Rock Band
Entwickler:
Harmonix
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
69,95 €
Systeme:
PlayStation 2, PlayStation 3, Wii, Xbox 360
Inhalt:
Was wurde nicht schon geredet über den Konkurrenzkampf zwischen Rock Band und Guitar Hero. Und dabei ist der Harmonix-Titel hierzulande erst seit einem halben Jahr verfügbar und wurde in der XBox 360-Variante aufgrund der hohen Instrumentenpreise sogar noch derbe zerrissen. Mittlerweile haben die Entwickler auch die PS3-Variante aufs Festland gebracht und stellen sich ein weiteres Mal der Konkurrenz aus dem Hause Activison. Und gerade jetzt, wo die World Tour-Variante des Gegenspielers ebenfalls im Bandformat ausgerüstet ist, scheint der Zeitpunkt auch günstig, die skeptischen Nörgler vom Potenzial des konsoleneigenen Nachwuchswettbewerbs zu überzeugen.
Meinung:
Dabei hat sich am Spielkonzept in der zweiten Jahreshälfte eigentlich nichts verändert: Auch für die PS3 schlagen Instrumente und Spiel mit rund 200 € zu Buche, und nach wie vor geht die Party erst dann ab, wenn man neben seiner Gitarre und einem Sänger auch noch den Bassmann und Drummer ins heimische Wohnzimmer setzt. Fakt ist also: Wer in Rock Band Gas geben den Rockstar in der eigenen Band mimen möchte, muss tief in den Geldbeutel greifen. Doch Moment mal: Wie wär’s mit einer Bandkasse? Schließlich finanzieren sich die kleinen Underground-Acts auch nicht über die häusliche Kasse des Bandleaders. Daher: Auch wenn das Vergnügen ziemlich kostspielig ist; es lohnt sich auf alle Fälle.
Weniger Songs, mehr Action Der Vergleich zu Guitar Hero drängt sich dennoch an allen Ecken und Enden auf, sei aber auch genehmigt, denn schließlich streiten diese beiden neuen Giganten um die Vorherrschaft auf einem der wichtigsten Märkte im Videospiel-Geschäft. Und gerade hier stellt sich Rock Band wirklich prima und standhaft auf. Der EA-Ableger hat zwar nicht ganz so viele Songs im Repertoire und muss auch in Sachen allgemeine Heavyness zurückstecken, ist hinsichtlich des Aufbaus aber natürlich ein ganzes Stück spektakulärer. Bis zu vier Spieler können gleichzeitig in der vorgegebenen Bandkonstellation rocken und ohne große Bühnenkulisse eine kleine Rock & Roll-Privatparty einläuten. Das Schöne hierbei: Auch wenn die Spuren der drei Instrumente und der Liedtext über den Bildschirm flimmern, geht die Übersicht nicht verloren, so dass der Action keine Steine in den Weg gelegt werden. Und siehe da: Schon nach wenigen Minuten fühlt man sich tatsächlich wie bei einem echten Gig.
Rock & Roll ist nicht nur Gitarrenmusik Fast noch wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass man nicht mehr bloß die Gitarre bedienen darf. Zwar stellt sie immer noch das wichtigste Instrument im Gefüge dar und bekommt auch die anspruchsvollsten Aufgaben zugeschrieben, jedoch kann sie auch als Bass zweckentfremdet oder zwischenzeitlich gegen Drumsticks ausgetauscht werden. Letztere sind wohl die reizvollsten Werkzeuge in Rock Band und wohl auch der Streitfaktor in der Bandkonstellation. Wie sich nämlich sehr schnell herausstellt, gibt es nichts Schöneres, als das Kit mal richtig zu verprügeln. Dies mag sich nun alles völlig klischeehaft anhören, ist aber wirklich Fakt. Im direkten Vergleich ist das Schlagzeug daher vielleicht noch reizvoller als die sechs Saiten. Und wer mit Guitar Hero schon Erfahrung sammeln konnte, kann sich ausmalen, was dies bedeutet!
Klassiker? Bei der Songauswahl hingegen kann Rock Band definitiv nicht aus dem Vollen schöpfen. Mindestens ein Drittel der rund 60 Nummern ist purer Insider-Stoff ohne wirklichen Wiedererkennungswert, und wenn dann doch einmal einige bekanntere Mainstream-Acts zum Vorschein kommen, hat man auch nicht immer den günstigsten Track ausgewählt. All dies mag zwar Geschmackssache sein, doch wenn man bedenkt, welche eingängigen Riffs Gruppen wie die Red Hot Chili Peppers, Oasis und die H-Blockx in ihrer Laufbahn auf Konserve gebannt haben, ist die Wahl schon ein bisschen bedenklich. Auch hier sei der Vergleich zu Guitar Hero gestattet. Die Jungs bei Activision können nämlich aus einem reichen Sammelsurium echter Rockhymnen schöpfen und haben hier mehr als nur eine Nase voraus.
Bekanntes Spielkonzept Die Spielidee wiederum ist nicht wirklich neu. Im Solomodus arbeitet man sich an einem Instrument seiner Wahl durch die einzelnen Ebenen und kämpft sich von der lokalen Szene in die Stadien. Rock Band wartet mit netten Gimmicks wie imageträchtige Kleidungsstücke und neue Instrumenten auf und für die persönliche Highscore-Liste gibt es Multiplikatoren und dergleichen bei der Punktvergabe. Alles bekannt, alles aber wieder richtig gut.
Im Bandmodus sieht die Sache grundsätzlich ähnlich aus, nur eben, dass jetzt alle Mitglieder an einem Strang ziehen müssen. Schwachpunkte im Gefüge haben direkten Einfluss auf das Abschneiden der Band und versauen womöglich den ganzen Auftritt in einem der Lieder. Andererseits ist die Motivation, die hier gemeinsam mit dem Teamgedanken zum Vorschein kommt, unglaublich hoch und steigert das Party-Feeling ins Unermessliche. Zwar wehren sich die Designer noch immer, Rock Band in die Party-Schiene zu drängen, doch wer auch nur einmal mit der kompletten Besetzung das Wohnzimmer gerockt hat, wird sich hiervon nicht mehr beirren lassen.
Belastungsprobe…bestanden! Eine der wichtigsten Fragen, die zum Schluss noch im Raum stehen, ist wohl diejenige nach der Qualität der Instrumente. Gerade das Drumkit muss nämlich einiges einstecken, da man es gerade in den härteren Aufgaben kaum mehr streicheln wird. Und tatsächlich darf man zu Beginn echte Bedenken haben, was das Plastikgerät so alles aushalten wird und inwieweit das Musik-Pad sich verprügeln lässt, ohne mit einem Komplettausfall passiv zurückzuschlagen. Nach langfristigem Belastungstest lässt sich hier aber zunächst einmal ein positives Fazit ziehen. Keine Abnutzungserscheinungen nach rund 15 Stunden Dauercheck – das ist mal ein Wort. Und genau das hätte man den weniger stabil ausschauenden Geräten sicherlich nicht zugetraut.
Der Patch – ein Entgegenkommen Eine Sache schien aber im Vorfeld noch eine Spur wichtiger zu sein, nämlich die Antwort auf die Frage, ob man die SingStar- und Guitar Hero-Utensilien auch in Rock Band würde verwenden können. Lange Zeit herrschte hier Unklarheit, und lange Zeit hieß es, dass man sich im Gegensatz zur XBox 360-Fassung noch einmal extra ausrüsten müsste. Pünktlich zum Release folgt aber nun die Entwarnung: Ein Online-Patch, der direkt mit der Eingabe der Disc heruntergeladen und installiert wird, ermöglicht die Verwendung der Gitarre, während das USB-Mikro sowieso funktioniert. Lediglich ins Drumkit muss man neu investieren, und hier scheint man auch als vermeintlicher Käufer des bald folgenden Guitar Hero World Tour das Nachsehen zu haben – eine Kompatibilität für das Schlagzeug scheint nämlich vorerst nicht gegeben. Dies soll schließlich aber auch der einzige Wermutstropfen in einem wirklich fantastischen Spiel bleiben
Fazit:
Rock Band hat den Härtetest bestanden und beweist sich als adäquater Konkurrent zum bereits legendären Activision-Stoff. Die Band-Action ist wirklich fantastisch, das Online-Angebot dank ständiger Updates tendenziell ein Dauerbrenner und auch die Abwechslung, die durch die unterschiedlichen Instrumente geboten wird, nicht zu verachten. Natürlich ist der Preis für die Komplettausstattung unheimlich hoch, weshalb die Investition gut überlegt sein sollte. Aber da die Action und der Spaß im Bandgefüge die reine Gitarren-Action locker in die Schranken weist, braucht man keine ernsthaften Bedenken zu haben – zumal die Qualität des Materials allen Unkenrufen zum Trotz ganz gut ist und mit dem Patch noch der Einstieg für Besitzer des Konkurrenztitels ermöglicht wird. Summa summarum ist Rock Band (abgesehen von der Songauswahl) der mechanisch beste Musiktitel auf dem Markt – zumindest für anderthalb Monate. Dann nämlich sagt das instrumental aufgestockte Guitar Hero World Tour den Harmonix-Leuten den Kampf an…
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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