Mugen Souls
Entwickler:
Compile Heart
Publisher:
NIS America
Genre:
Rollenspiele
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
45 €
Systeme:
PlayStation 3
Inhalt:
Schön, dass es immer mehr JRPGs nach Europa schaffen, obwohl bei der regionsfreien PS3 für viele Fans ja auch ein US-Release reichen würde. NIS America hat uns nun ein ganz spezielles Spiel beschert, sowohl inhaltlich als auch vom Kampfsystem her. Das Cover mag nett aussehen, Mugen Souls hat es jedoch faustdick hinter den Ohren.
Meinung:
Lady Chou-Chou sieht wie ein normales Anime-Mädchen aus, ist in Wahrheit aber die unumstrittene Göttin des Universums. Mit ihren Kräften und sieben zusätzlichen Persönlichkeiten (durch die sie nicht nur andere Charakterzüge bekommt, sondern auch völlig anders aussieht), kann sie angefangen von schwachen Monstern über 08/15-Helden bis hin zu Dämonenlords jegliches Lebewesen unterwerfen und zu ihrem Peon machen. Nur wer stark genug ist, behält dabei seine Form, die Monster werden direkt in Shampurus verwandelt, die wie Plüschhasen aussehen und nicht nur im Kampf dienlich sein können, sondern von Chou-Chou gerne auch als Badeschwamm zweckentfremdet werden. Die vielseitige Göttin hat nun das Verlangen alle sieben Welten zu erobern, einfach nur, weil sie so schön in der Stille des Alls funkelten. Unterstützt wird sie dabei von Altis, die einst als Dämonin aus Versehen immer Gutes getan hat, und nun als Engel wiedergeboren wurde. Durch das Erobern der Welten möchte sie wieder zum Dämon werden.
Zum Einstieg ein Luftkampf Als ersten Peon konnte sich Chou-Chou den Schwerenöter Ryuto angeln, der passenderweise ein Luftschiff mitbrachte. Bevor man nämlich eine Welt erobern kann, muss man sich stets eine, feindlichen Luftschiff im Kampf stellen. Dieser Kampf läuft ein wenig wie Schere, Stein, Papier (Echse, Spock) ab, nur dass es noch mehr verschiedene Skills gibt, mit denen man angreifen, verteidigen oder heilen kann, und dass auch die Statuswerte eine Rolle spielen. So kann man normale Angriffe absorbieren oder zurückwerfen, gegen starke Angriffe bringt das aber nichts. Ryutos Kommentare vor einer Runde lassen einen erahnen, was der Feind tun könnte. Hat man dann eine Welt betreten, zeigt sich auch schon die größte Schwäche von Mugen Souls: Die Grafik.
Das selige 32Bit-Feld Nun, an den Cut-Scenes liegt es nicht. Die bestehen zwar nur aus den Dialogen der schön animierten, bildschirmfüllenden Anime-Charaktere (Geräusche und Beschreibungen müssen reichen, um die Handlung der Szenen voranzutreiben), kommen aber äußerst gut rüber. Stattdessen ist es die Umgebung selbst, in der man sich bewegen muss. Die könnte nämlich auch gut aus PS1-Zeiten stammen, was Texturen, Objekte und Auflösung angeht. Nichtmal flüssig läuft es hier ab. Schatzbehälter und Speicherpunkte sehen klein und phantasielos aus, auch die Gegner sind oft sehr klein. Die Kämpfe sind da schon etwas abwechslungsreicher, was besonders am Kampfsystem festzumachen ist.
Von Kampfrunden, Monsterbillard und Kristallen Das läuft überraschenderweise und völlig gegen den Trend rundenbasierend ab. Man kann die Figuren frei bewegen, hat aber eine gewisse Reichweite pro Runde. Auswählen kann man z.B. Angriff, Fähigkeiten, Items und Abwehren. Falls mehrere Charaktere zusammen stehen und auch nacheinander dran sind (Die Zug-Reihenfolge wird am oberen Bildschirmrand eingeblendet), wandelt sich der Menüpunkt „Attack“ zu „Link“. Hier werden absolut durchgeknallte Koop-Moves ausgeführt (z.B. feuert ein Charakter die anderen wie einen Kreisel ab, oder verwendet eine Gummiband-Schleuder), die man aber auch per Tastendruck verkürzen kann, sofern man sich mal sattgesehen hat. Bei den Skills kann man noch zusätzlich „Blast Off“ einschalten, um die Gegner wie Billardkugeln auf dem Schlachtfeld herumzuschubsen. Nur auf diese Weise lassen sich kleine und große Kristalle zerstören, um den Fever-Modus zu aktivieren, der für mehr Punkte sorgt. Das Kampfsystem spielt sich anfangs einfach, bietet aber eine Menge Möglichkeiten, die nicht so leicht zu meistern sind.
Zuckerbrot und Peitsche Nur Chou-Chou kann während dem Kampf auch den Moe-Kill anwenden. Damit können Gegner je nach ausgewählten Phrasen in Peons oder Items verwandelt werden. Wenn man nicht aufpasst, macht man die Feinde aber auch wütend, dann erhalten sie HP zurück und werden stärker. Denn der Erfolg eines Moe-Kills hängt auch davon ab, wie die Stimmung des Zieles ist, und auf welchen Typ es steht. Hier kommen Chou-Chous Persönlichkeiten ins Spiel. Ob als hochgewachsene, vollbusige Domina (Sadist), dümmliches Mädel (Ditz) oder überdrehte Göre (Hyper), irgendein Monster fährt schon darauf ab. Die verschiedenen Persönlichkeiten kann man alle aufleveln, wodurch sie effektiver werden.
Ganze Kontinente liegen ihr zu Füßen Damit nicht genug, kennt Chou-Chou auch noch den einfachsten Weg, um in einer Welt von Kontinent zu Kontinent zu kommen. Sie macht sich einfach einen ganzen Kontinent untertan, und befiehlt ihm, sich zum Nachbarkontinent zu bewegen. Dazu muss man Moe-Kills an einer bestimmten Anzahl von Master Points (diverse Landschaftsobjekte) erfolgreich anwenden. Das funktioniert genauso wie im Kampf, nur dass man hier sofort Erfolg haben muss, und nicht in einer zweiten Runde weitermachen kann. Für Standort und Präferenzen der Master Points erhält man Hinweise. Da das Spiel komplett auf englisch ist, und auch nicht so gebräuchliche Wörter vorkommen, sind diese nicht immer so einfach zu deuten.
Das Spiel hat noch viel mehr in petto: Peon-Bälle können angreifen oder heilen, und werden immer größer, je mehr Shampurus man bekommt (Katamari lässt grüßen). Im Mugen Field bestreitet man Kampf für Kampf, levelt ordentlich auf und kann schließlich Mugen-Punkte für Fähigkeiten ausgeben. Im Salon kann man Partymitglieder rekrutieren (und ihr Aussehen bzw. ihre Klasse bestimmen) und fusionieren. Waffen und Ausrüstungsgegenstände gibt es ebenso massig wie Kleidungsstücke, die keine Werte haben, sondern nur optischer Natur sind.
Nichts für Kinder Mugen Souls ist ein Spiel, das inhaltlich eher ab 16 statt ab 12 hätte freigegeben werden sollen. Die komplett englisch vertonten und untertitelten Dialoge sind teilweise wirklich sehr anzüglich und überspitzt. Und wenn Chou-Chou den Helden einer Welt als Kriminellen bezeichnet, weil er überall Vasen zerbricht und die Scherben liegen lässt, fremde Häuser durchstöbert, und die Prinzessin nur retten will, damit er sie wieder im Bikini herumlaufen lassen kann (Alleine der Held entscheidet schließlich, was die Partymitglieder anziehen...), dann wird Mugen Souls zu einer richtigen JRPG-Parodie, die so manche Genreeigenheit aufs Korn nimmt, und auch die Spieler nicht verschont.
Musikalisch bietet Mugen Souls so einige Ohrwürmer, die teilweise auch die Verrücktheit des Spiels unterstreichen. Einige davon, wie z.B. die Fever-Mode-Musik, haben schnelle, japanische Vocals und klingen allein dadurch schon etwas schräg.
Fazit:
Mugen Souls wird nicht jedem gefallen. Manche werden die Grafik nicht mögen, andere die anzüglichen Verhaltensweisen mancher Charaktere. Wer das alles aber nicht so bierernst nimmt, bekommt eine humorvolle JRPG-Parodie mit sehr ungewöhnlichem Kampfsystem, dessen Einzelheiten den Rahmen dieses Tests wahrlich sprengen würden. Entweder sollte man Mugen Souls also tunlichst meiden, oder es auf keinen Fall verpassen. Zu welcher Gruppe ihr gehört, das müsst ihr schon selbst entscheiden.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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