Call of Duty 4: Modern Warfare
Entwickler:
Infinity Ward
Publisher:
Activision
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
59,99 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Call of Duty ist eine der erfolgreichsten Shooter-Reihen, die das Genre hervorgebracht hat. Aushängeschild der Serie sind knallharte Weltkriegs-Gefechte an Originalschauplätzen mit Highend Grafik und Bombastsound. Leider bekommen viele Spieletester inzwischen heftigen Ausschlag, wenn sie nur in die Nähe eines Shooters kommen, der das Thema Weltkrieg auf die Verpackung geschrieben hat. Diese Entwicklung wird auch Infinity Ward, den preisgekrönten Schöpfern der Serie, nicht entgangen sein. Was sie gegen die Langeweile im Landser-Milieu getan haben, erfahrt ihr im folgenden Test.
Meinung:
Wer nicht eine der hundert Previews gelesen oder die Demo gezockt hat, wird sich verwundert die Augen reiben, nachdem der Call of Duty 4 Vorspann vorübergezogen ist. Keine Spur von bösen Nazischergen oder Wehrmachtssoldaten, die die Welt in die Knie zwingen wollen. Der aktuelle Teil der Serie hat den einzig richtigen Weg eingeschlagen und sich vom ausgenudelten Genre des Zweiten Weltkriegs verabschiedet und die Kampfhandlung in die Gegenwart verlegt. Damit hat sich Infinty Ward von den Fesseln des Geschichtsunterrichts befreit und eine fiktive aber umfangreiche und spannende Story ausgedacht.
Osama bin Putin Hauptbösewichter sind mal wieder Terroristen aus dem Nahen Osten, die mit der inzwischen zweitliebsten Bedrohung der westlichen Welt, nämlich den Russen, gemeinsame Sache machen. Wie im richtigen Leben kämpfen Amis und Briten in Gestalt des U.S. Marines Paul Jackson und des Briten Mac Tavish gegen das Böse auf unserem Planeten.
Infinty Ward sparen nicht mit Knalleffekten, wie Häuserkämpfen, Hubschraubergefechten, untergehenden Schiffen und Atombomben. Der Spieler kommt kaum zum Atem holen. Man muss ständig auf der Hut sein, die Gegner greifen zu Hauf an und sind nebenbei alles andere als lernbehindert. Selbst verwundet nehmen sie Dich aufs Korn und ballern aus allen Rohren. Wirst Du getroffen, wallt ein roter Schleier um den Bildschirm. Je mehr Treffer Du einstecken musst, desto dicker wird die rote Suppe, Dein Atem geht stoßweise und wenn Du Dich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kannst, darfst Du Deinem virtuellen Schöpfer ins Angesicht blicken.
Damit Du nicht zu oft Dein Besteck abgeben musst, haben Dich die Entwickler vom Maschinengewehr, Panzerfaust über verschiedene Granaten bis zu C4 Sprengstoff mit allem ausgestattet, was eine Ein-Mann-Armee so braucht. Wem das zur Beruhigung der Nerven immer noch nicht ausreicht, darf sich auf clevere KI-Kameraden freuen, die Feuerschutz geben, selbständig Deckung suchen und im Gegensatz zu anderen Spielen eine echte Hilfe sind.
Suizidgefahr Meist ist es so, dass Du Dich, um zum nächsten Checkpoint zu gelangen, durch Heerscharen von Gegner ballern musst, deren Kontingent immer wieder aufgefüllt wird. Wer versucht aus einer Deckung heraus, die Gegner zu dezimieren, wird wenig Gefallen daran finden und in der Regel an Munitionsknappheit oder Granatbeschuss zu Grunde gehen. Das ist einer der wenigen Schwachpunkte des Spiels, da Du manchmal einfach ballernd und auf Dein Glück hoffend durch die Reihen der Feinde rennst, um Deinen Auftrag zu erledigen bzw. den nächsten Speicherpunkt zu erreichen. Das hat weniger mit Taktik sondern mehr mit Glück zu tun.
Wie im Kino Call of Duty 4 ist ein echtes Technikbrett und darf in Punkto Optik und Sound ungeniert im Konzert der Großen des Genres mitspielen. Tiefenunschärfe, Rim‐Lighting, Charakterschatten, Textur‐Streaming, physikalische Effekte und die hervorragende Animation der Soldaten bescheren ein sehr realistisches Spielgefühl. Der Soundtrack von Mr. "Metal Gear Solid" Harry Gregson Williams vermittelt echtes Kinofeeling. Die deutsche Sprachausgabe ist gelungen und gehört zum besten, was in letzter Zeit die Lautsprecherboxen verlassen hat. Auch die Soundeffekte bringen Deine Sourroundanlage derart zum Wummern, dass es die Nachbarn in die Luftschutzbunker treibt.
Einzig die teils lieblos hingeklatschten Hintergrundbilder trüben das Spielerlebnis und können den hohen Standart der Umgebungsgrafik nicht halten.
Pazifismus pur Das Spiel hat zu Recht keine Jugendfreigabe erhalten. Die Kämpfe in Call of Duty 4 enden oft in einem Blutbad und sind deshalb für jüngere Spieler nicht geeignet.
Was für den einen geschmacklos und gewaltverherrlichend ist, ist für den anderen schonungslose Darstellung der Realität und damit Kritik an Krieg und Kriegstreiber. Um die „pazifistische“ Botschaft des Spiels zu untermauern, haben die Entwickler – wie üblich – Zitate verschiedener Berühmtheiten eingebaut, die den Krieg in Frage stellen und somit wahrscheinlich Ihr schlechtes Gewissen beruhigt.
Motiviert bis in die Helmspitze Call of Duty 4 ist zwar in sechs bis acht Stunden durchgespielt, bietet aber in dieser Zeit ein sehr intensives Spielerlebnis. Die vier Schwierigkeitsgrade, von denen vor allem die beiden höheren echte Brocken sind, motivieren zum Widerspielen. Natürlich darf bei einem aktuellen Xbox-Shooter der Multiplayermodus nicht fehlen. In Sachen Umfang und Modi werden auch hier keine Bäume ausgerissen.
Ein echter Hit ist aber das Sammeln von Erfahrungspunkten, die zu einem Level- und Rangaufstieg führen. Das kennen wir zwar aus Spielen wie Rainbow Six und Halo, neu ist allerdings, dass man für seine Punkte neue Klassen, Waffen und Spielmodi freischalten darf. Mittels eines Editors kannst Du sogar eine eigene Klasse zusammenzimmern. Wer jetzt keinen Anreiz hat, das Teil bis zum Abwinken zu zocken, dem kann nicht mehr geholfen werden.
Fazit:
Call of Duty 4 ist eindeutig der beste Teil der Shooterserie. Die Entwickler haben rechtzeitig alte Zöpfe abgeschnitten und die Handlung in die Moderne verlegt. Optik, KI und Sound sind beeindruckend. Der Multiplayermodus bietet mit seinem innovativen Bonussystem mehr als genug Anreiz für durchwachte Nächte. Gute Argumente also, um die teils schwachen Hintergrundbilder und den kurzen Singelplayereinsatz vergessen zu lassen. Daumen hoch für Call of Duty 4!
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Autor der Besprechung:
Thomas Digel
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