Die Legende von Beowulf - Das Spiel
Entwickler:
Ubisoft
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60.89 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, PSP, Xbox 360
Inhalt:
Ich bin Beowulf, der absolute Super-Mogo-Hammer-Macho-Nordmann! Alles ist mir untertan, ich krieg die geilsten Weiber und fette Monster. Ich bin soooo cool, dass sich Angelina Jolie vor mir entblättert und die schleimigsten See-Schlangen sich spielend leicht zu Brei verarbeiten lassen.
Meinung:
Das reicht schon, um euch grob den Inhalt des Films und des passenden Videospiels zu präsentieren. Hier geht es um starke Kerle, fiese Monster und Hau-Drauf-Action. Was zunächst nach Unterhaltung klingt, flaut recht schnell wieder ab. Wir sagen euch, warum.
Knochenbrecher? Wohl eher „Traditionsbrecher“. Die Story des Filmes ist zum besseren Genuss als audiovisuelles Massengut schon ein wenig modifiziert. Das Spiel setzt hier noch einen drauf und bietet uns sinnlos aneinander gereihte Sequenzen, deren höhere Bedeutung im Gesamtkontext sich nur schwerlich erschließen lässt. Kein Fluss in der Erzählung, keine Spannung, rein gar nichts. Die Legende von Beowulf mag etwas angestaubt und altertümlich sein, liefert aber wesentlich mehr Erzählstoff, als hier dargeboten wird. Traurige Tatsache, dass kulturell hochwertiges Gut so verstümmelt werden kann.
Tiefe Wasser sind doof In Sachen Spieltiefe bewegt sich Beowulf anders als die Riesen-Wabbel-Seeschlangen nicht in riesengroßen Ozeanen, sondern eher in seichten Gewässern. Abgesehen von ein paar Jump&Run-Einlagen funktioniert das so: Beowulf steht (häufiger mal samt tapferen Recken) in der Mitte eines Areals, böse Monsterviecher oder sonstiges Gesindel stürmen auf ihn zu und wollen ihm an den Lendenschurz. Die Gegnermassen müssen mit Schlägen, Tritten und sonstigen Combos nach Walhalla geschickt werden. Klingt recht simpel und ist tatsächlich total langweilig, weil blanke Monotonie. Bei größeren Gegnern muss man immerhin noch ausweichen, den richtigen Moment abpassen und dann nach und nach einzelne Körperpartien bearbeiten. So sieht man sich gleich zu Beginn einer Armee von Godzilla-großen See-Ungeheuern gegenüber, die man ganz allein erledigen soll. Ihr schlagt sie, besteigt sie, reißt ihnen den Dorn vom Kopf und rammt ihn in ihr Auge (sehr eklig und brutal - daher frei ab 18). Das geschieht durch kontextbezogenes Rumgedaddel auf den entsprechend angezeigten Tasten. Ganz nette Idee, aber nicht neu, weil schon in God of War vorhanden, und auch nicht toll, weil hier ziemlich schlecht umgesetzt.
Heut noch, wenn’s geht! Dass spielerisch kaum Abwechslung geboten wird, mag man noch irgendwie, irgendwo und irgendwann verzeihen können. Was allerdings überhaupt nicht ins Hirn eines normal sterblichen, nicht mit nacktem Oberkörper im eisigen Nordmeer rumplanschenden Daddelfreundes reingehen will, ist die Tatsache, dass die Sequenzen unnötig in die Länge gezogen werden, was die Monotonie nochmals verschlimmert. Im Tutorial muss man beispielsweise übergroße Krebse killen, um zu zeigen, dass man ein echter Kerl ist und das geistige Kunststück des Knöpfchendrückens beherrscht. Ganz nette Idee, nur hat man den Bogen nach drei Krebsen raus, muss aber gefühlte 300 zu Krabbensuppe kloppen. Man hat zwar keinen wirklichen Spaß daran, aber wenigstens genug Nahrung für ganz Afrika erzeugt und somit die Welt gerettet. Geiles Gefühl!
Schwammkopf Schwämme gibt’s zuhauf im Meer. Ob das wohl der Grund für die schwammige Steuerung ist? Wir werden es wohl nie erfahren. Fakt ist jedenfalls, dass es hier deutlich an der Präzision hapert und die Steuerung ein wenig zu langsam reagiert. Man hat selten das Gefühl, Beo „the Berserker“ Wulf wirklich unter Kontrolle zu haben.
Glanz und Gloria Grafisch ist Beowulf recht ordentlich gemacht. Die Umgebungen sind zwar starr, leblos und ohne größere Detailverliebtheit gestaltet, sind aber dennoch ganz nett anzusehen. Die Charaktere bzw. ihre aalglatt-rasierten, muskelbepackten Körper glänzen zwar, was das Zeug hält, bieten aber ganz schwache Texturen. Alles in allem kein optischer Meilenstein, weil trist und eintönig, aber durchaus solide.
Hammer? Naja, Hämmerchen trifft es da wohl ein wenig genauer. Der Sound ist ganz okay, mehr aber auch nicht. Die Sprachausgabe ist gut, die Effekte sind durchschnittlich. Akustische Details bekommt man eher selten mitgeteilt, des Weiteren fehlt hier einfach irgendwie der Pepp. Zu einer Story epischen Ausmaßes müsste eigentlich ein wuchtiger, dramaturgisch fein abgestimmter Soundtrack gehören. Allerdings haben sich die Entwickler wohl gedacht, dass wir so was nicht brauchen, schließlich haben wir ja auch keine wirkliche Story. So wirkt die Musik im Hintergrund zwar mehr oder minder passend, bietet aber bei weitem nicht die gewünschten Effekte. Alles in allem harmlos-nett und daher noch ausbaufähig.
Fazit:
Es ist schon schlimm genug, wenn ein Film eine alte Legende nicht ihrem eigentlichen Sinne wiedergeben kann und sie stattdessen mit viel Tamtam zu einem langweiligen Action-Abenteuer verwurstet. Schlimmer ist es aber, wenn ein Spiel zu diesem Film es auch noch schafft, dieses Niveau zu unterbieten. Das Gameplay ist öde, der Schwierigkeitsgrad zu hoch und die Spieldauer (wenn man es denn schafft) mit etwas um die fünf Stunden auch viel zu kurz. Technisch ist es allenfalls durchschnittlich. Dann doch lieber den Film anschauen. Das ist billiger und raubt euch nicht so viel eurer kostbaren Lebenszeit.
| |
Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
|