Genre:
Rollenspiele USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
56,87 €
Systeme:
PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X/S
Inhalt:
Zugegebenermaßen ist Cyberpunk 2077 jetzt schon ein paar Tage im Handel und so gut wie jeder hat schon den einen oder anderen Test dazu gelesen. Dennoch wollten wir es uns nicht nehmen lassen, auch unsere Meinung zum Spiel kundzutun - getreu dem Motto, dem Cyberpunk 2077 nach all seinen Verschiebungen selbst nachgegangen ist: "Besser spät, als nie".
Wie gesagt, wurde in den letzten Tagen im Netz sehr viel über Cyberpunk 2077 geschrieben - leider auch nicht nur positives. Natürlich bedauere auch ich die Tatsache, dass die PS4- und Xbox One-Versionen noch immer mit massiven Problemen zu kämpfen haben (weshalb Sony die PS4-Version sogar aus ihrem Store entfernt haben), dennoch möchte ich mich hier nicht weiter damit beschäftigen und mich stattdessen voll und ganz auf die Eindrücke vom Spielen auf der Xbox Series X konzentrieren. Ebenso möchte ich diesen Test so kompakt wie möglich halten. Natürlich gibt es eine Menge über das Spiel zu schreiben, aber wenn ich wirklich auf jedes einzelne Feature und jedes noch so kleine Detail eingehen würde, würde dieser Test zig Seiten lang werden. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, mich selbst ein wenig zu zügeln und euch in einem überschaubaren Rahmen einen Test zu präsentieren, in dem dennoch alles Wichtige enthalten ist, sodass ihr am Ende dennoch genau wisst, was euch auf der Xbox Series X mit Cyberpunk 2077 erwartet.
Meinung:
V wie ich sie/ihn möchte
Mit Cyberpunk 2077 schickt uns Entwickler CD Project, wie der Titel des Spiels ja schon vermuten lässt, ins Jahr 2077. Dank fortgeschrittener Kybernetik und modernster Prothesen verfügen die Menschen über Fähigkeiten, die man fünfzig Jahre vorher noch nicht erahnen konnte. In Night City nutzen diese Fähigkeiten vor allem Gangster und Banden, die dank der Tatsache, dass die Megastadt im Freistaat Nordkalifornien von einem Unternehmen kontrolliert wird und von den Gesetzen des Landes und des Staates dadurch nicht berührt wird, ihre Konflikte um die Vorherrschaft in der Stadt zügellos ausleben. Auch wir sind Teil dieses Bandenkrieges, denn wir schlüpfen fortan in die Haut des wahlweise männlichen oder weiblichen Söldners V, dessen Aussehen wir ganz individuell gestalten können. Bereits hier zeigt das Spiel seinen unglaublichen Hang zur Detailverliebtheit, denn neben den rollenspieltypischen Charaktereigenschaften, Geschlecht, Frisur, Körperbau und weiteren oft dagewesenen Merkmalen, können wir hier sogar die Frisur des Schamhaares oder die Länge des männlichen Geschlechtsorgans frei anpassen. Auswirkungen auf das Spielgeschehen haben all diese Entscheidungen aber nicht. Etwas anders sieht dies bei der Wahl unserer Hintergrundstory aus. Je nachdem für welchen der drei zur Auswahl stehenden Pfade wir uns entscheiden, ändert sich nämlich nicht nur die Geschichte ein wenig, sondern auch der Punkt, an dem wir in der Stadt starten. Was auf jeden Fall bleibt, ist aber die Hauptgeschichte, in der wir als Handlanger für die Netrunnerin T-Bug fungieren. Nach ein paar kleineren Aufträgen bekommen wir von ihr auch schon bald einen richtig großen Auftrag. Gemeinsam mit unserem Schläger-Freund Jackie Wells sollen wir in die Firmenzentrale des Großkonzerns Arisaka einbrechen und dort ihre neueste Erfindung, das sogenannte Relic, mit dem man das gesamte Bewusstsein eines Menschen auf einen kleinen Chip transferieren, wodurch man quasi unsterblich wird, stehlen. Natürlich geht der Coup gehörig schief, mehr möchte ich an dieser Stelle aber darüber und was danach folgt nicht verraten. Auf jeden Fall darf man sich auf eine spannende und verdammt gut erzählte Story freuen, wenngleich sie für meinen Geschmack mit rund dreißig Stunden doch etwas kurz geraten ist.
Viel mehr als nur Nebenquests
Dass man deswegen mit Cyberpunk 2077 schnell durch ist, muss aber keiner befürchten. Denn im Grunde ist die Hauptstory nur ein ganz kleiner Teil des Spiels. Quasi zu jeder Zeit bietet einem das Spiel darüber hinaus zahlreiche Nebenquests an, die man frei auswählen kann. Diese Nebenquests sind auch das, was Cyberpunk 2077 ausmachen: Denn genau wie schon in The Witcher 3 sind alle Nebenquests absolut fantastisch. Das gilt nicht nur für deren Geschichten, die stets in die Hauptmissionen eingewoben sind und so des Öfteren sogar Einfluss auf die Hauptgeschichte nehmen, sondern auch für die Charaktere, die man dort trifft. Anders als in zahlreichen anderen Spielen sind die nicht einfach nur da, um einem die Missionen aufzutragen, sie haben stattdessen wirklich Tiefe und Dialoge, die sehr gut geschrieben sind.
Wie eine echte, lebendige Stadt
Wenn man mal keiner Haupt- oder Nebenmission nachgeht, hat man dennoch immer etwas zu tun. Schließlich gibt es da ja auch noch Night City, in der es ebenfalls eine Menge zu entdecken gibt. Ich würde mir sogar wünschen, dass es eine Mission gäbe, in der man die Stadt entdecken muss, denn dann würde garantiert werden, dass jeder Spieler dies auch macht. Aber wie so soft, wird es natürlich wieder viele Spieler geben, die einfach strikt von Mission zu Mission laufen und die Stadt gar nicht würdigen und das ist wirklich schade. Night City ist nämlich eine der schönsten, wenn nicht sogar die schönste Stadt, die es bisher in Videospielen gab. Wirklich fasziniert hat mich, dass man deren Entstehung richtiggehend erkennt. Denn auch wenn es überall Neonfarben funkelt, kann man doch erkennen, dass die Stadt aus vier verschiedenen Baustilen besteht (strenger Entropismus, farbenfroher Kitsch, imposanter Neo-Militarismus und opulenter Neo-Kitsch), die die Entwicklung der Stadt widerspiegeln. Zudem unterscheiden sich auch die verschiedenen Stadtteile teilweise sehr stark voneinander. In dem einen herrschen große Wolkenkratzer vor, während ein anderer eher an die Favelas aus Rio erinnert. Die Stadt ist aber nicht nur optisch ein wahres Meisterwerk, auch ihre Lebendigkeit setzt ganz neue Maßstäbe. Wenn man durch die Straßen läuft, gibt es quasi an jeder Ecke irgendetwas Interessantes zu entdecken. Seien es die zahlreichen unterschiedlichen Geschäfte und Händler, Passanten, die auf der Straße einen kurzen Plausch halten, Menschen, die einfach ihrem Alltag nachgehen oder Leute, die trainieren. Man sieht Leute in feinem Zwirn, die gerade ins Büro gehen, Arbeiter in dreckigen Klamotten, Hipster, Junkies und Kinder, die mit VR-Brillen auf dem Kopf herumlaufen. Man sieht futuristische Fahrzeuge in unterschiedlichster Größe, Form und Farbe und kann auf den überall vorzufindenden Bildschirmen News sehen, die einem noch mehr über die Stadt und deren Bewohner verraten. Kurz gesagt, Night City wirkt wie eine echte, lebendige Stadt, durch die man gerade schlendert und deren Treiben beobachtet.
Frei wählbarer Spielstil
Was die Immersion angeht, ist Cyberpunk 2077 also so das Beste, was man sich überhaupt in Sachen Videospiel vorstellen kann. Doch wie steht es nun mit dem reinen Gameplay? Bieten Haupt- und Nebenquests nur tolle Rahmenbedingungen, oder sind sie spielerisch genauso exzellent? Um die Frage direkt einmal zu Beantworten: Ja, sie sind exzellent. Nicht nur, dass sie selbst schon jede Menge Abwechslung bieten, man kann sie auch stets so spielen, wie man es gerne möchte. Wer lieber auf Feuerkraft setzt, kann den direkten Weg gehen und die Feinde mit den vielen unterschiedlichen Waffen wie Pistolen, Maschinengewehren, Schrotflinten oder auch verschiedenen Nahkampfwaffen, die natürlich auch allesamt ganz Genre-typisch über zahlreiche unterschiedliche Stats, Mod-Möglichkeiten und Seltenheitsgrade verfügen, erledigen. Man kann aber auch den Sam Fisher-Weg gehen und sich an Feinde heranschleichen oder sie sogar komplett umgehen. Als dritte Variante gibt es noch die technische-Seite, bei der man die Umgebung oder gleich die Feinde hackt und sie so zum Beispiel kampfunfähig macht oder auch einfach nur Kameras ausschaltet, damit man diese ungesehen passieren kann.
Für jeden Weg gibt es auch gesonderte Talentbäume, die einem nach und nach immer mehr Vorteile verschaffen. Ich für meinen Teil bevorzuge allerdings einen gemischten Ansatz, denn auch das kann man problemlos machen.
So viele Möglichkeiten
Neben den speziellen Talent-Fähigkeiten bietet Cyberpunk 2077 aber noch zahlreiche andere Möglichkeiten an, seinen Charakter genau seinem favorisierten Spielstil anzupassen. Durch kybernetische Fähigkeiten und Prothesen, die man sich gegen sein hart verdientes Geld bei den sogenannten Ripperdocs holen kann, lassen sich zum Beispiel die Ausdauer und Lebensenergie erhöhen oder aber auch scharfe Klingen einsetzen. Der Fantasie ist hier nahezu keine Grenze gesetzt und gemeinsam mit den ganzen Klamotten, Charaktereigenschaften etc. hat man am Ende wirklich eine ganz individuelle Spielfigur, die es so wahrscheinlich kein zweites Mal gibt.
Einen Nachteil hat das Ganze aber leider. Da die Möglichkeiten so vielfältig und umfassend sind, wird man in den ersten Stunden von alldem beinahe erschlagen. Zudem ist einem am Anfang eventuell auch noch gar nicht ganz klar, wie man seinen Charakter nun spielen möchte, weshalb man sich eventuell sogar ein wenig verskillt. Letzteres ist aber kein großes Problem, denn wer möchte, kann einfach alles zurücksetzen und die gewonnenen Fertigkeitenpunkte einfach neu verteilen.
Diese Möglichkeit würde man sich hin und wieder auch bei der Steuerung wünschen. Denn durch die ganzen Möglichkeiten sind die Menüs teilweise recht verschachtelt und allgemein etwas zu überladen. Hinzu kommt, dass die Steuerung ganz offensichtlich für Maus und Tastatur optimiert wurde. Mit dem Controller durch die Menüs zu navigieren gestaltet sich deswegen manchmal gar nicht so einfach. Nach ein paar Stunden weiß man aber, wo man was findet und dann geht das Ganze auch wesentlich schneller von der Hand. Nichtsdestotrotz wäre eine elegantere Lösung doch wünschenswert gewesen.
Die Technik
Somit sind wir eigentlich auch schon bei dem Thema angekommen, das seit dem Release des Spiels für heftige Diskussionen sorgt, nämlich der Technik. Auf der Xbox Series X, auf der ich das Spiel getestet habe, ist es zwar nicht so schlimm wie auf anderen Systemen, aber auch hier gibt es noch genügend Fehler. Die häufigsten sind dabei Glitches, in denen zum Beispiel Autos durch Wände oder Absperrungen fahren, wir durch Passanten hindurch fahren können, Figuren in Zwischensequenzen einfach verschwinden oder Gegenstände in den Köpfen der NPCs stecken – um nur einige Beispiele zu nennen.
Was die reine Performance angeht, gibt es ebenfalls noch Verbesserungsbedarf. Denn leider gibt es auch immer wieder heftige Ruckler und die Texturen sind allgemein zwar recht scharf, sind vom angestrebten 4K aber noch weit entfernt. Das gilt leider auch für den auf der Xbox Series X exklusiven Performance-Mode, in dem die Framerate dann zwar von 30 auf 60 fps erhöht wird, die Texturen dafür aber etwas matschiger werden. Allerdings darf man nicht nur mosern, sondern sollte an dieser Stelle auch erwähnen, dass das Spiel auf der Xbox Series X aktuell nur in der Abwärtskompatibilität läuft. Eine Next-Gen-Version bzw. ein kostenloses Next-Gen-Update soll erst im kommenden Jahr erscheinen. Mit dem ist dann auch die Hoffnung auf eine noch hübschere Grafik verbunden.
Wie gut Cyberpunk 2077 einmal werden kann, zeigt der Sound. Neben der Synchronisation, die sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Übersetzung hervorragend und höchst professionell daherkommt, wissen auch die tollen Soundeffekte vollends zu überzeugen. Das absolute Highlight ist aber sicherlich der Soundtrack, der einige grandiose Tracks beinhaltet und das Spiel perfekt begleitet.
Fazit:
Der Hype um Cyberpunk 2077 war riesig und er hat sich (zumindest auf der Xbox Series X) gelohnt. Denn was CD Project hier entwickelt hat, ist viel mehr als ein einfaches Videospiel – es ist ein wahres Kunstwerk! Vor allem die Stadt sucht ihresgleichen und sieht nicht nur imposant aus, sondern wirkt so lebendig und real, wie noch keine Stadt in einem Videospiel zuvor.
Ebenfalls grandios ist das Storytelling, wobei hier nicht nur die Hauptmissionen, sondern auch zahlreiche Nebenmissionen gemeint sind. Die sind hier nämlich nicht einfach nur da, um einen länger ans Spiel zu binden, sondern erzählen alle eine interessante Geschichte, die sich teilweise sogar auf die Hauptquest auswirkt – ganz zu schweigen vom tollen Gameplay und Missionsdesign, das einem stets die Möglichkeit gibt, jede einzelne Mission so anzugehen, wie man es gerne möchte.
Schade nur, dass es auch auf der Xbox Series X aktuell noch reichlich Bugs und technische Mängel gibt. Die machen das Spiel zwar nicht unspielbar, rauben einem aber doch im gewissen Maß ein wenig vom Spielspaß. Mit ein paar weiteren Patches dürfte dies hier aber erledigt sein und spätestens mit dem Next-Gen-Upgrade (welches im nächsten Jahr erscheinen wird) dürfte dem Spielspaß nichts mehr im Weg stehen! Bis dahin kann man aber auch jetzt schon auf Microsofts Next-Gen-Konsole viele vergnügliche Stunden mit dem dystopischen Rollenspiel verbringen.
Bewertung Du kannst dieses Game hier benoten. Wohlgemerkt soll nicht die Rezension, sondern das Game an sich bewertet werden! Du hast also dieses Game gespielt? Dann bewerte es hier. Die Benotung erfolgt mit Sternen. Keine Sterne entsprechen der Schulnote 6. Fünf Sterne entsprechen der Schulnote 1.