Harvest Moon: Baum der Stille
Entwickler:
Rising Star Games
Publisher:
Rising Star Games
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
44 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
10 Jahre Harvest Moon! Das will uns jedenfalls der Aufdruck auf dem - wie immer wunderhübsch niedlichen - Cover von Harvest Moon: Baum der Stille sagen. 10 Jahre also schon. Oder erst? Stimmt da was nicht, oder ist das nur so ein Gefühl? Nun denn, ich lege die Disc in meine Wii-Konsole und fange an zu spielen. Vielleicht komme ich im Laufe des Tests hinter das Geheimnis.
Meinung:
Inzwischen ist wohl so gut wie jedes in Japan einigermaßen erfolgreiches System – außer PS3 und Xbox 360 – in den Genuß eines Harvest Moon-Titels oder eines Ablegers wie Rune Factory gekommen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es also noch jemanden gibt, der diese Reihe nicht kennt: Hier wird das Leben auf einer Farm simuliert, inklusive der persönlichen Entwicklung (Hochzeit, Kinder) der Spielfigur. Das Ganze ist stets knuddelig statt realistisch dargestellt, wie es die Japaner nun mal lieben und oft auch mit einer Story verknüpft, damit man das Spiel auch durchspielen kann. Nicht zuletzt durch die süßen und schön gezeichneten Cover findet die Reihe seit dem ersten Harvest Moon auf dem Super Nintendo stets neue Fans. Das soll also 1999 gewesen sein, was mir irgendwie spanisch vorkommt.
Harvest Moon wie eh und je In Baum der Stille kommt die Spielfigur auf die Waffelinsel, um dort das Farmleben zu beginnen und schließlich das Gleichgewicht der Natur auf dem Eiland wieder herzustellen, indem der Mutterbaum wieder auferweckt wird. Zuerst arbeitet man dabei für andere Leute, bis man schließlich die eigene Farm aufbauen kann. Dort lassen sich Tiere halten und Pflanzen anbauen, nebenbei darf man aber auch angeln und in der Mine arbeiten. Alle Tätigkeiten verbrauchen Energie, die sich beispielsweise durch Essen und trinken wieder herstellen lässt. Mit der Zeit bekommt man bessere Werkzeuge, welche die Spielfigur nicht so schnell ermüden lassen.
Geld arbeitet auch von alleine Gerade am Anfang des Spieles benötigt man etwas Geld, das man durch Teilzeitjobs erhält. Leider gibt es nichts weiter zu tun, als einen Job anzunehmen. Es folgt eine langweilige Cutscene, am Ende sind Stunden im ohnehin schon sehr schnell ablaufenden, virtuellen Tagesablauf vergangen. Nicht mal ein Minispiel (die gibt es als Multiplayerbonus im Hauptmenü) muss man für den Teilzeitjob erledigen. Um sich mit Tieren oder anderen Menschen anzufreunden, genügen ebenfalls meist ein Tastendruck und etwas Geduld. Immerhin darf man schon recht früh die Grundlagen des Ackerbaus kennenlernen. Hier hat man ein paar Waggle-Kommandos eingebaut, in dem man etwas die Gießkanne schwenkt. Geht aber genauso gut – oder eher schlecht mit Druck auf A. Denn man muss ziemlich exakt neben einer Pflanze stehen, um diese richtig zu bewässern. Steht die Spielfigur nur ein kleines bisschen falsch, geht die ganze Ladung Wasser ins Leere.
Laaaaaangsaaaaam.... Im Grunde macht das Spielprinzip von Harvest Moon Spaß, gäbe es da nicht all diese Kleinigkeiten, die neben der Steuerung ins Gewicht fallen. Da wäre erst mal die Grafik, die sich technisch schon seit Jahren nicht mehr weiter entwickelt hat. Baum der Stille ist wohl irgendwo zwischen Nintendo 64 und Gamecube anzusiedeln, ohne groß in die Nähe der grafischen NGC-Highlights zu kommen. Als nächstes wären die wenigen Musikstücke, die auf Dauer einfach nerven. Hinzu kommt noch das allgemeine, träge Verhalten des Spiels. Ladezeiten, Aktionen, Gespräche – der englische Titel „Tree of Tranquility“ macht dem Spielablauf alle Ehre.
Auch wenn das Spiel wirklich alles besitzt, was Harvest Moon zu einer beliebten Serie gemacht hat, und man hier sogar als das Kind der Spielfigur weiterspielen darf, hätte man in all den Jahren schon einen gewissen Fortschritt in Sachen Technik, Grafik und Gameplay erwarten können. Als gutes Beispiel dient z.B. die Ablegerserie Rune Factory, von der bald der dritte Teil (in den USA) auf dem Nintendo DS erscheint, und die in allen Punkten – sogar im grafischen Gesamteindruck - diesem Wii-Harvest Moon überlegen ist.
Zehn Jahre? Echt? So, und jetzt wollen wir auch endlich noch das Geheimnis ergründen, was dieser 10-Jahre-Jubiläums-Aufdruck auf dem Cover von Baum der Stille zu suchen hat. Mein Gedächtnis hat mich nämlich nicht getrübt: Das erste Harvest Moon erschien auf dem SNES und zwar im Jahre 1996 in Japan. Ein/Zwei Jahre dauerte es dann, bis das Spiel auch in den USA bzw. in Europa erschien. Das sind also nun schon dreizehn Jahre, und nicht zehn. Selbst als PAL-Jubiläum geht das nicht durch! Doch wie kommt der Aufdruck dann auf das Cover? Ich dachte zunächst, die Lösung gefunden zu haben, denn Baum der Stille ist nicht das neue Spiel, als das man es uns verkaufen will. Es erschien schon im Juli 2007 in Japan und ein Jahr später auch in den USA. Wahrscheinlich stammt der Aufdruck also noch von diesen Versionen, auch wenn es nicht hundertprozentig passt.
Die Frage, warum ein über zwei Jahre altes Spiel erst jetzt zu uns kommt, kann uns also wohl nur der europäische Publisher beantworten. Mit My Little Shop (WiiWare) und Animal Parade (Disc) erscheinen zumindest in Übersee dieses Jahr noch zwei viel neuere Ausgaben der Reihe für Nintendos Wii, von den Handheld-Teilen, die immer noch nicht bei uns gelandet sind, mal ganz abgesehen.
Fazit:
Harvest Moon: Baum der Stille ist im Prinzip eine tolle Sache und wird sicher genug Käufer finden. Der Publisher weiß das und serviert uns das über zwei Jahre alte Spiel als Neuerscheinung, während in den USA in Kürze schon das aktuellere Animal Parade heraus kommt. Gas geben sollte man langsam auch beim zweiten Teil von Rune Factory und dem Wii-Ableger Frontier, da die doch weitaus interessantere Spiele darstellen. Doch es hilft alles nichts, wenn die Serie nicht endlich komplett renoviert wird.
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