Crysis
Entwickler:
Crytek
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
49,98 €
Systeme:
PC
Testsystem:
AMD64 4000+, 2GB RAM, Geforce 6800Ultra 256MB, WinXP, DSL4000
Anforderungen:
WinXP: P4 2,8Ghz, 1GB RAM, Geforce 6800GT 256MB, 12GB HD, 512kbps
Inhalt:
Sehr hoch waren die Erwartungen, die alle Welt an die drei türkischen Brüder Yerli stellten, die mit ihrer Frankfurter Spieleschmiede Crytek gleich mit ihrem Erstlingswerk Far Cry vor 3 Jahren rund um den Globus für Aufregung sorgten. Den Erfolg des Inselshooters nahmen sich die ehrgeizigen 3 zum Anlass, mit ihrem nächsten Projekt alles bis dahin Gewesene in den Schatten zu stellen. In grafischer Hinsicht möchte wohl niemand widersprechen. Gilt dies auch für die anderen Aspekte von Crysis?
Meinung:
2020 a.D.. Du kommst zu dir. „Nomad!“ Aufgeregt weckt dich dein Einsatzleiter Propheth. Er klärt dich schnell noch auf, dass du dich in luftlöchrigem Raum über einer Inselkette Nordkoreas befindest. Deine 4 Spezialkommandokumpels sind schon bereit für den großen Absprung. Es hat seinen guten Grund, dass es Nacht ist und du draußen kaum deine eigene Hand erkennen kannst. T minus 2 Minuten! Ihr befindet euch auf einer „Aufklärungsmission“ und nicht im Krieg!
„Noch nicht!“, widerspricht sogleich dein launisch-zynischer Kollege Psycho und erntet umgehend Schelte vom Chef. Womit er nur wenig später recht behalten soll. Erst einmal habt ihr den Befehl unbemerkt die Lage zu checken. Wenige Tage zuvor ist der Kontakt zu amerikanischen Archäologen auf einer der Inseln abgebrochen. Falls sie noch leben, müsst ihr sie da raus holen. Scheinbar haben sie etwas so Interessantes entdeckt, dass es selbst die Koreaner für sich behalten wollen. Sie haben alles abgeriegelt. Fast alles! Grünes Licht. Ihr springt!
Und fallt – tief. Du ziehst die Leine! Aaarrrggh, der Schirm ist defekt. Die Brandung kommt unaufhaltsam näher...
Die fantastischen F.E.A.R. Mit einem lauten Klatsch landest du im Wasser. Aber, oh Wunder, du hast es überlebt.
Nano-Suit sei Dank! Nano-Was? Ohne deinen Hightech Blaumann willst du in Zukunft nicht mal mehr auf´s stille Örtchen gehen. Was für die Marvel Helden ihre Strampelhosen, ist für Nomad und Co. ihr High-Tech Kampfanzug.
Weite Dschungelstrecken ohne fahrbahren Untersatz zurücklegen? Kein Problem! Mausrad drücken, Maximum Speed! Du gehst ab wie der rote Blitz.
Vor einem Rudel feindseliger Soldaten der koreanischen Volksarmee (KVA) auf Wache Grimassen schneiden? Wieso nicht!? „Tarnkappe aufsetzen“ und du verschmilzt mit der Umgebung, wie Jessica Alba auf der New Yorker Autobahnbrücke.
Mehr Publikum gefällig? Dann lass den Anzug deine Muskeln verstärken, schnapp dir ein volles Fass oder gleich das nächste Schlitzauge und wirf das Zeug mit voller Wucht gegen die Kegeltruppe. Doch Vorsicht, solltest du bei dem Hammerwurf nicht jedem Feind sofort das Genick gebrochen haben, machst du besser gleich einen riesen Satz hinter die nächste schutzgebende Hügelkette oder hohe Mauer. Denn auch dazu verleiht dir dein Anzug die Macht. Da war doch noch was? Richtig! Die wohl wichtigste aller Anzugfunktionen ist deine Panzerung. Kevlar ist dagegen das reinste Pergamentpapier. Beim Ausmisten von über der Insel verteilten KVA-Vorposten kommt ihr langfristig um einen Kugelhagel nicht herum. Zwar hält der martialische Einteiler nicht unendlich viel aus, schützt euch aber kurzfristig vor Lebenssaftentzug. Ist der Rüstungsbalken futsch, solltet ihr schleunigst in Deckung gehen, damit sich wie schon seit Call of Duty 2 sowohl eure Lebens- als auch Nano-Suit Energie regenerieren kann.
Erwähnte ich bereits, dass ihr natürlich diverse modifizierbare Bleispritzen, Panzerfäuste und Waffen der etwas anderen Art nutzen könnt?
Der Wald vor lauter Bäumen... Das riesige Aussenareal des tropischen Dickichts birgt eine scheinbar grenzenlose Handlungsfreiheit. Ob ihr nun wie der Gouvernator mit der Gatling unterm Arm einen Golfplatz frei schießt, euch wie Mister X ungesehen an den ahnungslosen Wachen vorbeischleicht oder ob ihr einfach nur in einem Affenzahn per Pedes oder mit Hilfe eines der vielen Fahrzeuge vorbeidüsen wollt, bleibt euch überlassen.
Jedoch muss man fairerweise sagen, dass die Missionsziele strikt linear sind, wie auf dem Radar immer angegeben und somit das Erkunden der vielseitigen Möglichkeiten in Crysis eher ein netter, wenn auch sehr kurzweiliger Zeitvertreib ist, der aber das Vorankommen nicht sonderlich beeinflußt. Trotzdem ist es ein guter Anreiz zum mehrfachen Wiederspielen.
Was bitte heißt „Hölle“ auf koreanisch? Wiederspielen sollten vor allem echte Shooterexperten den 4. und höchsten Schwierigkeitsgrad. War der 1. noch ein einfacher Waldspaziergang mit gelegentlichem Streichelzoo, Riesenschildkröten und koreanischem Zielscheiben, so macht der gemeine Europäer einen kleinen, koreanischen Sprachkurs durch, wenn der Zugführer der feindlichen Truppen seinen Schergen Kommandos in ihrer Landessprache zuruft. Neben diesem originellen Hindernis, ist aber das weit aus größere Übel die jetzt fehlenden Hilfsmittel wie leuchtende Granatenwarnung, Fadenkreuz, Fernglas mit Personenortung im dichten Gestrüpp oder die Zielwasser-betrunkenen KVA Soldaten. Letztere vergeuden auf einmal keine Kugel mehr, euch genau da zu treffen, wo es richtig doll weh tut. Solltet ihr sie im Gegenzug mal auf frischer Tat ertappen, suchen sie die nächste Deckung auf, rufen Verstärkung aus „Pjöngjang“ und versuchen gleichzeitig dich von allen Seiten zu umstellen.
Kino. Oder als die Bilder laufen lernten. Jetzt habe ich schon so viel zum Gameplay vertextet, dass nur noch wenig Platz zum berühmtesten Merkmal von Crysis übrig bleibt; der Grafik.
Es dürfte wohl kaum einen Videospieler geben, der sich nicht diverse Crysis Ingame-Videos in den letzten Monaten angeschaut hat, und auch mir fiel gleich die Kinnlade runter. Dynamische Tag/Nachtwechsel, Kilometerlanger Weitblick, hochauflösende Texturen, die mit Unschärfeeffekt verschwimmen, faltige Gesichter, die dich den Schmerz der Pixelsoldaten spüren lassen, eine völlig zerstör- und manipulierbare Spielwelt, und, und, und (letzteres nur mit DirectX10!!!).
Wer braucht schon einen Hawaiiurlaub, wenn man einen Crysis PC hat?
Bedauerlicherweise wurde die Manipulierbarkeit der Spielwelt durch die CryEngine 2.0 nicht sonderlich brauchbar in das Gameplay integriert. So kann man gerade mal etwas die Fahrzeuge an empfindlichen Stellen zum explodieren bringen oder herumliegende Objekte nehmen und werfen. Ist zwar ganz witzig, sonderlich nützen tut es leider nicht. Nicht mal die Anzugkraft kann irgendwas Größeres zerschrotten. Das haben Spiele wie Half-Life 2 und Dark Messiah schon viel innovativer hinbekommen. Physik-Rätsel sucht man in Crysis leider vergebens.
Aliens vs. Nomad(s) Bevor ich auf den Multiplayer zu sprechen komme, möchte ich noch mal kurz auf das Leveldesign der Story eingehen. Die Atmosphäre ist wirklich nicht nur wegen der Grafik genial. Gerade in der ersten Hälfte fühlt man sich wie der Predator, der Muskelprotz Arnold aus seinem unsichtbaren Versteck heraus einst das Fürchten lehrte. Hier wird endlich der Spieß umgedreht und der Gejagte wird zum Jäger. Vorsichtig von Gebüsch zu Gebüsch an den Wachen vorbei schleichen, wechselt sich mit heißen Gefechten ab.
Wenn’s schneller gehen muss, greift man auf die rumstehenden Jeeps, Boote und sogar einen Senkrechtstarter zurück. Waren die Koreaner bisher eure Schießbudenfiguren, tretet ihr ab der Hälfte der Story zum ersten Mal dem wahren Bösen gegenüber und erfahrt endlich den Grund für euren Kommandoeinsatz: E.T.! Nein, nicht das Knuddelmonster, sondern die Dinger aus ID4, die die Welt in Schut und Eis legen wollen. Hä? Der Höhepunkt der Verwirrung bietet euch aber das Betreten des Mutterschiffs, in der sogar die Schwerkraft aufgehoben ist...
Wer nach durchschnittlich 12 Singleplayer-Stunden immer noch nicht genug von Crysis hat, versucht sich am neuen „PowerStruggle“-Modus für bis zu 32 Spieler.
In bewährter Battlefield-Manier erobern Amis gegen Koreaner auf der Map verstreute Bunker und andere Gebäude. Hilfreich dabei sind diverse gegen Erfahrungpunkte handelbare Waffen und Ausrüstungen sowie Fortbewegungsmittel zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Dann geht’s weiter zur zentralen Prototypenfabrik, mit der ihr ausserirdische Hightech-Waffen gegen eure Widersacher einsetzen könnt. Die sind auch dringend nötig, denn die gegnerische Basis ist höllisch gut bewacht...
Der Modus macht auch einiges an Laune, leider ist das Teamplay nicht ganz so gut umgesetzt, wie im Referenztitel Battlefield 2142.
Fazit:
Crysis war noch lange nicht auf dem Markt, da hob die Presse den Titel schon über alle Wolken empor. Wer hoch fliegt, kann eigentlich nur tief fallen, oder? Jein!
Das Spiel ist in sämtlichen Apekten mehr als überdurchschnittlich. Vor allem die fotorealistische Postkartengrafik weiß zu überzeugen. Nie hat mich ein Standbild mehr in Staunen versetzt. Die Story ist leider ein wenig kurz geraten, doch vertröstet uns Crysis mit der Tatsache, dass wir den 1. Teil einer Trilogie vor uns haben.
Wer den Propheten sucht, wird ihn auch finden. Die Frage ist nur wo und wann? Wer eine Hightechmaschine im Spielzimmer stehen hat, darf vor Freude in die Hände klatschen. Alle anderen werden ihren Spaß an der kurzweiligen Handlung haben, wenngleich das Gameplay keine Maßstäbe setzt.
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Autor der Besprechung:
Sven W.
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