrem Appartment und hat auf George gewartet. Nach eigener Aussage hat sie auch viel telefoniert, wovon man aber nicht viel mitbekommen hat. Im neuen Director's Cut hat Nico ganze zwei neue Abschnitte bekommen.
Treu bleiben Nicos Geschichte beginnt damit, dass sie von einem Staatsmann wegen einer wichtigen Besprechung eingeladen wird. Als sie jedoch eintrifft, wird dieser bereits wenige Minuten später von einem Pantomimen umgebracht. Auf der Suche nach dem Mörder findet sie.... naja, fast total interessantes Zeug über ihren toten Vater heraus. Das Problem ist nur, dass diese Abschnitte nichts mit der Story des restlichen Spiels zu tun haben und damit völlig deplatziert und erzwungen wirken. Natürlich kann man am alten Spiel nichts verändern, aber ein wenig mehr Bezug wäre sicherlich drin gewesen.
Erweiterung des Fluchs George hingegen macht Urlaub in Paris und setzt sich günstigerweise direkt in das Café, in das auch das Opfer eines Bombenanschlags geht. Um den Anschlag aufzuklären, begibt sich George auf die Jagd nach dem als Clown verkleideten Mörder, die ihn quer durch die Welt schickt. Adventuretypisch nimmt George so gut wie alles mit, was nicht festgenagelt ist, und versucht es mit der Umgebung zu benutzen. Die Rätsel sind dabei durchweg logisch und nachvollziehbar. Für den Director's Cut wurden an einigen wenigen Stellen neue Rätsel eingeführt, um neue Hinweise zu erlangen, die George im Original einfach direkt gefunden hat. So müssen Schachfiguren so angeordnet werden, dass sie den gegnerischen König ins Matt stellen oder Bibelpassagen auf einem Sarg gesucht werden. Diese Rätsel fügen sich ganz gut in den Rest des Spiels ein.
Neukauf oder Neukunde? Nun stellt sich die Frage, ob die neuen Aspekte für Kenner des Originals einen Neukauf rechtfertigen. Die Antwort fällt leider negativ aus. Die Nico-Abschnitte sind kurz und tragen nichts zu Story bei. Auch die paar neuen Rätsel ergeben kein neues Spielerlebnis. Zum Freischalten wurde lediglich eine kleine Bildergalerie auf die Disc gepackt, die mit ein paar interessanten Konzeptskizzen und einem Haufen Fotos von den Entwicklern, die außer den zugehörigen Familien wahrscheinlich niemand wirklich sehen will, aufwartet. Wenn man dann aber bedenkt, dass das Original schon 1996 erschien, und es einige damalige Fans vielleicht gar nicht mehr besitzen, sieht die Sache wieder ganz anders aus. Zumal es sicher viele DS- und Wii-Spieler gibt, die damals noch nicht gespielt haben bzw. noch gar nicht in der Lage dazu waren.
Wii-Steuerung Die Wiimote ist perfekt geeignet für Point'n'Click-Adventures. Sie ersetzt die Maus und der Cursor verändert sein Aussehen und damit seine Funktion je nach Kontext. Kann ein Objekt benutzt werden, erscheint ein Zahnradsymbol, das mit dem A-Knopf aktiviert wird. Wenn eine Alternativaktion - wie etwa das Betrachten des Objektes - möglich ist, kann diese mit dem B-Knopf ausgewählt werden. Natürlich gibt es aber gerade bei den neuen Rätseln auch spezielle Wii-Steuerungen. So dürfen hin und wieder Dinge gedreht werden. Zwar ist die Steuerung hier nicht die genaueste, aber die Abfrage vom Spiel weist einen hohen Kulanzrahmen auf, weswegen es hier keine Probleme gibt.
Für Anfänger Damit auf Nintendos Familienkonsole auch ja niemand hängenbleibt oder länger als 5 Minuten nachdenken muss, gibt es eine Hilfefunktion. Wenn diese aktiviert ist, leuchtet auf dem Bildschirm permanent ein penetrantes Fragezeichen, das mit Hinweisen bis hin zur Schritt-für-Schritt-Lösung für die Rätsel aufwartet. Diese Hinweise können beliebig oft in Anspruch genommen werden. Zwar wird beim Speichern des Spiels vermerkt, wie oft geholfen wurde, eine Auswirkung am Ende gibt es aber nicht. Eine Statistik oder Wertung wäre schön gewesen. Wen das Fragezeichen nervt, kann das Hilfesystem in den Optionen auch abschalten. Außerdem kann man im Gegensatz zum Original nicht mehr in gefährlichen Situationen sterben, was in einem Adventure grundsätzlich erstrebenswert ist.
Pimp my Game Die Entwickler sind der Meinung, dass sie die Grafik verbessert hätten. Das mag zwar eine sehr subjektive Aussage sein, aber halten wir zuerst einmal fest, dass die Grafik in den Abschnitten des Originalspiels sich nicht verändert hat. Auch die alten Zwischensequenzen in einem schicken Zeichentrick-Stil sind wie früher enthalten. Neu sind natürlich Nicos Abschnitte und Charakterportraits während der Gespräche. Sowohl Nicos Zwischensequenzen als auch die Portraits sind allerdings in einem Zeichenstil, der dem Originalstil keineswegs das Wasser reichen kann. Die Qualität lässt sich vergleichen mit dem Unterschied zwischen einem Disney-Kinofilm und dem zweiten Teil, der direkt fürs Video bzw. die DVD entstanden ist. Dem letzteren sieht man das fehlende Geld einfach an.
Für die neu eingesprochenen Dialoge konnten die Originalsprecher gewonnen werden. In Nicos Abschnitten merkt man jedoch, dass alle Personen (außer Nico selbst) seltsam dumpf klingen, so als wären sie in einem anderen Raum. Unangenehm fällt außerdem auf, dass in Dialogen oft zwischen der Sie- und Du-Anrede gewechselt wird, wenn sich Nico und George unterhalten. Auch wurden einige Begriffe schlampig ins Deutsche übersetzt. Im Großen und Ganzen in die Lokalisierung aber gelungen.
Fazit:
Wer Adventures mag und das Original noch nicht gespielt hat, sollte sich Baphomets Fluch - Director's Cut unbedingt zulegen. Die Story ist interessant, die Rätsel nachvollziehbar und doch fordernd. Auch wurde alles gut vertont. Spieler des Originals sollten sich überlegen, ob sie die 50 Euro in ein altes Spiel investieren wollen, das mit hauptsächlich sinnlosen Extra-Szenen verlängert wurde. Zum Budgetpreis können aber auch alte Hasen ohne Frage zugreifen.
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