Classics HD: Splinter Cell Trilogy
Entwickler:
Ubisoft
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
29,49 €
Systeme:
PlayStation 3
Inhalt:
Fast wirkt es, als wäre man bei Sony selbst überrascht darüber, wie gut sich die HD-Collections für die Playstation 3 verkaufen. Schließlich handelt es sich dabei immer nur um optisch aufgehübschte, bis zu zehn Jahre alte Titel, wenn auch zu einem erschwinglichen Preis. Egal, ob so spartanische Götter oder persische Prinzen ihre HD-Wiederauferstehung feiern konnten: Böse Zungen nennen Sonys Classics HD-Reihe Geldmacherei und auf die reagieren Gamer oftmals allergisch.
Nun erscheint mit Ubisofts Splinter Cell-Trilogie eine weitere dieser Sammlungen, mit der Sony nach eigenen Aussagen eine wichtige Figur der Videospiel-Geschichte würdigen will. Enthalten sind die ersten drei Abenteuer des Agenten Sam Fisher (Splinter Cell, Splinter Cell: Pandora Tomorrow und Splinter Cell: Chaos Theory) auf einer BluRay, hochskaliert auf 1080p. Bleibt die Frage, ob hier die - ohne Zweifel guten - Spiele oder nur die Umsätze von Sony und Ubisoft von diesem Produkt profitieren.
Meinung:
Wie die Marketing-Abteilung Sonys nicht müde wird zu erwähnen, handelt es sich bei den ersten Splinter Cell-Titeln um geschichtsträchtige Titel. In Zusammenarbeit mit Thriller-Gott Tom Clancy entwickelte Ubisoft eine Franchise von Stealth-Actionern, die dem japanischen Platzhirsch Metal Gear Solid
erfolgreich den Rang streitig machte. Eine gute Grafik mit den
modernsten Effekten, eine packende Story, die Realismus und Fiktion in
idealem Maß vereint, und eine von Beginn an sehr ausgereifte
Spielmechanik: Dank dieser Eigenschaften erfreut sich Splinter Cell-Protagonist Sam Fisher seit 2002 großer Beliebtheit. Eigentlich kann da ja bei einem simplen Remake nichts schief gehen...
Global im Einsatz
An der Story der einzelnen Episoden hat sich zumindest nichts geändert:
In Splinter Cell begibt sich der Spieler als Agent der
NSA-Untergruppe Third Echelon nach Georgien. Dort sind kurz nacheinander
erst Agentin Madison und dann Agent Blaustein während ihrer Missionen
verschwunden. Die Suche nach seinen Kollegen treibt Fisher in die Mühlen
eines großangelegten Komplotts.
Splinter Cell: Pandora Tomorrow führt Fisher zwei Jahre
später nach Indonesien. Seine Aufgabe ist es, sensible Akten in der
amerikanischen Botschaft in Jakarta zu vernichten, bevor Miliz-General
Sadono diese in seinen Besitz bringt. Doch damit endet die Bedrohung
durch die Miliz natürlich nicht, weswegen Fisher zu den Hintermännern
Sadonos vordringen muss.
In Splinter Cell: Chaos Theory muss Fisher schließlich
sogar einen dritten Weltkrieg verhindern, nachdem ein amerikanisches
Militärboot durch eine nordkoreanische Rakete versenkt wurde. Schnell
erkennt der Agent, dass hinter dem Angriff nicht der Diktatorenstaat,
sondern eine dritte, unbekannte Macht steht. Wird diese weltweite
Verschwörung nicht aufgehalten, droht der Menschheit die atomare
Vernichtung.
Häufige Aussetzer
Präsentiert werden die noch immer packenden Schuss-, Schleich-
und Rätselsequenzen der Spiele - wie bereits erwähnt - in
FullHD-Auflösung. Das sieht insgesamt auch gar nicht schlecht aus, führt
bei den drei Teilen aber zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. So
bringt die bessere Auflösung im Fall vom ersten Splinter Cell
nicht viel. Das inzwischen eben schon neun Jahre alte Spiel verfügt
offensichtlich nicht über das nötige technische Grundgerüst, um eine
umfangreiche Modernisierung zu tragen. Das Ergebnis ist ein extrem
zwiegespaltener Anblick, der manchmal eine sinnvolle Verbesserung
darstellt, viel zu oft aber unter grauenhaften Frame-Raten leidet. Die
neue Bildschärfe bringt eben nichts, wenn das Spielerlebnis gleichzeitig
von bösen Rucklern geschmälert wird. Und das, obwohl auf dem Bildschirm
in erster Linie dunkle Betonräume zu sehen sind.
Spiele-Evolution
In Splinter Cell: Pandora Tomorrow wird das etwas besser,
sorgt aber immer noch zu selten für Zufriedenheit. Immerhin bietet der
zweite Fisher-Auftrag aber hinsichtlich der Szenarien deutlich mehr
Abwechslung, sodass die moderne Pracht etwas besser zur Geltung kommt.
Speziell die Außenlevel zeigen in HD, dass das Format nicht nur eine
technische Spielerei ist. Allerdings leidet auch diese modernisierte
Version an der veralteten Basis: Ruckler sind auch hier an der
Tagesordnung.
Anders sieht das bei Splinter Cell: Chaos Theory aus. Von
den ersten Spielminuten an merkt man, dass der Titel eben einfach
deutlich jünger ist (die HD-Trilogie basiert auf den PC-Versionen). Hier
sieht Splinter Cell dann in HD wirklich fast so gut aus wie
aktuelle Produktionen, was überraschend und erfreulich ist. Die über den
Globus verteilten Einsätze, die der Spieler in Chaos Theory zu bestehen hat, machen auch dann wirklich Spaß, wenn man das Spiel früher schon mehrfach absolviert hat.
Unentschuldigtes Fehlen
Mitten in die spät aufkommende Zufriedenheit platzt aber eine
bittere Erkenntnis: Aus unerfindlichen Gründen haben die
Verantwortlichen der HD-Collection die bekanntlich extrem gelungenen
Multiplayer-Modi von Pandora Tomorrow und Chaos Theory
nicht mit auf die BluRay gepackt. Konnte man im Original noch zu zweit
gegen eine Horde Söldner antreten oder sich an einigen Koop-Missionen
versuchen (Chaos Theory), bleibt der Spieler in der HD-Collection
auf sich alleine gestellt. Der Grund dafür bleibt unklar, eine BluRay
dürfte eigentlich genügend Speicherplatz für dieses gelungen Feature
bieten. Ganz davon abgesehen muss man auch so über 5 GB Daten auf die
Festplatte laden, da wäre etwas mehr sicher möglich gewesen.
Eigentlich selbstverständlich
Die einzige Neuerung, die die Splinter Cell Trilogy
letztlich bietet, entschädigt für diesen mysteriösen Lapsus nicht. Zwar
gibt der nun unterstützte 3D-Effekt dem Spielgeschehen, die richtige
Hardware vorausgesetzt, deutlich mehr Tiefe. Doch am Gameplay oder den
Spielinhalten ändert das naturgemäß nichts. Vielmehr sollte dieses
Feature eigentlich zum Grundstock jeder HD-Collection gehören, die sich
ja schließlich in erster Linie darüber verkauft, alte Titel (nur)
technisch auf den neuesten Stand zu bringen.
Nostalgie? Nein danke
Hätte man diesen Ansatz aber konsequent verfolgt, hätten sich die
Entwickler der HD-Collection zumindest auch Spielsteuerung und der Sound
vornehmen müssen. So wirkt beides zumindest bei den ersten beiden Titeln
heute überhaupt nicht mehr zeitgemäß, entspricht letztlich eins zu eins
den Originalen. Ein großes Problem ist das zwar (zumindest für
erfahrene Spieler) nicht, doch es sorgt bei manchem Zocker, der nur
neuere Titel gewohnt ist, für skeptische Blicke. Schließlich ist es aus
heutiger Sicht schwer vorstellbar, dass ein Action-Spiel mit einer
ausgesprochen schwammigen Steuerung wie Splinter Cell zu einem solchen Erfolgstitel werden konnte. So ist das mit dem Fortschritt.
Fazit:
Auch die Splinter Cell Trilogy ändert nichts daran, dass Sonys Classics-HD-Reihe ein zweischneidiges Schwert ist. Auf der einen Seite gibt sie älteren Spielern die Gelegenheit, die Helden der Vergangenheit noch einmal in voller Pracht steuern zu dürfen. Und das für wenig Geld, schließlich kosten die drei Einsätze mit Sam Fisher nur vertretbare 30 Euro. Auf der anderen Seite macht die komplette Zusammenstellung viel zu oft den Eindruck eines zu schnell und zu lieblos fertig gestellten Produktes. Technische Fehler und der entfernte Multiplayer-Modus summieren sich und ergeben das Bild eines Konzerns, der seine älteren Titel viel zu stiefmütterlich behandelt, um sie wirklich zu ehren. Schade für Sam Fisher.
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