Durch Tim Schafer und seine Firma Double Fine wurde das Crowdfunding im
Allgemeinen und die Seite Kickstarter im Speziellen über Nacht bei allen
Gamern bekannt. Fans tragen zur Finanzierung eines Projektes bei (das
könne auch Filme, Brettspiele, Bücher, etc. sein), und bekommen dafür
eine Belohnung, wie z.B. das fertige Spiel in einer einfachen
Download-Version, oder einer von zahlreichen anderen Variationen. Double
Fine bekam so über drei Millionen Dollar zusammen. In dieser Reihe
sehen wir uns fertige und unfertige Crowdfunding-Projekte an - den
Anfang macht Strike Suit Zero.
Strike Suit Zero Ich bin ein großer Science-Fiction-Fan und freue mich, dass das Genre so gerne als Spielhintergrund dienen darf. Doch abseits von Rollenspielen, Shootern und Strategiespielen gibt es ein Genre, das ich früher sehr gerne gespielt habe, dass es aber heutzutage praktisch gar nicht mehr gibt: Die Weltraumkampfsimulation, wobei das Wort Simulation natürlich mit Vorsicht zu genießen ist, denn Action und Story standen bei Spielen wie X-Wing vs. Tie-Fighter, Wing Commander oder Colony Wars stets im Vordergrund, auch wenn es im Gegensatz zu anderen Actionspielen wie Ego-Shootern andere Dinge gibt, die es zu beachten gilt, da man sich komplett frei in einem dreidimensionalen Raum bewegen kann. Das Genre der Spacesims wie Elite und seine offiziellen und geistigen Nachfolger ging damals völlig an mir vorbei; das ist quasi die Open-World-Version, bei dem man auch Handel und Diplomatie betreiben kann. Im ersten Falle hätte ich also gerne Nachschub, im zweiten würde ich auch gerne mal einsteigen. In beiden Fällen kann Kickstarter weiterhelfen.
Denn einigen Entwicklern ging es ähnlich, und sie wollten schon längst wieder in diese Genres einsteigen. Für die US-Publisher sind solche Spiele unverkäuflich, doch besonders Chris Roberts mit seiner Spacesim Star Citizen bewies das Gegenteil, indem er auf Kickstarter über zwei Millionen Gründe respektive Dollar fand. Doch das Megaprojekt ist nicht das einzige Weltraumspiel, das über Kickstarter finanziert werden konnte, viele kleinere aber auf ihre Art ebenso interessante Projekte konnten ihre Fans erreichen. Eines davon ist Strike Suit Zero.
Nur 100.000$ hatte der britische Entwickler Born Ready Games für die Kickstarter-Kampagne angesetzt, fast 175.000$ sind es Mitte November'12 dann geworden. Ich habe auch 20$ dazu beigesteuert, und bekam wie versprochen schon im Januar dieses Jahres meinen Steam-Key. Strike Suit Zero war beim Start der Kampagne schon in Entwicklung, was hin und wieder bei Crowdfunding-Spielen vorkommt, daher ging es so schnell. Doch worum geht es in dem Spiel?
Mit ein wenig Hilfe von einem extraterrestrischen Signals schafft es die Menschheit die Technik zum Falten des Raums zu entwickeln, und fängt an, ferne Planeten zu besiedeln. Irgendwann wollen die Kolonien natürlich ihre Unabhängigkeit, und ein Krieg scheint unvermeidlich. Die Kolonisten finden schließlich den Ursprung des Signals – und damit etwas, das den Ausgang des Krieges entscheiden könnte. Man übernimmt die Rolle eines Piloten der Erdstreitkräfte und darf anfangs ganz normale Jäger steuern, und später dann einen Strike Suit fliegen. Dieser fliegt sich wie ein Raumschiff, kann sich aber in einen Mech verwandeln, um auf die entsprechende Kampfsituation reagieren zu können.
In Raumschiffform fliegt man ganz klassisch, kann Schub geben und auch abbremsen, um engere Kurven fliegen zu können, um so an einem Feind dranbleiben zu können. Man kann sich auch drehen, und hat neben einer Standardwaffe auch Raketen an Bord. Beides kann man umschalten, so darf man z.B. zielsuchende Raketen gegen Jäger mitnehmen, aber auch normale Raketen, die sich besser gegen langsame und größere Schiffe eignen. Anfliegenden Raketen kann – ähnlich wie in Flugkampfspielen – durch einen EMP-Ausstoß der Garaus gemacht werden. Zudem hat man als Raumschiff noch den Boost, mit dem man für einige Zeit größere Strecken überwinden kann. Die Mechform hat diesen Boost nicht, kann aber auch noch oben und unten Schub geben, und seine Raketen können mehrere Ziele auf einmal anvisieren. Das gibt dem ansonsten klassischen Gameplay einen interessanten Twist. Die Missionen sind lang, haben aber ausreichend Checkpoints. Leider gibt es nicht mehrere Pfade bei der Story, wie es damals bei Wing Commander der Fall war. Ist man da an bestimmten Zielen gescheitert, bekam man andere Folgemissionen.
Bei einem solch geringen Budget darf man natürlich keine grafischen Meisterleistungen erwarten, schließlich ist Strike Suit Zero irgendwo zwischen Indiegame und Vollpreisspiel angesiedelt. Die Modelle sind ok, aber keine Augenweiden, die Hintergründe und Effekte sehen teilweise aber richtig toll aus. Auch Sound und Musik sind ordentlich geworden. Einige Probleme gibt es noch mit der Technik, so startete das Spiel bei mir nur im Administratormodus, und einmal wurden Explosionen, Triebwerke und der Folding-Effekt seltsam dargestellt. Beim nächsten Start war das aber auch schon wieder weg. Lobenswert ist, dass es immer wieder Updates gibt, die Bugs ausmerzen und neue Features hinzufügen. So war die Cockpit-Perspektive nicht von Anfang an im Spiel, sondern wurde später integriert.
Neben Strike Suit Zero, das es für knapp 19 Euro (für das es sogar schon einen DLC, Heroes of the Fleet) gibt, findet man auch noch Strike Suit Infinity im Steam-Store. Dabei handelt es sich um eine Arcadeversion des Spielprinzips, bei der man keiner Story folgt, sondern bei der es ums Punktesammeln geht. Infinity ist dafür auch für nur knapp 6 Euro zu haben.
Fazit: Wer schon längst mal wieder an Raumschlachten teilnehmen wollte, sollte sich Strike Suit Zero unbedingt holen. Für die 19 Euro (bzw. 6 Eure für Strike Suit Infinity) kann man hier nämlich wirklich nichts falsch machen. Die Umwandlung zum Mech sorgt für die besondere Würze im Spiel, und die Missionen halten einen lange bei der Stange. Schade nur, dass es keinen Multiplayermodus gibt.
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