Resident Evil 4
Entwickler:
Capcom
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
27,45 €
Systeme:
Gamecube, PC, PlayStation 2
Inhalt:
Ganze 2 Jahre haben die Tüftler von Capcom gebraucht, um das Konsolenmeisterwerk der Zombie-Survival-Horror-Action-Adventure-Serie auf den heimischen PC zu portieren. Viele Fans hatten die Hoffnung längst aufgegeben. Ob sich das lange Warten gelohnt hat, wird im Folgenden aufgelöst.
Meinung:
Fans von „Resi“ sei gleich gesagt, dass das alt bekannte Zombie Konzept der Serie hiermit endgültig abgedankt hat. Virusinfizierte Untote sind ja nicht zuletzt von Frau Jovovich inflationär ausgelutscht worden. Dies verleiht der Story glücklicherweise frischen Wind.
Im 4. Teil schlüpft man in die Haut des Raccoon City Veteranen Leon, der vom Staatsoberhaupt der USA höchstpersönlich beauftragt wurde, seine entführte und auch sehr ansehnliche Tochter Ashley wieder heim zu Daddy zu bringen. So macht sich der unerschrockene Monsterspezialist auf zur iberischen Halbinsel, wo sie irgendwo in einem Hinterweltlerkaff vermutet wird. Dort angekommen wird Leon mit einem Hackebeil heiß und innig willkommen geheißen! Nur gut, dass der Jüngling seine Polizeiausbildung mit Bravour bestanden hat. Schon bald entdeckt er die eingesperrte Diva und warum die Einheimischen so angriffslustig sind.
Kopflos durch die Nacht Die Story ist ein genialer Einstieg für eine wahre Metzel- und Rätselorgie. Denn wie schon in den Vorgängern, darf hier schlafwandelnden Menschlingen mit allem möglichen Arsenal an Schusswaffen auf die Pelle gerückt werden. Freunde von Magnum kommen genauso auf ihre Kosten, wie Scharfschützen, Ballermänner und Knallfrösche. Man hat jedoch auf die Draufsicht zugunsten einer Verfolgerperspektive über Leons Schulter verzichtet.
Dies macht umso mehr Sinn, da alle Waffen über eine Infrarotzielhilfe verfügen. Dennoch sollte man es nicht wagen die Tastatur anzurühren sondern lieber das Gamepad anstöpseln. Denn auch hier hat Capcom die Steuerung 1 zu 1 umgesetzt. Ein Mouseaim fehlt ebenso wie die Fähigkeit nach rechts oder links zu laufen. Wer schon immer mal wissen wollte, wie umständlich man einen Shooter auf einer Konsole überlebt, bekommt hier das wahre Gruseln. Dennoch ist die neue Bedienung ein echter Fortschritt gegenüber den Vorgängertiteln.
Schneller als sein Schatten Das Leveldesign ist sehr durchdacht und unterhaltsam gestaltet. Schießeinlagen wechseln sich ständig mit kleinen aber nicht zu schweren Knobeleien und überraschenden Reaktionstests ab. Besonders bei den vielen originellen Bossgegnern ist nicht nur ein großes Magazin sondern auch eine gute Taktik und schnelles Reaktionsvermögen gefordert. Oft, bevor sich ein Supermonster in einer Videosequenz ankündigt, heißt es erst mal: „Weg hier!“ Durch Drücken einer dann im Bildschirm eingeblendeten Tastenkombination entgeht man wiederholt den ewigen Jagdgründen. Sollte dies und ausgehende Heilpflanzen der Grund für häufige Neustarts sein, so fühlt man sich durch großzügig verteilte Speicherpunkte nicht wirklich bestraft.
I’ve got rare things on sale Bis zum Abspann wartet permanent Nützliches darauf von euch eingesammelt zu werden, wie z.B. reichlich Munition, bunte Kräuter und kostbare aber teils versteckte Schätze. Die braucht ihr unbedingt, um beim reisenden Gemischtwaffenhändler - „Wieso ist der Typ immer schon vor mir da?“ – neue Superwummen zu (ver-)kaufen. Witzig ist die Möglichkeit, die vorhandenen Knarren für mehr Bumms zu tunen oder für teures Geld wieder zu verhökern.
Quillt euer Rucksack über, kauft ihr euch einfach `nen Größeren. Den Inhalt eures Koffers werdet ihr schon deshalb bald auswendig aufsagen können, weil nur hier die Waffen gewechselt werden können. Gerade bei den Bossgegnern, wo viel Abwechslung in der Strategie und Selbstheilung angesagt ist, wäre ein Tastendruck von Vorteil gewesen. Fairerweise muss man sagen, dass einem die gleichzeitige Pausenfunktion des Inventars mal kurz vom Nervenkitzel Luft holen lässt.
Help me, Leon! Habt ihr erst mal Ashley befreit, klebt sie wie eine Klette an euch, für die ihr auch noch den Babysitter spielen müsst. Sie bleibt ständig begehrtes Objekt der Sektierer für deren perverses Ritual. Wenn sie euch mal zu sehr mit ihrer Quickstimme auf den Senkel geht, könnt ihr sie in die Ecke stellen. Doch Vorsicht! Wird sie wieder entführt oder erschießt ihr sie statt ihren Träger, heißt es erneut: „Du bist tot!“.
Deshalb ist es wichtig, die detaillierte Kollisionsabfrage zu nutzen. Schießt ihr einem Schergen ins Bein, fällt der auf die Knie und ihr könnt ihm mit einem gezielten Tritt den Rest geben. Leert eure Pumpgun am Kopf, ist er futsch. Für die Langzeitmotivation sorgen nicht nur die vielfältigen Locations wie Wald, Burg, Kerker, See, Höhlen, Bergwerk und Forschungsstationen. Auch der ansteigende Schwierigkeitsgrad und freischaltbare Zusatzmissionen von Leons Agentenkollegin Ada sorgen für durchzockte Nächte.
Schockierende Bilder Kommen wir nach so viel Spielspass endlich zum großen Manko des Games: Die Grafik ist der blanke Horror! Die Texturen sind matschig und die genialen Lichteffekte der Konsolenversionen sind am PC überhaupt nicht vorhanden. So gelungen das ganze Drumherum auch ist, die Grafikumsetzung ist kompletter Betrug. Wer RE4 auf Gamecube oder Playstation2 kennt, bekommt einen Heulkrampf. Wofür haben so viele Resi Fans ihren „Klotz“ für einen High-End PC eingetauscht, wenn man hier wieder ins Mittelalter zurückfällt?
Stimmungskiller Gab es bei den Konsoleros noch heftige Blitzgewitter, die jeden Baum in eine potentielle Bedrohung verwandelten, kann man hier die Schlafwandler schon von weitem herantorkeln sehen. Zum Glück kann der gelungene Gruselsound die Stimmung noch einigermaßen retten. Auch die leider nur spärlich einsetzende Musikberieselung lässt die eigenen Pupillen weiten.
Fazit:
Resident Evil 4 ist spielerisch wie schon auf den Konsolen ein echter Meilenstein, der nur noch durch eine vernünftige Maussteuerung übertroffen werden könnte. Eine durchgängige Gruselatmosphäre, viele Rätsel, interessante Endgegner und fordernde Reaktionstests in einem Spiel sucht man auf dem PC sonst vergebens. Capcom hat nur leider seine Hausaufgaben in Sachen technischer Umsetzung nicht gemacht sonst hätte das Spiel auf jeden Fall einen Hitstern verdient. Durch die Weichspüleroberflächen und ohne Lichteffekte verliert die Atmosphäre beachtlich an Fearfeeling. Dennoch können Fans der Serie und Freunde des anspruchsvollen Schießens getrost zugreifen. Kenner der Konsolenversion sollten es auf keinen Fall antesten; Suizidgefahr!
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Autor der Besprechung:
Sven W.

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