World Of Goo
Entwickler:
RTL Games
Publisher:
RTL Games
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
15 bzw. 20 €
Systeme:
PC, Wii
Testsystem:
CPU: AMD Athlon X2 6000+ (3 GHz Dualcore); 4GB RAM; Grafikkarte: Ati Radeon 4850 mit 512MB, Windows Vista, DirectX 10.1
Anforderungen:
Windows XP oder Vista, 1GHz CPU, 512MB RAM, 3D-Grafikkarte mit Direct X9, 100MB auf der Festplatte
Inhalt:
Abgabetermine können etwas Furchtbares sein, besonders wenn man ein Spiel erwischt, bei dem man am liebsten gar nicht mehr aufhören möchte. Die Rede ist von „World Of Goo“ von 2D Boy. Wie, kennt ihr nicht? Na, dann wird’s aber Zeit!
Meinung:
Vor kurzem hat ein einzelner Programmierer mit „Braid“ bewiesen, dass man auch mit kleinem Budget richtige Hits erschaffen kann. Das Entwicklerteam 2D Boy ist gleich doppelt so groß - es besteht aus zwei Leuten, die zuvor bei EA bzw. Maxis gearbeitet haben. Gut, beide „Studios“ dürften noch externe Künstler für Grafik und Sound angeheuert haben, aber das macht die Sache nicht weniger spektakulär.
„World Of Goo“ könnte man am besten als eine Mischung aus „Lemmings“ und einer Physiksimulation beschreiben. Die Goo-Bälle sind schleimige Batzen, die man per Maus bzw. Wii-Fernbedienung aneinander kleben kann - Standard-Goos haben drei mögliche Verbindungsarme. Dadurch entstehen Brücken, Türme oder andere Gerüste. Die Stabilität und Schwerkraft spielt dabei eine große Rolle, und kann das Konstrukt schnell zum Einsturz bringen. Auch der Wind macht einem da immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Ziel jedes Levels ist es, einen Weg zur Röhre zu bauen, die dann sofort mit dem Ansaugen beginnt. Alle noch nicht verwendete Goos werden dann zum Ausgang gesogen, sind das noch genug, hat man den Level geschafft. Grüne Efeu-Goos sind die einzigen, die man wieder aus dem Gebilde entfernen kann, so sollte man bei den anderen stets aufpassen, dass man nicht zu viele verbaut.
Der reinste Wahnwitz Das Spiel ist in vier Kapitel und einen Epilog aufgeteilt, alle haben ihr eigenes Thema und sind durch eine völlig abgedrehte Story miteinander verknüpft. So sucht man im zweiten Kapitel nach einer Energiequelle, besucht im Kapitel 3 eine alte Fabrik der Goo Corporation und gelangt im vierten auf die Datenautobahn, die mit vielen Anspielungen auf die Computerwelt gespickt ist. Ohnehin ist der Humor in „World Of Goo“ einfach göttlich. Schon beim Spielstart werden angeblich Befehle ausgeführt wie „Zeit und Raum austauschen“ und „alles extrahieren“. Auch der geheimnisvolle Schildermaler gibt mit seinen vielen Schildern nicht nur Hinweise zum Level, sondern beschreibt auch, was gerade in der skurrilen Handlung so abgeht.
Jede Menge Goos Im Laufe des Spiels findet man alle möglichen Arten von Goos. Tropfen, die nur nach unten hängen, Albinos, die sogar vier Verbindungen herstellen können, Luftballon-Goos, mit denen man seine Konstrukte auf der passenden Höhe halten kann und auch rote, leicht entzündliche Schleimkugeln. Von diesen vielen Arten – das waren noch lange nicht alle – wird man nicht erschlagen, man lernt sie nach und nach kennen. Unnötige Goos findet man in den Levels nicht, alle Abschnitte sind hervorragend gestaltet, so dass es keine Wiederholungen gibt, es sei denn mit komplett neuen Elementen. Da gibt es Mechanismen, Stacheln, Wasser, Feuer, Windräder, und, und, und. Schlafende Goos soll man zur Abwechslung auch mal wecken, was allerdings nur funktioniert, wenn man mit dem Gebilde rankommt. Packt man einen Goo mit der Maus, kann man ihn nicht einfach überall hinziehen – eine Mauer ist eben eine Mauer und Stacheln sind gefährlich für die meisten Arten von Goos. Hat man mal eine falsche Aktion getätigt, klickt man einfach einen Zeitkäfer an, um diese rückgängig zu machen. In allen Situationen hilft das natürlich nicht.
Kein Goo zu viel Levels kann man nicht nur schaffen, sondern auch meistern. Im „einfachsten“ Fall sind es nur noch mehr Goos, die den Ausgang erreichen müssen. Manche Levels muss man aber auch in einer bestimmten Zeit schaffen oder mit eine begrenzten Anzahl an Aktionen abschließen. Die zu erfüllende Vorgabe findet man jeweils im Pausenmenü unter „OCD“. Jeder „überschüssige“ Goo, den man am Ende eines Levels rettet, kommt in einen speziellen Modus, in dem man frei seinen Turm bauen kann. Außerdem kann man durch die Onlinefunktionen sehen, welchen Rang man im Türmchen bauen inne hat.
So macht Physik Spaß Die Physik des Spiels ist verdammt realistisch, was besonders bei den Steingoos auffällt, die man später aufeinander türmen muss. Das ist eine ganz schön wackelige Angelegenheit und endet oft in Chaos und Zerstörung. Besonders spaßig wird es, wenn Explosionen mit ins Spiel kommen. Die Geräusche, welche die Goos von sich geben, sind ebenfalls gelungen, besonders fällt aber die Musik des Spiels auf. Mal atemlos hektisch, mal auf mysteriöse Weise atmosphärisch.
„World Of Goo“ ist komplett im Comic-Stil gehalten, allerdings auf eine Art und Weise, wie man es selten in einem Spiel sieht. Die Goos und alle Elemente des Spiels sind klasse animiert, der Hintergrund sieht spitze aus. Besonders verspielt wird es auf der Datenautobahn, wo Schleudergoos Einsen und Nullen beim Flug nach sich ziehen. Leider fehlt die Option zur Einstellung der Auflösung, editiert man jedoch „Programme/WorldOfGoo/properties/config.txt“, so kann man die Werte „800“ und „600“ (800x600) gegen die seiner bevorzugten Auflösung ersetzen. Auch der Fenstermodus funktioniert nicht per Einstellung, sondern nur per Kürzel „Alt&Enter“.
Kein DRM, kein CD-im-Laufwerk-Zwang „World Of Goo“ ist für 20$ in mehreren Downloadportalen wie z.B. Steam verfügbar und kostet als CD für PC und Macintosh etwa 20 Euro, bei uns vertrieben von RTL Games. Nintendo-Fans können das Spiel als WiiWare-Titel für 1500 Punkte herunterladen. DRM fällt völlig flach, man braucht nicht mal die CD im Laufwerk, um „World Of Goo“ zocken zu können.
Fazit:
Kaum zu glauben, was die Jungs von 2D Boy da entwickelt haben. „World Of Goo“ ist eine atemberaubende Mischung aus Puzzle, Geschicklichkeit und Physiksimulation, eingebettet in eine wahnwitzige Geschichte, gewürzt mit erstklassiger Grafik, Musik und tollem Sound. Dazu noch DRM-frei und gnadenlos günstig – Leute, kauft dieses Spiel, ihr werdet es nicht bereuen! Ich kann nur hoffen, dass bald ein Nachfolger und vielleicht eine DS-Version mit neuen Levels erscheint. Sogar einen iPod Touch würde ich mir für einen weiteren Ausflug in die Welt der Goos holen, und das obwohl ich Handys und MP3-Player sonst verschmähe. Immerhin soll die WiiWare-Version neue Levels als Download bekommen.
| |
Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
|