Deus Ex: Invisible War
Entwickler:
Ion Storm
Publisher:
Eidos
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
55,00 €
Systeme:
Xbox
Inhalt:
Das ursprüngliche Deus Ex ist mit seinem offenen Gameplay und der liebevollen Erzählstruktur als Meisterwerk des Designs in die Videospiel-Annalen eingegangen. Deus Ex ist eine Mischung aus Shooter, Rollenspiel und Adventure. Auch Deus Ex: Invisible War ist ein solcher Genremischling und wurde wegen des überragenden Vorgängers mit Spannung erwartet. Invisible War ist ein sehr ehrgeiziges Projekt mit großartigen Ideen aber einer durchwachsenen Umsetzung.
Verwirrspiel Die Handlung beginnt zwanzig Jahre nach dem großen Kollaps in Deus Ex und spielt sich in einer abweisenden Welt sozialen Verfalls ab. Sicherheitsroboter bevölkern öffentliche Plätze und Überwachungskameras behalten fast jede Ecke der Zivilisation in der Linse. Diverse Gruppierungen tragen einen Kampf um die Durchsetzung eines neuen gesellschaftlichen Systems aus und als Alex D. steigt der Spieler in das Geschehen ein. Als Rekrut des Großkonzerns Tarsus findet man sich anfangs in einer Trainingseinrichtung wieder. Als Terroristen Chicago samt der Tarsus Akademie in Schutt und Asche legen, wird Alex in eine weitere Einrichtung des Konzerns nach Seattle geschafft. Der Spieler greift in die Handlung ein als auch diese Akademie von Terroristen angegriffen wird. Anfangs ist es nicht nur für den Protagonisten schwierig nachzuvollziehen, was passiert, denn auch der Spieler wird ins kalte Wasser geworfen. Der mit Biomodifikationen ausgestattete Held kann niemandem trauen und schon bald stehen Vertrauensentscheidungen gegenüber den unterschiedlichen Gruppierungen an. Ziemlich früh im Game wird offensichtlich, dass Alex eine Art Experiment ist. Der Protagonist ist ein Versuchsobjekt für Biomodifikationen und soll zu einer Art Übermensch gemacht werden. Die komplette Story ist so vielschichtig und modular, dass eine detailliertere Beschreibung selbiger viele Überraschungsmomente zerstören würde.
Meinung:
Das Gameplay von Invisible War ist dem des Vorgängers sehr ähnlich. Es gibt in der Regel drei Möglichkeiten sich durch die unterschiedlichen Level zu bewegen. Entweder schleicht man auf Samtpfoten und im Schatten an haarigen Situationen vorbei, ballert sich durch oder behilft sich mit dem Hacken von Computern und einer Prise Menschenverstand in den Dialogen. Bei allen Entscheidungen, die anstehen, sollte man nie vergessen, dass niemand vollkommen vertrauenswürdig ist. Das Spiel wimmelt nur so von Momenten, in denen man sich entscheiden muss, und es wird schon früh im Verlauf der Story klar, dass diese Entscheidungen einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Verlauf des Games haben. Invisible War ist sicherlich eines der sehr wenigen Spiele, die dem Spieler die Konsequenzen seiner Handlungen in einem derart ausgeprägtem Maß verdeutlichen.
Die Story ist eng mit dem Gameplay verwoben und genau dieser Aspekt sticht bei Deus Ex: Invisible War heraus und macht das Spiel zu einem ungewöhnlichen Titel. Man stelle sich vor, dass man den Auftrag erhält, ein bedeutendes Mitglied einer Gruppierung zu liquidieren. Auf welche Seite stellt man sich und zu welchem Preis? Kann man einer Regierungsorganisation trauen? Kann es sich auszahlen den fanatischen Predigten einer religiösen Fraktion Gehör zu schenken? Solche Fragen stellen sich dem Spieler andauernd. Die Freiheit, komplett selbst zu bestimmen wie man zu einem der Enden des Games gelangt ist in dieser Form einmalig. Besonders beeindruckend bei der Entscheidungsvielfalt ist die Art und Weise. Entscheidungen werden anhand von Aktionen durch den Spieler getroffen und nicht wie meist in Videospielen durch Dialoge. Alex bekommt des Öfteren Nachrichten von den unterschiedlichen Gruppierungen, die ihn bitten bestimmte Dinge zu erledigen. Niemals wird man dazu gezwungen zu sagen: "Alles klar, ich nehme den Auftrag an". Es ist vielmehr möglich zu jedem Zeitpunkt seine Meinung zu ändern. Zwar ist diese Integration von Plot und Action eine Weiterentwicklung von Deus Ex, aber es ist eben ein Konzept, das bisher von wenigen anderen Actiongames aufgegriffen wurde.
Einer der wichtigsten Aspekte des Games sind die Biomods. Insgesamt lassen sich sechs dieser Verbesserungen gleichzeitig nutzen. Sowohl die Auge und das Gehirn als auch Arme, Beine und Körper des Helden lassen sich aufwerten. Auch hier hängt viel von den Entscheidungen des Spielers ab. Konzentriert man sich eher auf unbemerktes Fortbewegen, oder sollte man doch eine der offensiveren Modifikationen installieren? Es gibt passive und aktive Biomods, wobei letztgenannte Energie benötigen, die anhand von Energiezellen bereitgestellt wird. Die Modifikationen beschränken sich glücklicherweise nicht nur auf Alex, sondern sind auch für die Verbesserung einzelner Waffen nützlich. Die Schiessprügel können auf diese Art leiser gemacht werden, verursachen mehr Schaden, bekommen eine größere Reichweite oder eine andere Verbesserung. Ärgerlich ist das auf sechs Gegenstände limitierte Inventar, da Invisible War eine Vielzahl nützlicher Gegenstände mitbringt. Insgesamt ist das Gameplay dennoch sehr abwechslungsreich und erfrischend. Viele Facetten werden erst nach einigen Stunden Spielspass offensichtlich und tragen so zur Motivation bei.
Unter der Haube Die künstliche Intelligenz ist beeindruckend und eine Verbesserung des Originals. Allerdings ist die KI auch in Invisible War noch weit entfernt von perfekt. Am offensichtlichsten wird dies, wenn man die Reaktionen der Gegner auf Aktionen des Players berücksichtigt. Es kommt schon mal vor, dass ein Ziel aus der Entfernung mit dem Scharfschützengewehr niedergestreckt wird, ein zweiter Gegner den "mysteriösen" Tod untersucht und Alarm gibt, um sich nur kurz darauf wieder abzuregen und selbst zum Opfer zu werden. Die Gamephysik kann hingegen überzeugen, da der Spieler dank der "Max Payne2" Physik-Routinen ziemlich real mit der Spielwelt von Deus Ex interagieren kann.
Deus Ex sieht durchaus gut aus und besonders die Lichteffekte sind fantastisch. Leider geht die Xbox trotz kleiner Levels des Öfteren in die Knie und die Framerate ist bestenfalls als durchwachsen zu bezeichnen. Die Charaktermodelle sind recht gut gelungen, auch wenn die Gesichter aus manchen Winkeln etwas flach und unrealistisch erscheinen. Die Synchronisation der Dialoge kann absolut überzeugen, da durchweg professionelle Sprecher zum Einsatz kamen während Effekte wie beispielsweise Schussgeräusche eher enttäuschend sind.
Fazit:
Deus Ex: Invisible War ist ein zeitloses Game. Man kann es mehrfach durchspielen, was schon allein wegen der vier unterschiedlichen Enden motiviert. Aber wegen der unglaubliche Entscheidungsfreiheit und den gut gelungenen Reaktionen der Ki dürfte kein Durchspielen dem anderen gleichen, sondern es erwartet den Spieler jedes Mal ein komplett neues Erlebnis. Zwar ist es Hip geworden Deus Ex: Invisible War zu kritisieren, aber dieser Umstand rührt eigentlich lediglich aus dem Umstand, dass es sich um den Nachfolger des legendären Deus Ex handelt. Hätte man die wenigen Referenzen im Spiel ausgelassen und den Titel nur Invisible War genannt, sähe es mit der unberechtigten Kritik wahrscheinlich anders aus. Insgesamt ist das Game ein überdurchschnittlicher Titel, der in jedem Fall lohnt. Zwar gibt es in technischer Hinsicht einige Mängel, dafür kann das Gameplay aber umso mehr glänzen. Wer auf eine prächtig düstere Science Fiction Story steht, sollte Deus Ex: Invisible War unbedingt eine Chance geben.
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Autor der Besprechung:
Sébastien Bonset
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