Hellgate: London
Entwickler:
Electronic Arts
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
49,99 €
Systeme:
PC
Testsystem:
IntelCore 2 Duo 2,4Ghz, Windows XP, 2048 MB RAM, GeForce 8800 GT 256, DSL 6000
Anforderungen:
Prozessor 2,4GHz (Vista) / 1,8 GHz (XP), 2 GB RAM (Vista) / 1 GB RAM (XP), Grafikkarte 128 MB RAM DirectX9.0c Pixel Shader 2.0, 7 GB freier Festplattenspeicher, DVD-Rom 8x, 512 Kps oder schneller, WinXP / WinVista,
Inhalt:
Die Welt ist untergegangen. Mal wieder. Früher war es schwierig ein Taxi in der Londoner Innenstadt zu ergattern, nun ist es unmöglich. Überall Trümmer- und Geröllhaufen. Touristen bleiben definitiv zuhause. London ist nicht nur sprichwörtlich am Ende, denn die Tore der Hölle haben sich geöffnet und allerlei Gesindel und Dämonen schaden erheblich dem Stadtbild. Den kläglichen Überresten der Menschheit bleibt nichts anderes übrig, als sich in den U-Bahnschächten zu verkriechen und den Großteil der täglichen Beschäftigung auf den Versuch zu verlagern, nicht zu sterben.
Meinung:
Das ist eigentlich nicht so ganz richtig: die Menschen verstecken sich nicht nur, sie prügeln, schießen, schlagen und zaubern auch fleißig zurück. Und hier kommt natürlich der Spieler zum Zuge. Beim ersten Besuch des Menüs zur Anfertigung des Alteregos regiert dann die Unentschlossenheit. Gut so! Wenn man auf Prügel steht, sollte man sich eine Templer Klasse aussuchen. Zaubern ist besser? Bitte, dann sollte man aus der Gruppe der Cabalisten wählen. Die dritte Gruppe heißt Jäger und behagt dem Freund von Fernwaffen wohl am ehesten. Besagte Gruppen sind außerdem in jeweils zwei Klassen unterteilt, es wird also genug Variation geboten und ein Charakter scheint den anderen an Coolness übertreffen zu wollen. So weit der erste Eindruck
Die Sucht Dopamin ist eine schöne Sache: die körpereigene Glücksdroge hat schon Diablo 2 in den Status eines Spielklassikers erhoben. Denn, jedes Mal wenn ich neue, seltene Gegenstände finde, belohnt mich das Hormon mit einem zuckersüßen Glücksgefühl. Bei Hellgate: London fließt diese Substanz wieder in rauen Mengen. Das ausgeklügelte, obwohl nicht ganz neue System aus zufallsgenerierten Leveln und damit Items macht dies möglich. Doch nicht nur das Sammeln der Gegenstände (natürlich normal bis rare) macht Freude, der Spieler darf selbige auch in Einzelteile zerlegen und damit andere Gegenstände aufpolieren. So werden mit steigender Stufe auch die Waffen, Rüstungen etc. immer besser und brauchen nicht gleich auf dem virtuellen Schrottplatz landen.
Die Arthritis im Zeigefinger Links kloppen, rechts ballern. Die Steuerung ist denkbar einfach, so belegt man die linke und rechte Maustaste mit den gewünschten Nahkampfattacken, Zaubern oder Schießprügeln. Auf den Nummern 0 bis 9 ist Platz für Spezialfähigkeiten und auf die Shift-Taste wird je nach Situation eine andere Aktion gelegt, z.B. Sprinten oder Heilen. Ein intuitives Modell, an dem es eigentlich nicht zu meckern gibt. Mit dem guten alten WASD bewegt man sich übrigens in die angestrebte Richtung. Das Zielen auf herannahende Gegnerhorden ist in der 3rd Person Ansicht mehr oder weniger automatisiert, im Nahkampf Modus (etwa beim Scharfschützen) darf mit etwas mehr Interaktivität gerechnet werden. Ein Feature was mir persönlich besonders gefallen hat: ein Tastendruck genügt und die Gegenstände gefallener Feinde werden angesaugt und im Inventar verstaut.
Balance Verschiedene Charakterklassen bedeuten bei Hellgate: London auch unterschiedliches Gameplay. Wenn man sich für einen Nahkämpfer entschieden hat, dann wird dieser dem Namen genauso gerecht, wie eben ein Scherge mit Fernkampfutensilien. Eine Stärke des Spiels ist die Balance, denn trotz der vielen Klassen wirkt alles insgesamt sehr ausgeglichen.
Die Hölle Bis hierhin klingt alles so, als ob die Flagship Studios es tatsächlich geschafft hätten: die Zukunft der Action-Rollenspiele ist glorreich eingeleitet. Leider nein, denn es gibt auch viel zu meckern. Zwar wird eine interessante Atmosphäre von postapokalyptischer Depression geschaffen, doch der Plot verhält sich ziemlich stereotyp: das Gute blabla, das Böse blabla, Monsterkillen blabla. Die Quests, die die Story verknüpfen, sind ebenfalls alles andere als innovativ. Meist läuft es auf Items sammeln und alles-töten-was-sich-bewegt hinaus. Außerdem wird der Spieler kaum oder gar nicht mit Zwischensequenzen o.ä. bei Laune gehalten.
Piece of Cake Für erfahrene Spieler ist Hellgate viel zu leicht. Falls man in Besitz von Fernkampfwaffen und/oder Zaubern ist, kommen die Gegner meist nicht einmal in die Nähe des Charakters bevor sie dahinsterben. Wenn Gegenspieler wirklich wehtun, dann meist nur weil sie in großen Massen auftreten und selbst die seltenen Endgegner lassen den Helden nicht gerade ins Schwitzen kommen. Ein weiterer Stich in der Spielerseele ist das Verteilen von Aufstiegspunkten, das immer endgültig und nicht rückgängig zu machen ist. So etwas ärgert, muss ich doch eigentlich immer wieder von vorne beginnen, wenn ich mich verplant habe.
Das Auge spielt mit Bei jedem Dialog bekommt man nur ein fades Textfensterchen ohne Sprachausgabe geliefert. NPC’s geben nur einen kleinen charakterspezifischen Satz von sich, sonst ist alles abzulesen. Zwar sind Schlüsselwörter hervorgehoben, so dass ein Überfliegen der Zeilen eigentlich ausreicht, aber das ist eben nur für einen Text eine gute Idee, eine Sprachausgabe wäre in jedem Fall hübscher gewesen. Zu allem übel sind außerdem jegliche Lippenbewegungen wegrationalisiert, was trotz abwechslungsreichem Charakterdesign immer wieder negativ auffällt. Die sehenswerten Kampfanimationen mit viel Brimbamborium trösten allerdings ein bisschen darüber hinweg.
Hier war ich doch schon mal? Trotz zufallsgenerierter Umgebung dominiert im Leveldesign eher die Langeweile. Über ein paar Originalschauplätze hätte sich der Spieler sicherlich gefreut. Damit sind wir auch schon beim Knackpunkt, denn Hellgate: London ist im Singlespieler Modus so schwach präsentiert, dass schnell klar wird: der Focus liegt auf der Multiplayer-Nutzung. Selbst Minispiele können den Singleplayer nicht vor der Eintönigkeit bewahren und nur oben genannte Sammelsucht lässt einen tapfer bis zum Ende der Geschichte durchhalten. Multiplayer: kostenlos vs. kostenpflichtig Über die meisten genannten Schwächen in Hellgate: London sieht man im Multiplayer-Modus großzügig hinweg. Im Mittelpunkt steht hier das Sammeln von Items und die Interaktion mit anderen Spielern. Das Finden einer Gruppe, mit der man in den Kampf ziehen will, stellt dabei keinerlei Schwierigkeit dar: Es gibt eine ausreichende Anzahl motivierter Helden, die einen in die Schlacht begleitet. Übrigens funktioniert die Importierung und Exportierung von Charakteren zwischen Off- und Online-Modus nicht, wahrscheinlich damit nicht unerlaubt geschummelt werden kann.
Die Reise in einer Gruppe macht zwar Spaß, doch manchmal möchte man sich auch alleine durchschlagen. Wenn man z.B. seinen neuen Helden erst einmal auf Solopfaden leveln will, funktioniert das ohne weiteres. Hier greift wieder die gute Ausgewogenheit des Spiels. Es bleibt eine große Frage: ist der Aboservice nötig? Das muss im Endeffekt jeder für sich selbst beantworten, doch will man das Multiplayerspiel bis zum Letzten auskosten, kommt man um einen Obolus nicht herum. Entschließt man sich knapp 10 Euro monatlich auszugeben, dann wird man mit stetig neuen Inhalten versorgt (so verspricht es Flagship). Es gibt neue Items, neue Missionen, neue Charaktere und natürlich alles, was von der Community mehrheitlich sonst noch gefordert wird. So können kostenlose Nutzer Gilden beitreten, aber keine gründen. Eine Liste von den aktuellen Features findet ihr übrigens unter diesem Link.
Fazit:
Den Singleplayer-Modus hätte man sich aufgrund mangelnder Variation fast sparen können. Alles wird viel zu schnell eintönig. Trotzdem wird man sich den Klischeesatz „nur noch ein Level“ ständig sagen hören, denn die Itemwut packt den Spieler und verhindert, dass er die DVD gleich zu entsorgt. Grafisch punkten ganz klar die Kampfeffekte, an denen der Spieler sich nicht so schnell satt sehen wird. Benannter Suchtfaktor rettet dann im Multiplayer-Modus das Spiel und man verzeiht Standardfehler wie das unübersichtliche Inventar. Leider wird das volle Potential des Titels trotzdem nicht ausgeschöpft. Schade!
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Autor der Besprechung:
Oliver Kilian

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