Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia
Entwickler:
Traveller's Tales
Publisher:
Disney Interactive Studios
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40,00 €
Systeme:
DS
Inhalt:
Während für Peter, Susan, Edmund und Lucy Pevensie seit den Ereignissen in Der König von Narnia nur ein Jahr vergangen ist, sind in Narnia 1300 Jahre verstrichen. Telmarer haben Narnia übernommen und gehen erbarmungslos gegen die letzten Narnianen vor. Nur Prinz Kaspian, dem rechtmäßigen Thronerben, wurde von seinem Erzieher Cornelius beigebracht, die alten Geschöpfe Narnias zu achten. Nach einem Staatsstreich seines bösen Onkels Miraz versucht Prinz Kaspian zusammen mit den Narnianen, die alten Könige aus dem Goldenen Zeitalter zu rufen und sich den Thron zurückzuholen.
Meinung:
Verfilmungen von Kinderbuchklassikern sind in der Regel schon kritisch zu sehen und nicht immer besonders gelungen. Umsetzungen solcher Filme für ein Spiel geschehen in der Regel mit noch weniger Respekt vor der bezaubernden Originalfassung. Auch bei Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia wird dem Spieler sehr schnell klar, dass hier nicht besonders liebevoll mit der Geschichte aus dem fantastischen Land umgegangen wurde.
Der Spieler beginnt mit einem kleinen Tutorial im Hof des Schlosses von König Miraz, welches auf einfache Weise erklärt, wie man mit Prinz Kaspian kämpfen kann. Da in der gleichen Nacht schon der böse Onkel befiehlt, den Prinzen zu töten, kann man sein frisch erworbenes Wissen sofort bei einem Fluchtversuch anwenden. Schon bei der Suche nach dem Ausgang steht bald fest, dass die Kämpfe nicht besonders viel Raffinesse erfordern.
Malen, Rubbeln, Tippen Dieser Eindruck bestätigt sich auch im weiteren Verlauf des Spiels. Hat man nach den ersten Auseinandersetzungen erst einmal heraus, wie man die gegnerische Attacke stoppt, dann ist es fast unmöglich, einen Kampf zu verlieren. Da hilft es auch nicht, dass man für die verschiedenen Charaktere unter Zeitlimit auch unterschiedliche Aktionen ausführen muss, um einen Angriff zu starten – wobei der Stylus im Dauereinsatz ist. Prinz Kaspian erfordert z.B. das Nachmalen von Linien auf dem Touchscreen. Je genauer und je schneller der Spieler dies hinbekommt, desto stärker die Angriffe.
Andere Varianten beinhalten das Spannen eines Bogens und Abschießen eines Pfeils, das Rubbeln auf dem Bildschirm, um Schwerter in die Mitte eines Schildes zu bringen, oder das Tippen mit dem Stylus, um vier aufeinander zulaufende Messerspitzen in dem Moment zu treffen, in dem sie sich berühren. Auch einen Knüppel darf der Spieler benutzen, wenn er einen Riesen steuert, wobei eine bewegliche Platte mittig getroffen werden muss.
Keiner dieser verschiedenen Angriffe ist wirklich einer Herausforderung für den Spieler, auch wenn das Bogenschießen manchmal etwas lästig sein kann. Es ist nicht ganz einfach, den Pfeil auf der Sehne in der zur Verfügung stehenden Zeit mehrfach zu spannen, zu zielen und abzufeuern. Aber solange man nicht ein Team verwendet, das ausschließlich aus Bogenschützen besteht, ist es nicht weiter schlimm, wenn ein Mitglied nicht ganz so starke Angriffe ausführen kann wie der Rest der Truppe.
Kämpfer und Sammler Wie bei Rollenspielen üblich wird der Spieler nach einem Kampf mit Gegenständen belohnt. Auch in der Gegend herumstehende Schatztruhen und die Narnianen, denen man im Laufe seiner Reise hilft, versorgen einen mit Items. Diese Objekte können zur Heilung, zum Angriff und zur Verbesserung der Waffen genutzt werden. Für Letzteres ist allerdings die Anwesenheit eines der sieben Brüder oder der Besuch in der Schmiede nötig.
Lästiger Überfluss Doch wirklich notwendig ist das großzügige Inventar nicht. Vielleicht ist man nach den ersten Kämpfen ganz dankbar für ein bisschen Heilung. Doch spätestens wenn man das Kampfsystem beherrscht, hat man keinerlei Bedarf mehr für diese Wundermittel. Auch die Angriffsgegenstände probiert man zwar hin und wieder aus, aber da sie den Rhythmus im Kampf eher stören, führt das normalerweise dazu, dass der eigene Charakter mehr Schaden einstecken muss, als das Item beim Gegner verursacht hat.
Bleiben also nur noch die Sondergegenstände für das Schmieden der Waffen. Eine Verbesserung kann erfolgen, wenn die nötigen Items für die nächste Stufe vorhanden sind und ein Schmied anwesend ist. Die einzige Folge dieses Auflevelns ist, dass man mehr Angriffe hintereinander ausführen kann. Das bedeutet aber auch mehr Linien nachmalen, mehr Ziele mit dem Bogen anvisieren, mehr Schwerter rubbeln, damit sie in die Mitte des Schildes gelangen.
Aufleveln? Nein, danke! Eine wirkliche Verbesserung ist das nicht, hat man im Laufe der wenigen Spielstunden irgendwann das Gefühl, schon wieder kämpfen und stundenlang Aktionen aktivieren zu müssen, bevor man endlich weitergehen kann. Der Spieler wird dieser Kämpfe ziemlich schnell überdrüssig, und am Ende verzichtet man gern auf die Aufstufung der Waffe – vor allem, da die Gegner auch ohne diese problemlos zu besiegen sind.
Einheitsbrei Die Grafik wirkt auf den ersten Blick ziemlich düster, aber gar nicht mal so schlecht. Doch während man zu uninspirierter Musik durch die braunen Landschaften wandert, die nur sehr selten mit Details aufwarten können, bekommt man diesen Einheitsbrei schnell über und wünscht sich ein bisschen mehr Abwechslung. Auch die Karte auf dem oberen DS-Bildschirm ist recht unkorrekt, detailarm und lieblos dargestellt. Versucht der Spieler, sich daran zu orientieren, rennt er schnell in Sackgassen oder wundert sich, warum er schon wieder das Gebiet wechselt, obwohl doch eigentlich noch kein Durchgang in Reichweite war. Bewegen sollte man sich übrigens über die Richtungstasten, da eine Steuerung mit dem Stylus unnötig mühsam ist.
Immerhin sind die Portraits der verschiedenen Charaktere in ihrer Ölgemälde-Optik ganz nett geworden, wenn auch die unterschiedlichen Nebenfiguren nicht immer leicht auseinander zu halten sind. Doch das größte Problem bei der Grafik sind kleine zuckende Schatten und die grobpixelige Darstellung. Wenn man nun gezwungen ist, für eine der Nebenaufgaben kleine Mäuse oder Eichhörnchen in den Bäumen zu entdecken, dann bleibt dem Spieler nichts anderes übrig, als hilflos mit dem Touchpen herumzutippen und zu hoffen, dass dieser Fleck da vorn wirklich ein Lebewesen sein soll.
Wo ist die Story? Nachdem weder das Kampfsystem noch das Sammeln von Items oder die allgemeine Grafik den Spieler vom Hocker reißen, bleibt also nur noch ein Fünkchen Hoffnung, dass eine gut erzählte Geschichte Prinz Kaspian von Narnia noch retten kann. Leider wurde die Filmhandlung nicht nur für die DS-Version geändert (und gekürzt) sondern die Erzählweise in Texttafeln und Standbildern – für die man den DS übrigens drehen darf – ist absolut uninteressant.
Ein Beispiel dafür ist das Treffen der vier Pevensie-Kinder mit Prinz Kaspian. Erst halten sie sich gegenseitig für den Feind (kurze Texteinblendung im Spiel), dann beschließen Peter und Kaspian gegeneinander zu kämpfen, und nachdem man den DS gedreht hat, erfährt man, dass alles schon vorbei ist und die beiden von nun an zusammenarbeiten werden. Auch die Kämpfe mit den für die Handlung wichtigen Zwischengegnern verlaufen absolut unspektakulär und sind sehr frustrierend. So ist es unter anderem absolut unverständlich, warum man bei einem Doppelkampf aus der ersten Auseinandersetzung ohne einen Kratzer herausgeht – nur um dann über eine Texttafel erklärt zu bekommen, dass man zu schwach ist, um es mit dem zweiten Gegner aufnehmen zu können.
Fazit:
Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia für den Nintendo DS gehört zu der Sorte, die man den Entwicklern am liebsten wieder in die Hand drücken möchte, damit sie noch ein paar Jahre in die Entwicklung investieren. Das Reizvollste an diesem Spiel sind die verschiedenen Möglichkeiten, einen Angriff zu aktivieren. Doch nach einigen Kämpfen wird auch das Tippen, Rubbeln und Malen auf dem Touchscreen langweilig und man wünscht sich nur noch, dass die Kämpfe schnell vorbeigehen. Auch das Aufleveln der Waffen und Sammeln der verschiedenen Items hat für den Spieler kaum einen positiven Effekt. Wer sich wirklich an dieser Geschichte erfreuen möchte, sollte sich lieber nicht dieses unmotivierte Spiel zulegen sondern ausnahmsweise mal die Konsole aus der Hand legen und ein paar Stunden mit dem Buch verbringen.
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Autor der Besprechung:
Konstanze Tants

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