Import Tuner Challenge
Entwickler:
Genki
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
70 €
Systeme:
Xbox 360
Inhalt:
Und wieder ein Rennspiel mit Tuning-Möglichkeiten. Die Dinger scheinen echt auf Bäumen zu wachsen. Was mit Need for Speed Underground verheißungsvoll begann, endet langsam aber sicher im Overkill. Der neueste Beitrag zu diesem Thema stammt von Genki und Ubisoft. Hier kloppen sich viele Leutchen um den ersten Platz in Tokyos illegaler Rennszene. Mit japanischen Autos. Warum sich dieses Spiel dennoch Import Tuner Challenge nennt, weiß niemand so genau. Ziemlich hirnrissig, das Ganze. So gesehen haben Titel und Spiel doch wieder was gemeinsam…
Meinung:
Das Spiel ist so und so keine Weltneuheit. Entwickler Genki liefert seit Jahren die Spiele der Tokyo Xtreme Racer Serie (oder auch Shutoku Battle genannt) ab. Kennt ihr nicht? Macht nix, ihr habt nichts verpasst. Waren nie wirkliche Kracher dabei. Import Tuner Challenge reiht sich da ebenfalls ein, auch wenn das Spiel eben eine andere Bezeichnung hat als sein japanisches Pendant. Was soll’s. Kriegen wir Europäer und die Amis eben mal ’ne Sonderbehandlung.
Schleifen, Japaner und Balken Es geht, wie in jedem Tuning-Racer, darum, die Konkurrenz auszustechen und sich an die Spitze der Szene zu katapultieren. Um das zu bewerkstelligen, braucht ihr natürlich erstmal ein Auto, das ihr von eurem Startkapital finanziert. Ihr könnt aus verschiedenen Modellen der Marken Mazda, Mitsubishi, Nissan, Subaru und Toyota auswählen. Habt ihr das getan, geht es auch schon ab auf die Strecke. Die ist meist eine große Schleife, die ihr immer und immer wieder fahren müsst. Warum? Weil ihr andere Fahrer herausfordern müsst. Und denen müsst ihr erstmal hinterherfahren. Dann noch kurz mit der Lichthupe blinken und schon geht’s los. Beide Fahrer haben eine Art „Gesundheitsbalken“. Wird der Abstand zwischen den Fahrzeugen größer, schwindet der Balken bei dem, der hinterher fährt. Ist der Balken leer, war’s das. Das Perfide dabei: der Balken schwindet auch bei jeder noch so kleinen Kollision!
Küss die Wand, blöde Sau Sauber fahren lautet also die Devise. Das ist aber gar nicht so einfach, denn egal, welches Auto ihr am Anfang nehmt, sobald es über hundert Sachen geht, kratzt euer schöner Lack die Wände entlang. Dabei geht es fast immer nur geradeaus! Also entweder hat hier jemand was mit der Steuerung verbockt, oder jemand anderes zu viel getrunken. Eigentlich bräuchte man doch den linken Analog-Stick gar nicht zu bewegen, so kerzengerade verläuft hier alles. Trotzdem rüttelt man das Ding total hektisch hin und her... Wie? Andere Autos? Ach so! Man muss natürlich auch anderen Fahrzeugen ausweichen, die nicht ganz so schnell und unsanft unterwegs sind wie man selbst. Ändert aber nichts dran, dass die Steuerung ein wenig feinfühliger hätte ausfallen können. Es wird ein wenig besser, wenn ihr euch krassere Autos leisten könnt.
Sinnlos, langweilig, blöd Schon nach den ersten fünf Minuten, die man sich im Spiel befindet, will man eigentlich wieder aufhören. Ihr müsst immer und immer wieder dasselbe machen. Ständig den gleichen Abschnitt nach Gegnern absuchen, ständig die gleichen Rennen fahren und das ohne auch nur den Hauch von Abwechslung. Es kommt ja nicht mal Spannung auf, Interaktion is nicht und Charaktere existieren auch so gut wie gar nicht. Ihr bekommt zwar Leute und Teams vorgestellt, gegen die ihr antreten müsst, aber wirkliche Tiefe ist da nirgends zu sehen. Hätte man mehr draus machen können. Es gibt einfach keine Atmosphäre, nichts, gar nichts! Nur Garage, Straße, Rennen. Immer wieder Garage, Straße, Rennen. Vielfalt? Null. Spaß? Doppelnull. Hinzu kommt noch, dass das Spiel komplett auf Englisch ist. Auch fehlen häufig Erklärungen zu bestimmten Bauteilen, sodass man, wenn man über kein Insiderwissen verfügt, oftmals auf dem Schlauch steht. Was zum Beispiel ist LSD? Die Droge kann’s in diesem Kontext schlecht sein…
Sinnloser, langweiliger, blöder Gegen die Langeweile hilft auch das Tuning nicht viel. Die Auswahl an Tuningmöglichkeiten ist ganz okay, reißt aber niemanden wirklich vom Hocker. Die Vinyls sind streckenweise ganz cool, auch sonst gibt es die ein oder andere nette Spielerei. Aber das alles ist irgendwie irgendwo schon mal da gewesen und überrascht nicht wirklich. Insgesamt bleibt das Spiel in Sachen Tuning weit unter den Erwartungen, die man nach dem Blick auf die Rückseite der Schachtel hegt. Es ist zudem wirklich dumm, dass man sein Auto nicht frei drehen kann, um es in all seiner Pracht zu bestaunen. Man hat echt selten mal das Vergnügen, sein Werk in voller Blüte zu betrachten. Eben nur in der Garage, aber dort auch nur unter einem bestimmten Menüpunkt. Bei den Rennen selbst geht das nicht. Hier kann man nicht mit dem rechten Stick den Kamerawinkel verändern wie bei PGR3. Lediglich in die Cockpitsicht schalten sowie in den Rückspiegel sehen, das kann man. Arm, wirklich sehr arm. Wie cool euer Auto wirklich ist, zeigt sich erst in den Replays.
Technisch Mau Zum unschlagbar (Achtung, Ironie) genialen Gameplay gesellt sich eine genau so (Achtung, noch mal Ironie) tolle Optik. Von den Autos sieht man im Spiel nicht ganz so viel, eigentlich immer nur die Rückseite. Wenn man sie denn mal wirklich begaffen kann, stellt man fest, dass sie gar nicht so übel aussehen. Jedoch gibt es kein Schadensmodell. Die Fahrzeuge glänzen mit einigen Details und guten Reflexionen, kommen aber auf keinen Fall an die krassen Fahrzeuge aus PGR3 ran. Grafisch liegen zwischen diesen beiden Spielen einfach Welten. ITC bietet eine verdammt triste und eintönige Umgebung, die immer gleich aussieht. Ein wirkliches Flair wird hier nicht vermittelt. Ganz anders in PGR3. Da ist alles belebt, da versprüht jede Strecke ihren ganz eigenen Charme. Hier ist alles nur dunkel und grau. Ständig eckige, lieblose Betonklötze, die gerade so hingeklatscht wurden, dass man nie über den Streckenrand hinaus blicken kann. So vernichtend das Urteil auch klingen mag, aber selbst unsere liebe Bundeskanzlerin hat mehr Ausstrahlung als die Umgebung dieses Spieles.
Hinzu gesellt sich noch der lachhafte Sound. Ulkige Motorengeräusche und der ständig nervend dudelnde Pseudotrance lassen einem die Haare zu Berge stehen. Da kriegt ja mein alter Amiga besseren Sound hin! Auch hier wieder absolut null Abwechslung. Aber für was hat man seine eigenen Songs auf der Platte…
Fazit:
Jep, dieses Spiel hat es geschafft! Es ist flüssiger als Wasser! Überflüssig, um genau zu sein. Gähnende Langeweile schon ab der ersten Spielminute. Sowas gab es ja nicht mal zu schlechtesten Zeit der Nationalmannschaft! Wenn ihr nach einem guten Rennspiel sucht, ist PGR3 immer noch die absolute Referenz, sowohl spielerisch als auch optisch. Tuning-Fans lassen bitte die Finger von Import Tuner Challenge und investieren es lieber in Need for Speed. Da bekommt man nämlich wesentlich mehr fürs Geld geboten.
| |
Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
|