World War II: Battle over the Pacific
Entwickler:
Midas Interactive Entertainment
Publisher:
Midas Interactive Entertainment
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
19,99 €
Systeme:
PSP
Inhalt:
Wenn sich eine handvoll Kreativer zusammentut, um einmal mehr die Spiele-Industrie aufzumischen, steht die Namensfindung oftmals ganz oben auf der To Do-Liste des neuen Unternehmens. Die Schwierigkeit dabei besteht darin, dass dieser Name zum Einen gut klingen, zum Anderen aber auch etwas über die Leute dahinter verraten muss. Am Besten etwas Positives. So weckte schon der Name von John Romeros Ion Storm-Studio Assoziationen von gewaltiger Energie (und wohl auch katastrophalem Niedergang). Rockstar Games hingegen ordnete sich dank des eigenen Namens von Beginn eher dem bunten, spektakulären Teil der Gaming-Branche zu.
Die Motivation bei den Briten von Midas Interactive hingegen scheint mit kreativer Arbeit weniger zu tun haben. Eher mit schnödem Mammon. Denn wer gerne Kreuzworträtsel löst oder mal einen Schnellkurs Griechische Mythologie belegt hat, kennt Midas' bekannteste Eigenschaft. Der junge Herr verwandelte nämlich im Handumdrehen alles in Gold, was er berührte. Auch die britischen Programmierer gleichen Namens scheinen ihre Arbeit in kürzester Zeit zu erledigen. Denn bekannt ist Midas Interactive in erster Linie für einen ganzen Haufen von Budget-Titeln. Egal ob Angel- oder Rennspiel, PC oder Konsole, die Damen und Herren von der Insel können alles und das schnell.
Meinung:
Aktuellstes Beispiel für diese Geschäftsstrategie ist World War II: Battle over the Pacific für die PSP. Schon der wenig einfallsreiche Name (vergleichbare Spiele glänzen zumindest metaphorisch mit Titeln alà Wings of Steel) verrät, in welche Gegend es den Piloten in diesem Flugsimulator verschlägt: den stillen Ozean. Dort kämpft er (und damit auch der Spieler) auf Seiten der Alliierten gegen die Achsenmacht Japan.
Worum geht’s hier überhaupt? Zumindest schließt das der historisch bewanderte Spieler aus den rudimentärem Storyelementen des Spiels. Denn ohne gewisse Vorkenntnisse bleibt während des ganzen Spiels eigentlich unklar, was genau der Zweck der ganzen Fliegerei ist. Gut, „der Feind“ will angegriffen werden, aber das ist auch schon alles, was der gemeine Soldat erfährt. Warum und wo genau die Angriffe stattfinden, teilen die wenig ansehnlichen Zwischensequenzen dem Spieler nicht mit. Das mag der realen Informationspolitik großer Armeen durchaus nahe kommen, erstickt aber jeden Spielspass im Keim. Denn gerade Flugsimulatoren leben bei aller Technik auch davon, dass der Pilot weiß, was von dem Einsatz, den er gerade fliegt, alles abhängt.
Jeder kann fliegen! Wobei World War II: Battle over the Pacific dem Genre „Flugsimulator“ nicht wirklich zuzuordnen lässt. Auch wenn die Marketing-Abteilung von Midas Interactive die Steuerung mit Worten wie „intuitiv“ und „Arcadestil“ beschreibt, ändert das an der primitiven Bedienung des Spiels keinen Deut. Gas, Bremse, rechts, links, schießen. Wäre die Steuerung der hochkomplexen Kampfmaschinen damals wirklich so schwer gewesen, die Beteiligten hätten ihre Streitigkeiten in der Luft von Labormäusen austragen lassen können.
Rote Punkte... Die hätten bei derart plumpen Missionen auch taktisch problemlos den Überblick behalten. Denn ähnlich „intuitiv“ wie die Steuerung des Kampfflugzeuges, fallen auch dessen Einsätze aus. Ist der Vogel erstmal in der Luft, geht es zum auf der Karte rot markierten Punkt, wo alle Feinde besiegt werden wollen. Aber Vorsicht: es kann vorkommen, dass erst noch irgendwelche Einöden ausgekundschaftet werden müssen, bevor die Schießerei losgeht. Wie das geht? Einfach den roten Punkten folgen...
... und grüne Kreise Sollte der Feindkontakt eines Tages doch nicht folgenlos geblieben sein, steht dem Piloten der heimische Flugzeugträger oder eine andere Basis bereit. Dort kann man tanken, aufmunitionieren und den eigenen Flieger teilweise auch reparieren lassen. Zumindest, wenn der komplizierte „Abwehrmechanismus“ der Landebahn bewältigt worden ist. Erst, wenn vier grüne Ringe mit minimalen Tempo durchflogen wurden, wertet das Programm die Aktion als bewusste Landung. Theoretisch gar nicht so doof, allerdings klappt das aus unerfindlichen Gründen in der Realität nur in ca. 50 % der Versuche, was zu echten Wutausbrüchen führen kann. Besonders, weil man keine Ahnung hat, was überhaupt schief gelaufen ist.
Tontaubenschießen Die grenzwertig sinnvolle Steuerung von World War II: Battle over the Pacific wäre zumindest dann nachvollziehbar, wenn sonst die Gegner einfach nicht zu besiegen wären. Wären. Aber egal, ob dem Spieler nun aber auf Land, in Wasser oder Luft nach dem virtuellen Leben getrachtet wird, bedrohlich wird es selten. Denn die Entwickler von Midas Interactive befolgen den Weg, den sie mit Steuerung und Missionsdesign schon eingeschlagen haben, konsequent weiter und setzen auf größtmögliche Unterforderung. Gut, das führt zumindest dazu, dass ein Großteil der Kämpfe in World War II: Battle over the Pacific problemlos auch sturzbetrunken bewältigt werden kann. Ob das aber der Absicht der Verantwortlichen entspricht, ist zweifelhaft.
Grau in grau Andererseits würde der Versuch, World War II: Battle over the Pacific auch alkoholisiert spielbar zu halten, zumindest die monochrome Grafik erklären. Wo andere Spiele (auch auf der PSP) trotz der begrenzten Hardware-Power immer eine gewisse Bandbreite aufweisen können, kennt man im Hause Midas wohl nur die Grundfarben. Wasser ist blau, Sand gelb usw. Großartige Details oder Farbnuancen weisen die Level dabei nicht auf und entsprechend sehen die Missionsgebiete ausnehmend riesig aus, obwohl sie eigentlich recht überschaubar sind.
Hauptsache es fliegt Überschaubar. Genau dieses Attribut beschreibt auch den zur Verfügung stehenden Fuhr- bzw. Flugpark sehr treffend. Dabei stehen schon in der ersten Mission zwei Flugzeugtypen zur Auswahl, Jäger und Bomber. Was für eine Überraschung. Beide unterscheiden sich, abgesehen vom Modell, in einigen Punkten wie Wendigkeit, Panzerung und Bewaffnung, was aber eigentlich völlig egal ist. Denn keine der Missionen belohnt eine strategisch gelungen Wahl der Mittel durch andere Lösungswege oder ähnliches. Luftkämpfe sind wegen der niedrigen KI auch im Bomber kein Problem und um Fabriken oder ähnliches zu zerstören, reichen auch die MGs des Jägers. Alles eine Soße. Daran ändern auch die im späteren Spielverlauf nutzbaren anderen Modelle nicht viel.
Fazit:
Armes Ding: Der kleine World War II: Battle over the Pacific zeigt in wirklich jeder Sekunde Spielzeit, wie lieblos seine (geistigen) Eltern bei Midas Interactive mit ihm umgegangen sind. Zwar kommt all das, was zu einem zünftigen Arcade-Flugsimulatoren gehört dem Namen nach im Spiel vor, aber mehr eben auch nicht. Egal, was man genau betrachtet, ob Schiff, Wasser oder Zwischensequenz, alles ist da, weil es eben da sein muss. Dass damit der Sinn und Zweck eines solchen Spiels völlig untergraben wird, ist die logische Folge.
Kurzum, World War II: Battle over the Pacific definiert den Begriff Lieblosigkeit neu. Es zeigt aber auch, dass Midas Interactive wirklich über die Gabe verfügt aus Dreck wenn schon nicht Gold, dann zumindest ein PSP-Spiel zu machen.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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