Anforderungen:
Windows XP/Vista/7; 2,5 GHz Single-Core-Prozessor oder 2 GHz Dual-Core-Prozessor; 2 GB Arbeitsspeicher (2,5 GB für Windows Vista/7); OpenGL2.0-kompatible Grafikkarte mit 512 MB RAM (Shared-Memory wird nicht empfohlen); DirectX9.0c-kompatible Soundkarte;
Inhalt:
Passend zu unserem Special über die kleine Firma Attic, die international durch die "Nordlandtrilogie", eine Computerumsetzung eines besonders in Deutschland beliebten Pen&Paper-Rollenspiels bekannt wurde, liegt der Splashgames-Redaktion ein anderer Titel vor, dessen fantastische Welt den Schöpfern von Das Schwarze Auge zu verdanken ist, und das zudem auch die Vorgeschichte zum kürzlich erschienenen und hier getesteten Memoria darstellt.
Das Spielgeschehen ist auf dem fiktiven Kontinent Aventurien angesiedelt, der die Kulisse für die meisten DSA-Abenteuer, ob auf dem Bildschirm oder auf dem Papier, bildet. Seit nunmehr 30 Jahren wurde die Spielwelt so detailliert ausgearbeitet und immer wieder ergänzt, dass nahezu jeder historischen Epoche und jedem Kulturkreis in der realen Welt ein Gebiet in der fiktiven Welt zuzuordnen ist. Da gibt es Reitervölker, Nomadenstämme, Eisbewohner, Bergstämme, Mantel-und-Degen-Szenarios, Wikinger und natürlich auch exotischere Völker wie Zwerge, Elfen, intelligente Echsen, Orks, Goblins und vieles, vieles mehr…
Handelte es sich bei den bisher populären Umsetzungen von DSA-Stoff für den Computer in der Regel um mehr oder weniger actionlastige Rollenspiele (früher weniger, heute mehr), so beschreitet Satinavs Ketten einen anderen Weg. Es handelt sich um ein reinrassiges Point-and-Click-Adventure. Für den Rätselspaß zeichnet eine deutsche Spieleschmiede verantwortlich, die sich mit erstklassigen Adventures wie Edna bricht aus oder der Deponia-Trilogie bereits einen Namen gemacht hat: Die Rede ist von Daedalic Entertinment aus Hamburg.
Etwas unpopulär wurde der vorliegende Titel dadurch, dass Deadalic sich erstmalig für einen Steam-Zwang als Kopierschutz entschied. Zur Installation muss also eine Internetverbindung hergestellt werden, die zum Spielen allerdings nicht benötigt wird. Bei den Hamburgern begründete man diese Entscheidung damit, dass man sich aus ökonomischen Gründen auch die Onlineplattform Steam als Marktplatz erschließen müsse. Eine in meinen Augen schlüssige Begründung.
Meinung:
Ein verfluchter Vogelfänger und eine tagträumende Fee Die
Handlung beginnt im eher beschaulichen Andergast, der Hauptstadt des
gleichnamigen Königsreiches. Jeder kennt jeden und insbesondere die
Hauptfigur, ein gewisser Geron, ist in dem Städtchen gut bekannt. Leider
vor allem weil er ein Pechvogel ist. Alles begann für Geron schon in
frühester Jugend: Ein Seher, der großes Unglück über die Stadt und das
Umland gebracht hatte wurde öffentlich verbrannt (Ja, ja, in Aventurien
herrschen zum Teil noch recht raue Sitten) und prophezeite noch vom
Scheiterhaufen, dass der damals noch kleine Geron eines Tages großes
Unglück über die Stadt bringen würde. So eine Geschichte ist für den
eigenen Ruf natürlich nicht förderlich.
Der junge Mann schlägt sich als Vogelfänger durch. Ein Handwerk,
dass er von seinem mürrischen Ziehvater Gwinnling gelernt hat. Als die
Stadt zu Beginn des Abenteuers von einer mysteriösen Krähenplage (gelten
in Aventurien als Unglücksvögel und Todesboten) bedroht wird, bekommt
der Vogelfänger den Auftrag, für Abhilfe zu sorgen. Was man über Geron noch wissen sollte: Er ist ein Magiedilettant,
also ein Mensch mit magischen Fähigkeiten, die sich jedoch auf einen
ganz bestimmten Bereich beschränken. In seinem Fall das Zerbrechen von
Gegenständen ohne diese zu berühren. Nach Meinung unseres Helden nicht
besonders nützlich.
Beim Kampf gegen die Krähen stößt Geron auf Informationen, die
darauf hindeuten, dass der Seher, der ihn als Kind quasi verflucht hat, auch
hinter dieser Plage steckt. Vielleicht hat er sogar einen Weg gefunden
zurückzukehren. Auf verschlungenen Pfaden gerät der Protagonist
schließlich an die junge Fee Nuri. Sie wird fortan zu seiner ständigen
Begleiterin und im Verlauf einer langen Reise lernen sich die beiden
immer besser kennen. Nuri beherrscht zwar mächtige Magie, ist aber in der
Welt der Menschen ungeheuer verletzlich, so dass Geron nichts
unversucht lässt, für Nuri einen Weg zurück in die Welt der Feen zu
finden, die davon alles andere als begeistert ist. Was Nuri jedoch immer
kann, ist das magische Reparieren von Gegenständen. Sie mag es gar
nicht, wenn etwas kaputt geht, und hin und wieder sorgt Gerons Fähigkeit
für kleine Streitereien, dabei ergänzen sich die beiden so gut…
Reinrassiges Point-and-Click-Adventure Lange Zeit haben Adventure-Spiele ein Schattendasein gefristet, da die Genregrößen schon lange zum großen Teil noch auf Disketten weggeschlossen wurden. Wehmütig denken Spieler an die Titel von Lucas Arts zurück, die Humor mit einer spannenden Geschichte und abstrusen, aber lösbaren Rätseln verbanden. Spiele wie das mit Preisen überhäufte Deponia von Deadalic begannen einem tot geglaubten Genre wieder Leben einzuhauchen und so schlug man mit Satinvas Ketten in die gleiche Kerbe.
Liebevoll gezeichnete 2D-Hintergründe dienen als wirklich abwechslungs- und detailreiche Kulisse für das eigentliche Geschehen. Geron oder hin und wieder auch Nuri wird in der Welt per Mausklick bewegt und interagiert mit seiner/ihrer Umwelt. Was eingesammelt werden kann, wird eingesammelt und wer angesprochen werden kann… Eine reizende Assistenz-Funktion lässt alle Objekte/Personen eines Screens aufleuchten, mit denen interagiert werden kann, und die Farbe der kleinen Sternchen zeigt an, ob mit einem Gegenstand oder einer Person noch etwas zu passieren hat oder ob man deren tieferen Sinn für die Geschichte bereits erkannt hat. Wirklich praktisch und nur ein bisschen geschummelt!
Nichts ist unmöglich Dank der eben erwähnten Assistenz-Funktion läuft man zumindest keine Gefahr wichtige Optionen gänzlich zu übersehen. Sollte es trotzdem mal nicht weitergehen, z.B. beim Kombinieren der Gegenstände, ist auch dort eine Hilfestellung eingebaut, die gezielt Frustmomente oder das Googlen von Komplettlösungen vermeiden soll: Wenn man einen Gegenstand auswählt, kann man mit dem Scrollrad der Maus die anderen Gegenstände oder Interaktionsmöglichkeiten „durchblättern“, ohne sich 20 dumme Kommentare im Stil von „Was soll das denn?“ oder „Das sollte ich besser nicht tun!“ anzuhören. Etwas, was mich zumindest früher bei Adventures tierisch abgenervt hat, denn auch die findigsten Entwickler kommen nicht immer auf die gleichen Ideen wie ein x-beliebiger Spieler.
Aber, und das möchte ich ganz besonders betonen, die meisten der Rätsel sind wirklich lösbar. Natürlich gehört manchmal etwas Ausdauer dazu, auf die Lösung zu kommen und den einen oder anderen Dialog wird man dreimal führen, bevor der sprichwörtliche Groschen endlich fällt, doch das gehört nicht erst seit Baphomets Fluch (übrigens auch ein großartiger Genre-Vertreter) dazu. Hin und wieder habe ich in den verfügbaren Screens auch jeden Hotspot mit diversen Gegenständen probiert, um ans Ziel zu kommen. Das nehme ich bei Adventures schon beinahe stoisch in Kauf. Die gegensätzlichen Fähigkeiten von Geron und Nuri, Gegenstände zu zerstören und wieder zu reparieren, eröffnen spannende Rätselmöglichkeiten.
Ein klein wenig Technik Die Hintergründe des Spiels sind meiner Meinung nach, unglaublich liebevoll gestaltet über jede Kritik erhaben. Das ist für ein Adventure-Spiel die halbe Miete. Die Animationen der Charaktere wirken zwar glaubhaft doch teilweise etwas stockend, vielleicht hätten hier an der einen oder anderen Stelle einige Frames mehr gut getan.
Bei der Vertonung der Figuren wurden professionelle Sprecher engagiert, die ihren Job mit Bravour meistern, auch wenn Nuris Tonfall stellenweise etwas anstrengend wirkt, und die Dialoge nicht immer hundertprozentig lippensynchron ablaufen. Was die Dialoge im allgemeinen betrifft, so gibt man in einer Art Zoom-Ansicht mit Geron häufig nur eine grobe Richtung vor, wie „Lügen“ oder „die Wahrheit sagen“, und schon plappert Geron los. Alles schön unkompliziert. Adventure-Rätsler sind keine Techniker, sondern wollen unterhalten werden und knobeln.
Fazit: In Sprache und Bild wurde viel von dem eingefangen, was die Welt des Schwarzen Auges ausmacht. Beide Charaktere bekommen ob ihres tragischen Schicksals einen gewaltigen Sympathiebonus und die Geschichte nimmt mehr als eine spannende Wendung. Das Niveau der Rätsel ist hoch, aber meist zu bewältigen, und glitzernde „Assistenz-Sternchen“ verhindern dröges Aneinanderreiben unsinniger Gegenstandspaare. Ein tolles Abenteuer!
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