Ein Sonnensystem, sieben verschiedene Charaktere. Was haben sie gemein? Was unterscheidet sie? Finde es heraus.

Hierzulande ist die SaGa-Reihe eher unbekannt. Zwar sind auch bei uns Spiele daraus erschienen, vor allem die Remakes oder Remasters, doch im Vergleich zu anderen bekannten Square Enix-Videospielreihen wird sie verhältnismäßig stiefmütterlich behandelt. Jetzt ist SaGa Frontier Remastered draußen. Das Originalspiel kam 1997 in Japan, bzw. 1998 in den USA heraus. Wir Europäer guckten damals in die Röhre, bzw. wurden links liegen gelassen. Zwar kam 1997 Final Fantasy VII in Europa heraus und bereitete hierzulande den Weg für mehr J-RPGs vor, doch mehr bedeutet eben leider nicht automatisch alle. Immerhin: Jetzt, mittlerweile 24 Jahre nach dem ursprünglichen Erscheinen, dürfen wir die Remastered Edition in die Hand nehmen. Diese ist für den PC, die PS4 und die Nintendo Switch herausgekommen. 

Acht Spielfiguren sollt ihr sein
Wobei dies mehr ist, als eine bloß leicht aufpolierte Fassung. Dich erwartet einiges an Zusatzinhalt, wie beispielsweise eine achte Spielfigur, wiederhergestellte Cutscenes, die in der ursprünglichen Version fehlten oder die Möglichkeit, die Spielgeschwindigkeit zu erhöhen, was das erneute Durchspielen erleichtert. Square Enix ließ sich also nicht lumpen, was schonmal sehr löblich ist.

SaGa Frontier spielt in einem entfernten Sonnensystem. Zu Beginn hast du sieben Figuren zur Auswahl, die achte bekommst du erst dann, wenn du das Game mit mindestens einem Charakter durchgespielt hast. Dabei sind die jeweiligen Personen und ihre Story sehr unterschiedlich geraten. Eine der besten Einstiegsfiguren ist Emilia. Sie ist eine ehemalige Kriminelle und jetzige Geheimagentin, die als Modell arbeitet. Sie jagt „Joker“, den Mörder ihres Mannes. Zu den eher herausforderndsten Charakteren zählt hingegen der Magier Blue, der, abgesehen von den Sprüchen, die er zaubern kann, ansonsten eine ziemlich fragile Figur abgibt.

Ein ungewöhnliches Vorbild
Allen Spielfiguren gemein ist, dass ihre jeweilige Story spannend und faszinierend erzählt wird. Dabei gibt es allerdings nicht die eine, große, charakterübergreifende Erzählung. Es gibt zwar Überschneidungen und ebenso ist es möglich, unter bestimmten Umständen Spielcharaktere in die Party des aktuellen Hauptcharakters aufzunehmen, doch anders als beispielsweise Octopath Traveler ist die einzige Gemeinsamkeit zwischen den Figuren der Handlungsort, der aber dafür vielfältig und abwechslungsreich geworden ist.

Eventuell hast du ja schonmal Final Fantasy II gespielt. Dann erinnerst du dich sicherlich an das kontrovers diskutierte Levelupsystem. Daran hat sich SaGa Frontier orientiert. Anstatt wie bei einem normalen J-RPG, bei dem du mit dem Erreichen eines bestimmten XP-Stellenwertes in die nächste Stufe aufsteigst, wobei die jeweiligen Charakteristika der Charaktere gelevelt werden, ist es hier anders. Hier ist es so, dass gewisse Eigenschaften je nachdem aufgestuft werden, wie oft du sie einsetzt. Das ist gewöhnungsbedürftig und kann schnell dazu führen, dass du dich verskillst, wodurch vor allem spätere Kämpfe eine ziemliche Herausforderung werden. Wobei auch das Kampfsystem nicht minder anders gestaltet ist. Das Besondere hiervon ist nämlich, dass es stark auf Combos ausgelegt ist, die du nach und nach entdecken kannst. Dazu musst du herumexperimentieren, welche Angriffe wie zusammengekettet werden können. Neue Attacken erhältst du übrigens mitunter im Kampf selbst, je nachdem gegen welche Feinde du antrittst.

Der Ursprung macht sich immer noch bemerkbar
SaGa Frontier Remastered macht im Prinzip Spaß, hat allerdings ebenfalls einige Fehler. So ist der Schwierigkeitsgrad des Spiels unausgeglichen. Oft genug kann es passieren, dass du aus Versehen auf einen Feind triffst, der mit dir den Boden aufwischt, ohne, dass du eine Chance hattest, dich zu wehren. Das Schlimme ist, dass das nicht von außen ersichtlich ist. Es kann dir jederzeit geschehen, dass du beim Anblick denkst, dass der entsprechende Gegner harmlos ist, nur um festzustellen, dass du auf ein Mal tot bist.

Auch würde man sich in diesem Spiel ein Tutorial wünschen, dass das etwas komplexe Kampf und Levelupsystem nochmal näher erläutert. Es mag sein, dass so eine Einführung damals noch nicht Standard war, doch angesichts der Tatsache, dass Square Enix bei der Remastered Version bereits einige Dinge geändert haben, wieso dann nicht auch noch eine kleine Erklärung mit einfügen.

Grafisch darf man nicht allzuviel erwarten. Zwar wurde das Spiel etwas aufpoliert, aber man merkt ihm immer noch an, dass es seinen Ursprung auf der PS1 hatte. Vor allem die Hintergründe machen dies deutlich, da sie im Prinzip nichts anderes als hochskalierte Grafiken sind. Es ist von Fall zu Fall unterschiedlich, ob dies gut wirkt oder nicht. Der Soundtrack von SaGa Frontier Remastered ist aber sehr gut geworden. Die musikalische Untermalung passt sich der jeweiligen Spielfigur an, bietet abwechslungsreiche Stücke und im Prinzip ist für jeden Geschmack etwas dabei.

SaGa Frontier Remastered ist ein gutes JRPG, dessen ursprüngliche Fassung hierzulande leider nie erschienen ist. Das Spiel überzeugt durch die Charaktere und durch die ungewöhnliche Erzählweise. Es gibt nicht den einen großen übergreifenden Plot. Stattdessen hat man es mit acht verschiedenen Stories zu tun, die sich ab und an mal überschneiden. Auch das Kampf und Levelupsystem ist ungewöhnlich. Es orientiert sich mehr an Final Fantasy II und ist sehr Combo-fokussiert. Grafisch merkt man dem Game seinen PS1-Ursprung an, während der Soundtrack sehr gut geworden ist. Was dem Titel allerdings fehlt, ist ein Tutorial und auch der Schwierigkeitsgrad ist etwas unausgeglichen.