The Red Star
Entwickler:
XS Games
Publisher:
Take 2 Interactive
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
18 €
Systeme:
PlayStation 2
Inhalt:
The Red Star spielt in einer alternativen Realität: Die U.R.R.S. (United Republics of the Red Star) stellten einst die größte Militärmacht der Welt dar, wurden aber in den vergangenen Jahren von den Unabhängigkeitsbestrebungen der Teilrepubliken zerrüttet. Aufstände werden vom tyrannischen Herrscher Lord Imbohl und seinem Vollstrecker Troika mit Waffengewalt niedergeschlagen, doch immer mehr Soldaten der Armee des Roten Sterns erkennen die Ungerechtigkeit des Krieges, den sie führen - so wie Hexer-Majorin Maya Antares, die sich nach dem Tod ihres Mannes und der Begegnung mit der Rebellin Makita zusammen mit ihrem treuen Begleiter Kyuzo auf die Seite der Unterdrückten schlägt.
Meinung:
The Red Star basiert auf der gleichnamigen Comicserie von Christian Gossett, die auf die ehemalige Sowjetunion anspielt, wie unschwer zu erkenne ist. Das schlägt sich auch im Zeichenstil der Hefte nieder. Die Mischung der Ostblock-Atmosphäre mit Elementen aus Science Fiction und Fantasy - nicht zuletzt gehört Magie, die von schwebenden Schlachtschiffen aus eingesetzt wird, zu den mächtigsten Waffen des Militärs - entfaltet im Comic ihren ganz eigenen Reiz, zumal die Hintergrund-Welt sorgfältig ausgearbeitet wurde. Computergrafiken ergänzen die Zeichnungen und rücken der Serie, deren erster Band vor wenigen Monaten bei CrossCult auf Deutsch erschienen ist, in gewisser Weise bereits in die Nähe von Videospielen. Doch leider wird die Software-Umsetzung der hochkarätigen Vorlage in keiner Weise gerecht.
Auferstanden aus Ruinen Dabei wäre das Spiel beinahe gar nicht veröffentlicht worden: Der für PS2 und Xbox geplante Titel war fast fertig, verschwand aber mit dem Ende von Publisher Acclaim im Jahre 2004 in der Versenkung. Nur eine Demo der Xbox-Version kam nachträglich noch an die Öffentlichkeit und bot einen Einblick in das - vorsichtig formuliert - sehr traditionsverhaftete Gameplay. Vor wenigen Monaten gab es dann eine überraschende Ankündigung: Entwickler XS Games bringt über zwei Jahre nach dem vermeintlichen Aus für The Red Star doch noch zumindest die PS2-Fassung auf den Markt. Vielleicht wäre es aber besser gewesen, wenn man das Projekt einfach in Frieden ruhen gelassen hätte ...
Rebellen Zu Beginn des Spiels stehen zwei Charaktere zur Wahl: Die Widerstandskämpferin Makita ist flink unterwegs, hat im Gegenzug aber nur recht schwache Angriffsmöglichkeiten. Kyuzo haut kräftiger zu, ist dafür aber auch wesentlich behäbiger. Maya Antares, die eigentliche Hauptfigur der Comicserie, die sich vor allem auf die in der Red Star-Welt "Protokoll" genannte Magie verlässt, ist auch mit von der Partie, muss aber erst einmal freigeschaltet werden. Neben dem Protokoll-Zauber, der erst eingesetzt werden kann, wenn der dazugehörige Energiebalken voll ist, stehen jeder Figur sowohl Schuss- als auch Nahkampfwaffen zur Verfügung, wobei die Angriffe Letzterer zu einer Handvoll verschiedener Combos verknüpft werden können. Obendrein besteht die Möglichkeit, auf Knopfdruck einen Energieschild zu aktivieren, der allerdings nur eine gewisse Menge an Schaden abwehren kann, bevor er sich wieder regenerieren muss.
Die ganz alte Schule Mit dem gewählten Krieger macht man sich nun auf in die Befreiungsschlacht - die sich als langer Korridor entpuppt, in dem man regelmäßig auf Gegner trifft. Die Standardfeinde in The Red Star erfordern eine relativ überlegte Herangehensweise, da sie unterschiedliche Schwachpunkte haben und zum Teil gegen bestimmte Angriffe immun sind. Dennoch gibt es lediglich eine überschaubare Anzahl verschiedener Typen, so dass langfristig kaum Abwechslung geboten ist. Außerdem lassen sich die drei oder vier Combos, die nötig sind, um den Gegnern beizukommen, nicht sehr präzise ausführen, da sie Stick-Bewegungen in Relation zur Ausrichtung der Figur erfordern - und bei der fitzeligen Grafik ist diese keineswegs immer eindeutig zu erkennen.
Ansonsten begegnet man immer wieder Zwischen- und Endbossen, die sich meist als Geschützturm präsentieren, der seine Projektile in einem mehr oder weniger elaborierten Angriffsmuster ausspeit. In diesen stark an Klassiker wie Probotector (bzw. Contra) angelehnten Gefechten ist dann vor allem geschicktes Ausweichen gefragt. Ältere Semester, die vor 15 Jahren mit Begeisterung derartige 2D-Shooter gespielt haben, können aus diesen Passagen vielleicht ein wenig nostalgische Freude ziehen. Doch allem Retro-Charme zum Trotz: Zeitgemäß ist dieses Gameplay beileibe nicht.
Das Kapital Nach Abschluss eines jeden Levels erfolgt eine Bewertung, die auf der Menge des eingesteckten Schadens basiert. Schneidet man hier gut ab, erhält man Punkte, die dann in Charakter-Upgrades investiert werden können. Neben zwei neuen Schusswaffen pro Person, die jeweils andere Eigenschaften in Sachen Reichweite und Streuwinkel aufweisen, bringt diese Aufpäppelei aber wenig Neues ins Spiel und bietet daher kaum einen Anreiz dafür, sich richtig anzustrengen. So lassen sich zwar die Angriffswerte, die Panzerung oder die Regenerationsrate des Protokoll-Balkens steigern, aber neue Nahkampf-Combos, die ein wenig Abwechslung in den Prügel-Alltag brächten, sind beispielsweise nicht erhältlich. The Red Star lässt sich auch in einem kooperativen Modus durchspielen, aber wer will seinen Freunden schon so etwas zumuten?
Die "Pracht" des Kommunismus Zwischen den Missionen wird die stellenweise arg unlogische und nur am Rande mit den Comics in Bezug zu bringende Story in schnöden Textfeldern erzählt; Zwischensequenzen gibt es nicht. Die streng linearen Level wurden ausgesprochen langweilig gestaltet: Über viele Level hinweg prügelt man sich durch die Ödnis ewig gleich aussehender Korridore in langweiligen Farben. Sowohl die Helden als auch die Gegner wurden viel zu polygonarm gestaltet, ausgesprochen zappelig animiert und sind obendrein meist aus zu großer Entfernung zu sehen, so dass auch die letzten Details komplett untergehen. Von der Bombast-Optik des Comics ist hier nichts zu spüren.
Die Musik ist penetrant synthetisch und scheitert dadurch kläglich an dem Versuch, den Bombast osteuropäische Militärmärsche mit modernen Elektronik-Einflüssen zu kombinieren. Noch schlimmer sind die Soundeffekte während der Kämpfe; vor allem die Schussgeräusche der Waffen klingen wie Quarkbällchen, die in eine matschige Pfütze fallen. Die Sprachausgabe beschränkt sich auf die nervigen, sich ewig wiederholenden Kampfschreie von Freund und Feind.
Fazit:
The Red Star wärmt uralte Konzepte auf, ohne ihnen auch nur ein Fünkchen Eigenständigkeit zu spendieren, und so spielt der Titel sich, als hätte man abwechselnd einen schlichten Oldschool-Prügler wie Renegade und einen 2D-Shooter à la Probotector im Laufwerk - damit kann man heutzutage wohl kaum noch jemanden auf Dauer begeistern, zumal das Spiel auch optisch und vor allem beim grausigen Sound einen eher antiquierten Eindruck macht. Fans des Comic-Vorlage haben ohnehin keinen Grund, sich das Spiel zu kaufen, da der Bezug zu den Heften sich nahezu in den Namen der Figuren und der Orte erschöpft - hier wird das großartige Potenzial, das die Lizenz bietet, leichtfertig verschenkt.
Am ehesten dürften sich noch Nostalgiker angesprochen fühlen, die den lästigen Zwanzig-Euro-Schein in ihrer Tasche unbedingt loswerden möchten. Ein höherer Preis für The Red Star wäre ohnehin eine pure Unverschämtheit gewesen.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants
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