NASCAR 08
Entwickler:
EA Sports
Publisher:
EA Sports
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
66.95 €
Systeme:
PlayStation 2, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Amerikanische Sportarten haben es in Deutschland nicht leicht. Das gilt auch für den Motorsport, insbesondere die NASCAR-Serie. In den USA ist sie ein Megaburner, hierzulande nur dank spektakulärer Unfälle, einem Film namens Days of Thunder (mit Tom Cruise, falls es wen interessiert) und dem offiziellen Videospiel zur Rennserie aus dem Hause EA Sports einigermaßen bekannt. Hunderte von Runden lang nur im Kreis zu fahren scheint den europäischen Ansprüchen eben nicht zu genügen. Trotzdem fand NASCAR 08 seinen Weg in die Läden und somit auch in unser verrückt-geniales Testlabor.
Meinung:
Bevor man wirklich in das Spiel einsteigt, muss man erst einmal eine kleine Einführungs-Fahrprüfung absolvieren. Das ist nicht besonders schwer, völlig sinnlos, aber Hauptsache, mal kurz Gas gegeben. Danach geht’s so richtig rund. Oder auch nicht...
Dünn Die Möglichkeiten, sich hier auszutoben, sind recht spärlich ausgefallen. Abgesehen vom Karrieremodus, der die Bezeichnung eigentlich nicht so recht verdient hat, gibt es nicht viel Spektakuläres, über das es sich zu berichten lohnt. Insgesamt kann man sich in vier Rennserien versuchen. Nicht die Welt, aber so ziemlich alles, was die NASCAR zu bieten hat. Zudem kann man noch die Toyota Challenge spielen, die aber nichts anderes als Mode-Recycling mit anderen Autos ist. Ziel des Spiels ist es übrigens, sich Lizenzen zu angeln und sich so hochzuarbeiten, um dann schlussendlich den NEXTEL-Cup erfolgreich meistern zu können. Klingt nach Karriere mit Spieltiefe, bietet aber nicht annähernd genug davon.
*piep* Der Karrieremodus bietet euch die Möglichkeit, sich eines der lizenzierten Teams samt passendem Fahrzeug auszusuchen und sich dann hochzuarbeiten. Doch vor den eigentlichen Rennen gilt es viele kleine Fahrprüfungen erfolgreich zu bestehen, um die Lizenzen für Kurse und Rennserien zu bekommen. Leider ist Abwechslung hier Mangelware, da diese Herausforderungen mit einer gewissen Redundanz verbunden sind. Zudem kommt hier das richtige Rennfeeling überhaupt nicht auf. Dass man sich den Schwierigkeitsgrad aussuchen kann, ist auf den ersten Blick zwar schön, gerät hier allerdings zur Farce, da das Handling so schwer ist, dass es stellenweise unmöglich scheint, seine Karre trotz der simplen Ovalform der Strecken in der Spur zu halten. Die Lenkung reagiert viel zu sensibel auf kleinste Bewegungen und schleudert euch schneller aus dem so einfach anmutenden Parcours, als ihr das F-Wort aussprechen könnt. Das ist zwar realistisch, aber ziemlich unfair, weil es den Spieler somit zum Kauf eines Lenkrad-Controllers zwingt, um NASCAR einigermaßen spielen zu können. Da helfen einem auch die unzählbar vielen Tuning-Einstellungen (40 an der Zahl) nicht viel, die Simulations-Liebhabern ansonsten einiges an Bastelspaß bieten.
Die Masse macht’s Fährt man nach diversen kleinen Firlefanz-Spielereien dann aber mal ein richtiges Rennen, gibt es endlich zumindest einen Hauch von Action. 42 Autos, Crashs und eine einigermaßen aggressive KI, die aber nicht angemessen Auf Rennverläufe reagiert, sondern nur darauf bedacht ist, euch irgendwie wegzudrängen. Taktisches Geplänkel, wie es in der Realität der Fall ist, könnt ihr hier vergessen. Statt Rennstrategien zu entwickeln und der Rennsituation anzupassen, müsst ihr hier „nur“ von Windschatten zu Windschatten springen und die Gegner überholen. Ebenso fehlt ein angemessenes Geschwindigkeitsgefühl.
Neu? Für die ganz dummen unter den Zockern wird der Windschatten auch immer schön groß angezeigt, sodass sich der ganze Bildschirm mit ekligen Markierungen füllt. Optisch kein Genuss, aber immerhin hilfreich. Der als revolutionär angepriesene Telemetrie-HUD ist für Freaks eine echte Freude, da man endlich mal zu spüren bekommt, dass es sich hier um eine Simulation handeln soll. Allerdings gibt es in Forza 2 bereits eine ähnliche Übersicht, von neuartig kann also keine Rede sein.
Multi-Blödsinn Neben dem eher durchwachsenen Singleplayer gibt es noch einen Mehrspieler-Modus, der ebenso wenig überzeugen kann. Zum einen, weil es keinen Split-Screenmodus gibt, was für ein Rennspiel eigentlich eine Katastrophe ist; zum anderen, weil man online nur mit insgesamt zwölf Autos ein Rennen bestreiten kann. Im Singleplayer tummelt sich fast die vierfache Anzahl an Boliden auf einer Strecke!
Schlechte Beobachtung In Sachen Grafik hätte man sich ruhig mal bei anderen Genre-Vertretern umschauen können, um zu sehen, wozu Next-Gen-Konsolen so in der Lage sind. Wenn man sich NASCAR 08 ansieht, gewinnt man den Eindruck, als hätte sich niemand ernsthaft Gedanken darüber gemacht. Die PS3-Version ist ein absoluter Graus. Matschige Texturen, niedrige Auflösung, Pixelränder, instabile Framerate. Die Xbox 360-Fassung sieht zwar wesentlich besser aus und läuft auch sehr flüssig, ist aber grafisch dennoch nur Mittelmaß.
Überzeugen können lediglich die hübsch animierten (wenn auch nicht ganz realistisch ablaufenden) Kollisionen und die darausresultierenden Schadensmodelle sowie die Boxenstopps. Der Rest ist allenfalls Durchschnitt. Die Umgebung wirk lieb- und leblos hingeklatscht, die Fahrzeuge erreichen nicht einmal annähernd das Niveau der Genre-Könige. Selbiges gilt auch für den Sound. Die Konkurrenz macht es einfach besser. Die Motorengeräusche wirken wie die Nachvertonung eines B-Films und passen überhaupt nicht ins Spiel. Gelungen ist dagegen die Präsentation des Rennens im TV-Stil, was dem Spiel doch einiges an Authentizität verleiht.
Fazit:
Autsch, das ging wohl in die Hose. Während NASCAR 08 auf der PS2 noch ganz okay ist (und nebenbei mehr Umfang bietet), kann man die Next-Gen-Versionen eigentlich niemandem so recht empfehlen. Außer Hardcores, die mit dem Sport etwas anfangen können. Der 360-Markt ist voll von guten Rennspielen, sei es nun ein PGR 4 für die Arcade-Freunde oder ein Forza Motorsport 2 für Simulations-Fetischisten. Ein inhaltlich so mageres, spielerisch eintöniges und schwer zugängliches Spiel braucht da eigentlich niemand und so verwundert es nicht, dass die NASCAR hierzulande ein Nischendasein fristet. Schade.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin

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